Geiz ist geil. Zumindest hat uns das eine große Elektronik-Kette vor ein paar Jahren einzureden versucht. Erinnert ihr euch? Zu dem Thema gibt’s von mir hier und heute den ultimativen Tipp: zwei Fotos zum Preis von einem. Ich habe wieder einmal etwas experimentiert und dabei die Mehrfachbelichtungsfunktion meiner Kamera ein wenig ausführlicher unter die Lupe genommen. Und bevor ihr fragt: Doch, doch, ich weiß schon, dass man Fotos auch in Photoshop überlagern und dabei das Endergebnis noch um einiges genauer beeinflussen kann. Aber um Präzision und größtmögliche Kontrolle ging es mir nicht. Ich wollte einfach nur ein wenig mit meiner Kamera spielen.
Schon zu analogen Zeiten boten viele Kameras die Möglichkeit, den Weitertransport des Films zwischen zwei Aufnahmen abzuschalten. Dadurch war man dann in der Lage, ein und dieselbe Stelle des Films zweimal hintereinander zu belichten. Das Ergebnis stellte dabei selbst für erfahrene Fotografen stets ein Überraschungspaket dar. Man musste also schon bereit sein, eine ganze Menge Film zu verschwenden, wenn man sich in dieser Art der Fotografie versuchen wollte.
Heute, da misslungene Aufnahmen keine Kosten mehr verursachen, tun wir uns damit natürlich um einiges leichter. Es gibt also überhaupt keinen Grund, warum ich nicht ein wenig mit Doppelbelichtungen spielen sollte, zumal das Kind im Mann schon länger mal wieder nach seinem Recht verlangt. Also gehe ich, ganz wie damals als kleiner Junge, zum Spielen ein wenig in den Garten. Ich habe meinen Spaß und meine Frau ihre Ruhe, was will man mehr?
Technisch ist die Sache ganz einfach. Wenn ich die Mehrfachbelichtung an meiner Kamera einschalte, dann habe ich die Wahl: Entweder kann ich nun zwei Fotos hintereinander aufnehmen, die dann automatisch zu einem Bild kombiniert werden, oder ich suche mir eine bereits auf der Speicherkarte vorhandene Aufnahme und überblende sie mit einer neuen. In beiden Fällen entsteht eine Doppelbelichtung. Die wiederum könnte ich mit einer weiteren Aufnahme kombinieren und die dann wieder, so dass letztlich der Zahl der in einem Foto zusammengefügten Aufnahmen keine Grenze gesetzt ist.
In meinem heutigen Experiment – und mehr soll es erst einmal auch gar nicht sein – belasse ich es aber bei reinen Doppelbelichtungen. Auch beim Spielen muss man ja nicht unbedingt sofort alle Grenzen sprengen. Im Gegensatz zu meinen Vorgängern aus den guten alten analogen Zeiten kann ich dabei das Ergebnis sogar direkt im Sucher oder auf dem Monitor sehen. Praktischerweise blendet mir meine Kamera bei der zweiten Aufnahme die erste nämlich gleich ein. So lässt sich bereits im Voraus recht gut abschätzen, wie das Endergebnis der Doppelbelichtung aussehen wird. Nicht schlecht, oder?
Das war’s im Grunde auch schon. Mehr gibt’s darüber nicht wirklich zu berichten. Wie gesagt, es ist vor allem eine Spielerei, die aber durchaus ihren ästhetischen Reiz haben kann. Vielleicht entdeckt ihr ja auch tief in euch ein Spielkind und versucht es selbst einmal. Immerhin gibt uns diese Art der Fotografie die seltene Möglichkeit, ein Bild auf den Sensor unserer Kamera zu bannen von etwas, das genau so in Wirklichkeit gar nicht existiert. Oder etwa doch? Nun, darüber darf sich meinetwegen gerne einmal ein Philosophiestudent im ontologischen Proseminar Gedanken machen: Das Wesen des Seienden am Beispiel einer photographischen Doppelbelichtung – oder so ähnlich. Ich begnüge mich schlicht und einfach mit der Freude am Spiel – dem Glaslinsenspiel.
Übrigens: Bei allen Bildern in diesem Beitrag handelt es sich um Doppelbelichtungen, auch wenn man es bei einigen von ihnen vielleicht nicht auf den ersten Blick bemerkt.