Frösche scheinen ziemlich alt zu werden. Der berühmteste unter ihnen, Kermit, hat das Licht der Welt jedenfalls noch vor mir erblickt, und ich bin ja nun auch nicht mehr der Jüngste. Einige seiner Kumpels haben sich so nach und nach in unserem Gartenteich angesiedelt, wo sie es sich, wie man hört, ziemlich gut gehen lassen. Was meint ihr? Weil Frösche nicht sprechen, könne man das gar nicht zu hören bekommen? Doch, doch, wenn man ein wenig Lurchisch versteht, dann geht das. Und wie das geht. Oder sollte es etwa kein Ausdruck ihrer Zufriedenheit sein, wenn unsere Frösche jetzt im Frühjahr putzmunter quakend durch unseren Teich paddeln?

Die meiste Zeit aber sitzen sie einfach nur da, mal auf einem Seerosenblatt, mal auf einem Stein, schauen recht selbstzufrieden in die Welt und lassen Neptun einen guten Mann sein. Selbst die Jüngeren unter ihnen wirken deshalb auf mich immer so, als ob sie bereits eine Art von Rentnerleben führten. Irgendwie beneidenswert.

Dieser Vergleich stößt dann aber auch wieder an seine Grenzen: Wo die menschlichen Rentner unsere Schwimmbäder in erster Linie beim Frühschwimmen bevölkern, lassen es die Frösche etwas geruhsamer angehen. Dafür paddeln sie dann aber noch bis in den späten Abend, ja oft sogar bis in die Nacht hinein im Teich herum. Offenbar ist die senile Bettflucht … naja, in ihrem Fall wohl eher Teichbettflucht … bei Fröschen nicht ganz so weit verbreitet.


Dafür neigen sie allerdings, anders als die meisten Rentner, zu wilden Raufereien beim Schwimmen. Kaum begegnen sich zwei von ihnen im Wasser, schon geht das muntere Gerangel auch schon los. Ziel scheint es dabei wohl stets zu sein, auf den Rücken des jeweils anderen zu gelangen. Beim Zuschauen entsteht dadurch der Eindruck, es ginge ihnen darum, den Rivalen unterzutauchen, was mich ein wenig an früher erinnert: Als Jugendliche haben wir das im Schwimmbad nämlich oft genauso gemacht.

Der Unterschied besteht vielleicht nur darin, dass so ein Sieg den Fröschen vermutlich weniger Genugtuung bereitet. Als Amphibien können sie unter Wasser ja problemlos atmen, während wir zur Freude des Siegers immer ein wenig japsend zurück an die Oberfläche kamen. Aber vermutlich ist das auch gar nicht wirklich entscheidend. Bei uns wie auch bei den Fröschen ging und geht es wohl vor allem darum, Dominanz zu demonstrieren und die Mädels zu beeindrucken.


Wenn ich es so recht bedenke, dann ist alles Gerede darüber, welch hoch entwickelte Lebewesen wir Menschen doch sind, vielleicht ein klein wenig übertrieben. Zumindest bei den Balzritualen scheinen wir uns ja kaum von den Lurchen zu unterscheiden. Nur schaffen die das in diesem speziellen Fall, ganz ohne verzweifelt nach Luft schappen zu müssen. Wer hat da also jetzt die Nase vorn?

Frösche fotografieren
Man sollte meinen, am eigenen Gartenteich müsse es doch recht einfach sein, Frösche zu fotografieren. Im Grunde ist es das auch, aber wie so oft steckt der Teufel im Detail. Die größten Schwierigkeiten liegen hier weniger in der Verfügbarkeit meiner Models als vielmehr in ein paar anderen Faktoren, die jedoch oft den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen:

Temperatur
Als wechselwarme Tiere sind unsere Frösche leider nur dann aktiv, wenn sie sich zuvor hinreichend aufwärmen konnten. Das ist im Frühling natürlich längst nicht immer der Fall. Andererseits findet ihre Balz aber nun einmal in dieser Jahreszeit statt. Ich bin also stets auf einige warme Frühlingstage angewiesen, wenn ich einige der „aufgeblasenen Kerlchen“, also Frösche mit lautstark aktivierten Schallblasen, erwischen will. Tja, und warme Tage gibt’s in aller Regel nur, wenn die Sonne scheint – womit ich schon beim nächsten Problem bin:

Licht und Schatten
Frösche sind so gut wie immer nass, was natürlich dazu führt, dass ihre Haut in der Sonne glänzt wie ein frisch eingeölter Bodybuilder im Freibad. Das sieht auf Fotos immer ziemlich unschön aus (die glänzenden Stellen an den Fröschen, nicht der ölige Bodybuilder … obwohl … aber lassen wir das). Um dem vorzubeugen, gibt es zwei Lösungen: Am besten wäre es, meine Frösche nicht in der prallen Sonne, sondern im Schatten zu fotografieren. Dumm nur, dass unser Teich lediglich am frühen Morgen im Schatten liegt, also leider genau dann, wenn die Frösche wenig unternehmungslustig sind.

Alternativ ließe sich der unerwünschte Glanz mit einem Polfilter reduzieren. Allerdings hängt dessen Wirkung davon ab, den richtigen Winkel zum Motiv bzw. zur Sonne einzunehmen. Dazu müsste ich häufig mitten in den Blumenbeeten rund um unseren Teich liegen. Da gilt es schon abzuwägen, ob ich für bessere Froschfotos meine Ehe gefährden möchte. Schwierige Entscheidung!





Geschwindigkeit
Bisher muss ich leider zugeben, dass unsere Teichfrösche einfach zu schnell für mich sind. Gute Action-Fotos habe ich bisher noch nicht zustande gebracht. Das eigentliche Problem ist dabei noch nicht einmal die Geschwindigkeit selbst, mit der so ein Frosch plötzlich losspringt. Die übersteigt zwar meine Reaktionsfähigkeit, aber das könnte ich mit der Pre-Capture-Funktion in den Griff bekommen.

Nicht-Fotograf:innen dürfen den nächsten Absatz gerne überspringen:
In diesem Modus macht meine Kamera bei halb gedrücktem Auslöser in kurzer Folge jede Menge Fotos mit den gewählten Einstellungen, schreibt sie aber nicht auf die Speicherkarte, sondern legt sie in einem internen Zwischenspeicher ab, der, sobald er voll ist, erneut überschrieben wird. Drücke ich den Auslöser dann ganz durch, werden auch die sich aktuell in diesem Buffer befindlichen Aufnahmen auf die Speicherkarte geschrieben. Am Ende habe ich somit auch jene Fotos, die das Geschehen vor dem Auslösen eingefangen haben. Genial, denn damit spielt meine Reaktionszeit praktisch keine Rolle mehr.

Das funktioniert zwar alles ganz vorzüglich, aber gerade bei den Fröschen stoße ich dennoch an meine Grenzen. Wohlgemerkt, es sind wirklich meine Grenzen, nicht die der Kamera. Das muss ich wohl erklären: Natürlich versuche ich immer, die Frösche so gut es eben geht auf Augenhöhe – ihre, nicht meine – zu fotografieren. Das sorgt zwar für bessere Bilder, setzt aber voraus, dass ich, am Teichrand auf dem Bauch liegend, meine Kamera dicht über der Wasseroberfläche sehr ruhig halte.

Eine Weile schaffe ich das auch ganz gut, aber wenn der anvisierte Frosch sich mit seiner erhofften Stunteinlage zu lange Zeit lässt, dann fällt mir schier der Arm ab. Tja, und kaum gebe ich meine Lauerposition einmal für ein paar Sekunden der Erholung auf, springt der verflixte Lurch davon und dreht mir eine lange Froschnase. Mit einem im Wasser aufgebauten Stativ ließe sich dieses Problem vermutlich lösen, aber damit ginge auch meine Flexibilität verloren. Ich weiß ja leider vorher nie, wo sich ein Frosch hinsetzen und ob er dann irgendwann auch davonhüpfen wird.


Fazit
Auch wenn es mit den erhofften Action-Fotos bisher noch nicht so recht geklappt hat, haben sich unsere Teichfrösche doch als recht brauchbare Models erwiesen. In diesem Frühjahr wird es zwar nichts mehr werden, aber ich bleibe dran: Irgendwann werden mir auch noch sich wild balgende oder munter davonhüpfende Frösche in die Fotofalle gehen. Nun ja, keine echte Fotofalle, aber ihr wisst schon, wie ich es meine.
