Vom Winde verweht – Teil 2

Kommentare 0
Reisen

Erinnert ihr euch? Im ersten Teil habe ich geschildert, wie heftiger Wind bei einem Aufenthalt am Schaalsee verhindert hat, dass ich meine geplanten Vogel- und vor allem Insektenaufnahmen dort machen konnte. Stattdessen habe ich mit meiner Kamera all die attraktiven Städte in der Nähe erkundet. Das war zwar nur mein Plan B, aber allemal besser als gar nichts. Die Bilder von zwei Städten stehen noch aus, und genau an dieser Stelle möchte ich nun an Teil 1 anknüpfen.

Mölln

Klingelt bei euch etwas, wenn ihr den Namen der Stadt Mölln hier lest? Wenn ja, dann vielleicht, weil Mölln auch als Eulenspiegel-Stadt eine gewisse Bekanntheit erlangt hat. Hier soll der berühmte Till Eulenspiegel im Jahre 1350 gestorben sein. Ob er hingegen vorher überhaupt gelebt hat, das ist eine bis heute unbeantwortete Frage. Aber so eine klitzekleine, im Grunde ja ganz unwichtige Ungereimtheit passt ja auch wieder aufs Trefflichste zu einem Mann, der stets den Kopf voller Schabernack gehabt haben soll.

In Mölln kommt man an Till Eulenspiegel nicht vorbei.

Ich bin mir im Übrigen sicher, dass es Till Eulenspiegel wirklich gegeben haben muss. Immerhin findet sich bei der zum Teil romanischen, zum Teil gotischen Backsteinkirche in Mölln seit über siebzig Jahren ein hübscher Eulenspiegel-Brunnen, wo der Schelm verewigt wurde. Mal ehrlich, wie hätte der Künstler ihn denn darstellen können, noch dazu so lebensecht, wenn es ihn gar nicht gegeben hätte? Na also!

Diese bronzene Figur kann sogar Wunder bewirken: Wer gleichzeitig Tills Daumen und Fußspitze berührt, dem steht in naher Zukunft das Glück ins Haus. Die blanken Stellen an der Figur, die ihr im Foto sehen könnt, gehen also nicht etwa auf meine missglückte Bildbearbeitung zurück, sondern sind vielmehr das sichtbare Zeichen dafür, wie sehr wir uns alle nach ein klein wenig Glück sehnen.

Eulenspiegel-Brunnen

Von den frechen, aber eben auch lustigen Streichen des Till Eulenspiegel war ich als Kind übrigens hellauf begeistert. Ich erinnere mich noch heute daran, wie ich auf dem Rückweg aus einem Urlaub in Kärnten einen höchst vergnüglichen Abend ganz alleine in einem Hotelzimmer in Rosenheim verbracht habe. Meine Eltern planten, nach dem Abendessen noch einen Spaziergang durch die Stadt zu machen. Ich aber hatte zum Abschluss der Ferien ein Buch mit sämtlichen Streichen Till Eulenspiegels geschenkt bekommen und konnte es kaum erwarten, endlich mit der Lektüre zu beginnen. Nichts sollte mich davon abbringen – schon gar kein langweiliger Stadtbummel. Zum Glück hatten meine Eltern ein Einsehen und schauten sich Rosenheim ohne ihren unwilligen Sohn an. Bei ihrer Rückkehr waren sie dann ganz schön überrascht, ihn zwar im Bett, aber nicht wie erwartet schlafend, sondern vor Lachen glucksend in sein Buch vertieft vorzufinden.

Rathaus
schöne Bürgerhäuser am Rathausplatz

Vor lauter Eulenspiegeleien hätte ich jetzt beinahe vergessen zu erwähnen, dass Mölln wegen seines historischen Stadtkerns und der idyllischen Lage inmitten der Möllner Seenplatte ein ausgesprochen lohnendes Ziel für Touristen darstellt. Und das ist noch nicht alles: Gegenüber der Kirche gibt es eine Teestube, die von einer französischen Konditorin geführt wird. Nachdem man sich dort aus über einhundert Teesorten eine ausgesucht hat, beginnt erst die eigentlich Qual der Wahl: Harmlosigkeit vortäuschend, aber sicher dennoch voller ungesunder Kalorien, lauern in der Kuchentheke viele süße Verführungen auf arglose Gäste. Falsch machen kann man nach unseren Erfahrungen nichts. Ob Tarte au citron, Clafoutis, Tarte tatin oder eine der anderen Köstlichkeiten: Es schmeckt alles einfach himmlisch, hmmhhh! Vive la France!

Häuserzeile gegenüber der Kirche, ganz hinten übrigens die im Text erwähnte Teestube
Malerischer geht es wohl kaum.
krumm und schief, aber gerade deshalb sehr einladend

Lüneburg

Es gibt ein paar Städte, die ich schon lange kenne, auf die ich mich aber immer wieder freue, wenn sich eine weitere Gelegenheit ergibt, sie zu besuchen. Lüneburg ist so eine Stadt. Unzählige Male war ich dort aus geschäftlichen Gründen, aber diese Stadt zieht mich immer wieder aufs Neue in ihren Bann: altehrwürdig und modern, prachtvoll und bescheiden, geruhsam und quicklebendig, weder angestaubt noch hip auf Biegen und Brechen. Ihr merkt schon, ich mag Lüneburg als eine Stadt, in der es sich ziemlich gut leben lässt.

Zu den schönsten Ansichten von Lüneburg…
…gehört sicher der Blick auf den Stintmarkt am Hafen.
Alter Hafen mit historischem Kran

Diese ehemals wegen ihres Salzes sehr bedeutende und wohlhabende Hansestadt an der Ilmenau scheint es irgendwie geschafft zu haben, ihren Wohlstand in die heutige Zeit zu retten. Industrie und vor allem Tourismus sind an die Stelle von Salzgewinnung und -handel getreten. Die Lage ist dafür ja auch geradezu ideal: Zum einen liegt die nach eben dieser Stadt benannte Heide direkt vor der Tür, auf der anderen Seite ist mit Hamburg die große weite Welt nur einen Katzensprung entfernt. Schon alleine das sind Pfunde, mit denen Lüneburg wuchern kann. Der größte Pluspunkt dürfte aber wohl das wirklich wunderschöne Stadtbild selbst sein.

Etwas weniger gediegen, aber dafür besonders romantisch…
…gibt sich Lüneburg in den schmalen Gassen der westlichen Altstadt.

Tja, und zu allem Überfluss gibt es dann ja auch noch das Fernsehen. Wer mit seiner Zeit nichts Besseres anzufangen weiß, als sie mit Seifenopern zu verdaddeln, der kann seit nunmehr bald zwanzig Jahren werktäglich die herzzerreißenden Verwicklungen im fiktiven Lüneburger Hotel „Drei Könige“ verfolgen. Spätestens mit der TV-Serie „Rote Rosen“ dürfte Lüneburg wohl endgültig zu einem der Sehnsuchtsorte aller Romantiker geworden sein.

Gerade auch die hübschen stillen Winkel…
…tragen viel zum Charme Lüneburgs bei.

Leider waren bei unserem Besuch gleich zwei der beeindruckendstens Gebäude durch Baustellen beeinträchtigt. Beim mittelalterlichen Rathaus konnte ich das einigermaßen kaschieren, indem ich es aus einer Straße heraus fotografiert habe. Dadurch kommt es zwar nicht ganz so gut zur Geltung, aber dafür sieht man auch die Baustelle fast gar nicht. Beim berühmten Haus Schütting ging wirklich gar nichts. Es war eingerüstet und versteckte sich hinter einer Plane. Also konnte ich am schönen Platz „Am Sande“, an dessen westlicher Stirnseite es steht, nur in die andere Richtung fotografieren. Nun, seiner Pracht kann auch das kaum etwas anhaben.

im Hintergrund das mittelalterliche Rathaus
Blick über den Platz „Am Sande“ auf St. Johannis mit dem etwas schief geratenen Turm

Ausflüge in die Natur am Schaalsee

Die wenigen – eigentlich nur zwei – unserer Tage am Schaalsee, an denen der heftige Wind tatsächlich mal eine kurze Pause einlegte, vermutlich ohnehin nur zum Luftholen, wollten wir unbedingt für Ausflüge in die Natur nutzen. Wir teilten sie gerecht zwischen unseren Rädern und unseren Wanderschuhen auf, die uns jeweils einen Tag begleiten durften. Mit den flotteren Fahrrädern ging’s einmal rund um den ganzen See, während die langsameren Wanderschuhe sich mit mehreren kleinen Rundwanderungen, zumeist direkt am Seeufer, begnügen mussten.

Schaalsee bei Lassahn
am Ufer des Schaalsees in Zarrentin
Im klaren Wasser des Schaalsees leben unzählige Muscheln.
Ausflugsboot bei Zarrentin vor der Einmündung zum Kirchensee
am Ufer des Kirchensees

Der Schaalsee nennt allerlei kleinere Nebenseen sein Eigen. Obwohl es sich bei ihnen streng genommen nur um so etwas wie Ausstülpungen des großen Bruders handelt, haben die allermeisten von ihnen einen eigenen Namen. So auch der Kirchensee bei Zarrentin. Ihn kann man sogar komplett zu Fuß umrunden. Möglich macht das eine Brücke, die über die kurze Verbindung zum Schaalsee hinwegführt. Das Gegenstück dazu sind allerlei Halbinseln, die an verschiedenen Stellen in den See hineinragen. Auch dort ist es dann problemlos möglich, Rundwege zu gehen, die nahezu über die gesamte Strecke am Seeufer verlaufen.

Es sind immer wieder die vielen faszinierenden Details,…
…die mich bei solchen Wanderungen…
…zur Kamera greifen lassen.

Beim Gehen stört mich mein Fotorucksack nicht sonderlich, aber auf dem Rad wird er mir doch recht schnell ziemlich lästig. Das wollte ich mir einfach nicht antun, weshalb ich zu unserer Seeumrundung per Rad ohne Kamera aufgebrochen bin. So blieben mir nur die wenigen oben erwähnten Wanderungen für meine Landschaftsaufnahmen.

Naturbelassene Wälder…
…bieten mit ihrem hohen Totholzanteil…
…nicht nur einen verwunschenen Anblick,…
…sondern auch viele verschiedene Lebensräume.

Damit bin ich jetzt auch am Ende des zweiten Teils meiner Schilderung unserer Tage am Schaalsee angekommen. Falls ihr den ersten Teil bisher noch nicht angeschaut haben solltet, dann lade ich euch dazu sehr herzlich ein. Klickt einfach auf den Button – und schon kann’s losgehen. Ach, und noch etwas: Wieder einmal haben wir erleben dürfen, ein welch wunderschönes Reiseland Deutschland doch ist. Es würde mich sehr freuen, wenn es mir gelungen wäre, etwas davon auch in meinen Bildern einzufangen – selbst mit Plan B.

Schreibe einen Kommentar