Schleswig-Holstein – Teil 1

Kommentare 0
Reisen

Diese Mal soll es der hohe Norden sein. Nein, ich rede hier nicht gleich vom Nordkap. Auch wenn es uns immer wieder stark nach Skandinavien zieht, geht es dieses Mal lediglich ganz in den Norden Deutschlands, also nach Schleswig-Holstein. Dabei drängt es uns gar nicht in erster Linie ans Meer, an die Nord- oder die Ostsee. Wir wollen vor allem das Landesinnere erkunden. Das kennen wir nämlich bisher kaum. Um es gleich vorweg zu nehmen: Trotz des leider ziemlich launischen Wetters werden wir am Ende der Reise absolut begeistert sein. Aber der Reihe nach:

Wir wollen unsere Tage in Schleswig-Holstein gleich in mehrerer Hinsicht ein wenig aufteilen. Zum einen nehmen wir uns vor, die Gegend sowohl mit dem Auto als auch per Rad und wandernd zu erkunden. Zum anderen soll es zwar immer wieder hinaus in die Natur gehen, aber selbstverständlich ohne dabei auf den Besuch der hübschen Städtchen zu verzichten. Damit kämen wir selbst dann schon auf ein ganz schön strammes Programm, wenn das Wetter verlässlich trocken bliebe. Da dem aber nicht so ist, müssen wir unsere Pläne auch noch täglich daran anpassen. Ihr seht also: Wir armen, bedauernswerten Urlauber verdienen einmal mehr euer Mitgefühl.

Nein, im Ernst: Das Wetter macht uns zwar tatsächlich so manches Mal einen Strich durch unsere Rechnung und auch durch meine Fotopläne, aber wir lassen uns davon natürlich keinesfalls die Laune verderben.

Ausflug an die Schlei

Gleich zu Beginn unserer Reise fahren wir an die Schlei. Noch ist das Wetter gut, und diese Gelegenheit wollen wir gerne nutzen, um diesen Fjord der Ostsee, der etwas 40 Kilometer weit ins Landesinnere hineinragt, zu besuchen. Immerhin zählt die Gegend rund um die Schlei zu den hübschesten Flecken Schleswig-Holsteins. Klar, dass wir uns davon selbst ein Bild machen wollen.

Arnis

Wir beginnen unsere Schlei-Tour in Arnis, der kleinsten Stadt Deutschlands. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als bestünde Arnis aus nur einer einzigen, mit Kopfsteinen gepflasterten Straße. An diesem Eindruck ändert auch der zweite Blick nicht viel. Aber gerade deshalb fühlen wir uns hier sofort ausgesprochen wohl. Hier scheint es keinen Verkehr, keinen Lärm und keine Hektik zu geben; dafür aber viele schnuckelige kleine Häuschen mit zumeist üppigem Blumenschmuck vor den Fassaden. Uns haben es vor allem die wunderschönen Haustüren angetan. Sie in allererster Linie sind es, die dieses winzige Städtchen mit seinen nur dreihundert Einwohnern so hübsch und einladend wirken lassen. Wir bummeln gemächlich durch die Straße und anschließend an der Schlei entlang, von wo wir dann noch einen Blick auf die Rückseiten der Häuser und ihre Gärten werfen können.

Sieseby

Ein besonders hübsches Dörfchen an der Schlei ist das winzige Sieseby. Wir machen einen kleinen Bummel durch den Ort, bewundern die reetgedeckten Katen und ihre malerische Lage am schilfbewachsenen Ufer. Hier wird uns zum ersten Mal so richtig bewusst, dass Schleswig nicht nur lange zu Dänemark gehört hat, sondern dass hier auch heute noch jene typisch dänische Hygge zu Hause ist, die sich mit den Wörtern „Gemütlichkeit“ oder „Wohlbefinden“ nur sehr unzureichend ins Deutsche übersetzen lässt. Ersteres klingt zu sehr nach grölender Bierseligkeit, während Letzteres wohl eher an massageölgetränkte Wellness erinnert. Wie auch immer, die Dänen gelten jedenfalls als eines der glücklichsten Völker dieser Welt, und vielleicht ist es ja kein Zufall, dass vor kurzem eine Umfrage ergeben hat, dass in Schleswig-Holstein die glücklichsten Deutschen leben.

Maasholm

Über Kappeln, ein lebhaftes Städtchen mit einer geschäftigen Fußgängerzone, aber leider ohne den anheimelnden Charme seiner kleineren Nachbarn, gelangen wir am Nachmittag nach Maasholm. Und schon wieder bummeln wir durch hübsche Gassen und am hier besonders reizvollen Ufer der Schlei entlang. Ganz erschöpft von so viel Spazieren, Schauen und Staunen lassen wir den Tag auf der Terrasse eines Cafés bei Tee und leckerem Kuchen noch einmal Revue passieren. Schon jetzt sind wir sicher, mit der Wahl unserer Urlaubsregion goldrichtig gelegen zu haben.

Schleswig

Als unser Lieblingsort an der Schlei, den wir zuerst mit dem Fahrrad und dann noch einmal per Auto ansteuern, entpuppt sich das 27.000-Einwohner-Städtchen Schleswig. Dabei ist es durchaus keine Liebe auf den ersten Blick. Wir landen nämlich mit unseren Rädern direkt im Bereich der Fußgängerzone, und die ist zwar keineswegs hässlich, sie erweist sich aber eben auch nicht als besonders anziehend. Dennoch genehmigen wir uns dort eine leckere Eisschokolade bevor wir uns aufmachen, Schleswig noch weiter zu erkunden.

Blick über die Schlei auf Schleswig

Unweit vom Dom, der alleine schon wegen des beeindruckenden Altars mit seinen handgeschnitzten Figuren einen Besuch wert ist, gelangen wir in die Fischersiedlung Holm. Und dieser Stadtteil Schleswigs ist – man kann es nur mit leuchtenden Augen feststellen – unglaublich bezaubernd. Rund um einen Platz, der den kleinen Friedhof beherbergt, schmiegen sich lauter wunderschöne und ganz offensichtlich mit viel Liebe restaurierte Häuschen aneinander. Wir fühlen uns sofort in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Auch die von dem Platz abgehenden Straßen fügen sich nahtlos in die Idylle ein. Wir bummeln durch dieses architektonische Kleinod, spazieren hier und da durch winzige Gänge ans Ufer der Schlei und lassen uns schließlich im Schatten des Johannisklosters für eine Weile auf einer Bank nieder. Es sind nicht unsere Beine, die eine Pause benötigen. Wir brauchen einfach etwas Ruhe, um all diese wunderbaren Eindrücke in uns einsickern zu lassen.

Wikinger-Siedlung Haitabu

So wunderschön das Städtchen Schleswig auch sein mag, es wäre ein Fehler, die am anderen Ufer der Schlei auf einer Halbinsel gelegene Wikinger-Siedlung Haitabu nicht ebenfalls zu besuchen. Wir wollen diesen Fehler keinesfalls begehen, und so machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg. Vom Parkplatz gelangen wir zuerst zum Wikinger-Museum mit seiner didaktisch sehr gut aufbereiteten Ausstellung, die einen guten Eindruck vom Leben und Wirken der Wikinger vermittelt.

Nach einem kleinen Spaziergang erreichen wir dann die originalgetreu nachgebauten Häuser, so dass wir einen ausgezeichneten Eindruck davon bekommen, wie es hier zur Zeit der Wikinger in einer ihrer größten Siedlungen Nordeuropas, denn genau das war Haitabu, zugegangen sein mag. Es lässt sich übrigens recht gut erkennen, warum sie ausgerechnet diesen Platz gewählt haben: Die Schlei bot einen exzellten Zugang zur Ostsee und die Halbinsel war leicht zu verteidigen. Dies umso mehr, als die Wikinger einen halbkreisförmigen Wall zur Landseite errichteten. Dieser Wall ist heute noch in ausgezeichnetem Zustand zu besichtigen.

Eckernförde

Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit widmen wir uns jetzt wieder der Gegenwart. Unser nächster Weg führt uns nach Eckerförde. Auch hier gelangen wir nach wenigen Schritten aus den geschäftigen Einkaufsstraßen in alte schmale Gassen, die wieder einmal von sehr hübschen Häusern gesäumt werden. Leider wird der Charme dieser Gassen von den vielen davor parkenden Autos so sehr beeinträchtigt, dass wir lieber Richtung Hafen weitergehen.

Dort sind es vor allem die historische Holz-Klappbrücke und einige schöne alte Schiffe, die uns begeistern. Ansonsten ist auch hier der Eindruck eher zwiespältig. Die meisten der modernen Gebäude sind architektonisch doch eher … nun ja … nennen wir es mal unambitioniert, so dass uns auch hier wenig zum Verweilen einlädt.

Wir spazieren deshalb schon bald weiter in Richtung Strand. Der ist recht ansehnlich, und es dürfte sicher ein ausgesprochenes Vergnügen sein, als Bewohner dieser Stadt zwischen Arbeit und Abendessen schnell mal in die Ostsee springen zu können.

Wasserschloss Glücksburg

Ein besonders sehenswertes Gebäude in Schleswig-Holstein ist ganz ohne Frage das Wasserschloss Glücksburg. Wir kommen ja aus dem Münsterland, also einer Region, in der nun wahrlich kein Mangel an Wasserschlössern zu beklagen ist. Und dennoch: Schloss Glücksburg selbst, ebenso wie der etwa einstündige Rundweg, der immer am Wasser entlang einmal um das gesamte Gelände führt, erweisen sich auch in unseren Augen als ausgesprochen lohnend.

Flensburg

Wenn man schon so weit im Norden Deutschlands ist, dann darf selbstverständlich ein Besuch in Flensburg nicht fehlen. Wir wollen doch auf jeden Fall einmal hier an Ort und Stelle überprüfen, ob diese Stadt mehr zu bieten hat als die ebenso berühmte wie bei so manchem unbeherrschten Autofahrer verhasste Verkehrssünderkartei. Ein Parkplatz ganz in der Nähe des Hafens ist schnell gefunden. Dort zieht es uns dann gleich zum Museumshafen mit seinen herrlichen Holzsegelschiffen.

Vom Hafen geht es dann hinauf in die eigentliche Stadt, die sich zwar keineswegs als durchgängig ansprechend, aber in Teilen doch als recht sehenswert erweist. Auch hier haben es uns wieder vor allem die vielen kleinen Gassen, Durchgänge und Innenhöfe angetan. Sie geben dieser in großen Teilen eher nichtssagend-modernen Stadt dann doch ein recht freundliches Gesicht.

Geltinger Birk

Die Geltinger Birk ragt dort, wo die Flensburger Förde in die Ostsee mündet, als kleine Halbinsel ins Meer hinaus. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dieses Naturschutzgebiet einmal in aller Ruhe zu erkunden und mich dort der Naturfotografie zu widmen. Dieses Mal haben wir aber lediglich die Zeit für zwei kleinere Spaziergänge. Der erste führt uns zum Leuchtturm Falshöft, der zweite dann zur Schöpfmühle Charlotte.

Ausblick

Damit endet nun dieser erste Blogbeitrag über unsere Zeit in Schleswig-Holstein. Für diejenigen unter euch, denen heute die Naturfotografie erheblich zu kurz gekommen sein sollte (nun ja, ehrlich gesagt lag ihr Anteil bei exakt null Bildern): Im zweiten Teil wird das nicht wieder passieren, das kann ich jetzt schon versprechen. Habt also bitte noch ein wenig Geduld. Vielleicht geht es euch ja auch ebenso wie uns, und ihr lasst euch bis dahin ein wenig von den malerischen Dörfern und Städtchen hier im hohen Norden bezaubern.

Schreibe einen Kommentar