Mit Hexenschuss am Gartenteich

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Schmökern

Eigentlich wollte ich im Mai noch einmal ein paar sonnige Tage in Ostfriesland verbringen. Das Wetter hätte auch wunderbar mitgespielt, aber leider hat mir mein Rücken wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit vielen Jahren kann ich ein Lied davon singen, wie sehr man nicht nur an Beweglichkeit, sondern auch an Lebensfreude verliert, wenn einem das widerfährt, was im Volksmund gerne als Hexenschuss bezeichnet wird. Und dieses Mal hatte die Hexe eine komplette Breitseite abgefeuert. An eine Fototour war also überhaupt nicht zu denken; vielmehr musste ich es erst einmal schaffen, wieder ein Mensch zu werden. Doch, doch, das kann man schon durchaus so sagen: Schließlich zeichnet sich unsere Art durch ihren aufrechten Gang aus – und damit konnte ich momentan nun wirklich nicht dienen.

Das war aber längst nicht alles: Zu meinem höchsten Verdruss gesellte sich dann auch noch eine hartnäckige Sommererkältung zum Reigen meiner Plagegeister hinzu. Jeder einzelne Hustenanfall sendete dabei stets allerbeste Grüße an meinen ohnehin schon lädierten Rücken.

Wahrscheinlich mutmaßt ihr jetzt, ich gehöre wohl auch zu jenen Männern, die jeden besseren Schnupfen zur Nahtoderfahrung aufbauschen. Allerdings kann ich zu meiner Ehrenrettung in diesem Fall anführen, dass meine Frau etwas zeitversetzt die gleiche Erkältung mit Husten, Halsweh, Kopfschmerzen und Schwindel bekam und sich damit auch kein Fitzelchen weniger marode gefühlt hat als ich – und das sogar ganz ohne Hexenschuss.

Nun, irgendwann ließen die Kräfte meiner Plagegeister endlich ein wenig nach, und ich konnte die allerersten Schritte – durchaus wörtlich zu verstehen – in Richtung einer Wiederaufnahme der Fotografie unternehmen. Zum Glück hatte zu dieser Zeit selbst das bisher recht übellaunige Wetter ein Einsehen, und so beschloss ich, wenigstens unseren Garten als Fotorevier zu nutzen. Das, so redete ich mir gut zu, sollte doch wohl selbst mit meinem Hexenschuss möglich sein.

Im Endeffekt klappte das dann auch so leidlich, aber durchs Gebüsch kriechen oder gar auf dem Bauch liegend fotografieren konnte ich dieses Mal natürlich nicht. Im Grunde blieb mir als einzige Option, mich mit dem Rücken an die Hauswand gelehnt an den Rand unseres Gartenteichs zu setzen. Damit war ich zwar stark in meinem Bewegungsspielraum eingeschränkt, aber in der Not frisst der Teufel eben Fliegen. Halbwegs auf Augenhöhe mit meinen Motiven kam ich auf diese Weise ja auch.

Dummerweise hatte ich von meinem rückenschonenden Platz keinen freien Blick auf die Lieblingsbadestelle der unseren Teich besuchenden Vögel. Damit fiel noch einmal ein gehöriger Teil meiner möglichen Motive weg. Das hatte ich mir anders vorgestellt, aber was nicht geht, das geht nun einmal nicht. Mir blieben immerhin noch unsere Frösche und einige eifrig über dem Wasser patrouillierende Libellen. Andere Insekten waren zwar ebenfalls reichlich zu sehen, aber viel zu klein, um sie aus meiner einzig möglichen Fotoposition heraus auch nur einigermaßen formatfüllend ins Bild setzen zu können.

Nachträglich muss ich feststellen, dass mir nicht gerade viele brauchbare Aufnahmen gelungen sind. Meine dank der Hexen sehr stark eingeschränkte Mobilität erwies sich einfach als ein zu großes Hindernis. Andererseits sind aber selbst wenige Fotos schon einmal besser als nichts. Vor allem hatte ich – Erkältung hin, Hexenschuss her – nach langen Tagen der unfreiwilligen Abstinenz endlich wieder einmal die Gelegenheit, ein wenig Zeit mit meiner Kamera draußen verbringen zu können. Da störte es mich auch herzlich wenig, dass als Fotorevier unser eigener Gartenteich herhalten musste und sich das Ganze keine drei Meter vom Haus entfernt abspielte.

Am Ende waren es dann nicht einmal die – ohnehin wenigen – brauchbaren Fotos, die meine Laune am meisten hoben. Das Gefühl, beinahe wieder inmitten der Natur sitzen und einige Tiere bei ihrem geschäftigen Treiben in Ruhe betrachten zu können, hat mir ausgesprochen gutgetan. Ich kann mich zwar für vieles begeistern, kenne sicher keine Langeweile, aber wohl kaum etwas fasziniert mich mehr, als die unglaubliche Vielfalt der Natur. Sie zu beobachten, selbst wenn mein Blick einmal nicht weiter als bis in den eigenen Garten reicht und ich mich kaum von der Stelle bewegen kann, ersetzt mir alle Netflix-Serien dieser Welt.

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