Blühende Fotomotive

Kommentare 0
Schmökern

Und wieder einmal Blumen. Aber warum auch nicht? Meine Frau liebt das Gärtnern, ich die Naturfotografie. Da bot es sich natürlich an, einmal einen gemeinsamen Ausflug in einen der schönsten Gärten des Münsterlandes, nämlich in den Kreislehrgarten des Kreises Steinfurt, zu unternehmen. Hier kommen wir beide auf unsere Kosten: Meine Frau, mit Block und Stift bewaffnet, notiert sich alle jene Pflanzen, für die sie auch in unserem eigenen Garten noch dringend ein Plätzchen finden möchte. Ich versuche derweil, die blühenden Schönheiten mit meiner Kamera einzufangen. Gemeinsam genießen wir dabei ein paar Stunden in diesem herrlichen Garten.

Mit dem Wetter sind wir Naturfotografen nie zufrieden

Ausgesprochen gerne hätte ich Gesamtansichten, ja vielleicht sogar Panoramen der liebevoll angelegten Beete fotografiert. Es hätte sich gewiss gelohnt. Alles ist nämlich ausgesprochen hübsch gestaltet: Neben den wirklich prächtigen Blumenbeeten gibt es auch noch mehrere, sich ganz wunderbar in die Gartenlandschaft einfügende Teiche. Besonders einladend wirkt der ganze Garten auch wegen seiner vielen Sträucher und der Schatten spendenden Bäume, unter denen Bänke zum Ausruhen einladen.

Allerdings erwischten wir für diese Art von weitwinkligeren Aufnahmen den falschen Tag. Obwohl wir uns bereits ziemlich früh auf den Weg gemacht hatten, sorgte das Wechselspiel von hellem Sonnenlicht und tiefdunklen Schatten bereits bei unserem Eintreffen für so starke Kontraste, dass ansprechende Übersichtsfotos einfach nicht mehr gelingen wollten. Ich habe mich zwar dennoch ein wenig daran versucht, aber zu Hause am großen Bildschirm gefielen mir die meisten dieser Bilder nicht. Da sollte ich wohl besser an einem Tag mit bedecktem Himmel noch einmal wiederkommen. Nun, man kennt das ja. Irgendwie hadern wir Naturfotografen doch immer mit dem Wetter und haben stets etwas zu nörgeln.

Florale Schönheiten

Das heißt aber keineswegs, dieser Ausflug sei fotografisch gesehen nun ein Reinfall gewesen. Ganz im Gegenteil. Für die etwas intimeren Blumenfotos mag ich sonniges Wetter sogar recht gerne. Das entspricht zwar nicht unbedingt der reinen Lehre, aber in der Fotografie ist schließlich erlaubt, was gefällt. Gut so! Es wäre doch ausgesprochen langweilig, wenn alle mit der immer wieder gleichen Herangehensweise ihre Motive ablichteten.

Bei Sonnenschein suche ich oft ganz gezielt nach einzelnen Blumen oder Gruppen von Pflanzen, die gerade noch vom Licht beschienen werden, hinter denen dann aber sofort der Schatten beginnt. In solchen Fällen kann ich mein eigentliches Motiv korrekt belichten und dabei optisch vom dunklen Hintergrund lösen. Hier ein paar Beispiele:

Allerdings haben solche Bilder wegen des sehr dunklen, manchmal fast schwarzen Hintergrunds auch immer eine gewisse Schwere. Vermutlich deshalb mag ich jene hellen, duftigen Aufnahmen, die eher ein Gefühl von Heiterkeit ausstrahlen, noch ein wenig lieber.

Sie sind aber technisch etwas schwieriger, da ich mich dabei nicht nur auf das Motiv selbst konzentrieren kann. Beinahe noch wichtiger ist es, den Hintergrund im Auge zu behalten. Allzu leicht können sich von dort störende Strukturen oder auffällige Farben in den Vordergrund drängen und damit den Bildeindruck zerstören.

Ich gehöre allerdings nicht unbedingt zu jener – zumindest gefühlten – Mehrheit der Naturfotografen, die im Hintergrund nichts als reine Unschärfe dulden. Mir gefällt es oft besser, wenn man zumindest noch erahnen kann, wie das Umfeld meines Hauptmotivs aussehen mag. Aber das ist dann natürlich jedes Mal eine kleine Gratwanderung. Und die gelingt mir bei weitem nicht immer.

Ein Fest der Farben

Für mich ist so ein gekonnt gestalteter Garten wie dieser auch ein kleines Fest der Farben. Deshalb reizt es mich, in einigen meiner Fotos auf alles Gegenständliche zu verzichten und mich ganz darauf zu konzentrieren, diese Farben in Szene zu setzen. Eine Methode dafür ist das absichtliche Bewegen der Kamera bei der Aufnahme. Darüber habe ich sogar schon einmal einen kleinen Blogbeitrag geschrieben. Falls ihr Lust habt, ihn zu lesen, dann könnt ihr einfach hier klicken.

Dieses Mal habe ich mich allerdings für eine andere Möglichkeit entschieden, nämlich komplett unscharfe Aufnahmen. Mit anderen Worten: Ich musste nichts weiter tun, als so lange am Fokusring zu drehen, bis von den vielen unterschiedlichen Blumen nur noch die Farben zu erkennen waren, ihre Formen sich hingegen in der Unschärfe weitgehend aufgelöst hatten.

Zugegeben, das ergibt Bilder, die nicht unbedingt unseren typischen Sehgewohnheiten entsprechen. Man kann sie deshalb vielleicht auch für unsinnige Spielereien halten. Dem will ich nicht einmal widersprechen. Es sind ja Spielereien, aber mir gefallen sie. Und ob sie unsinnig sind, kann ohnehin jeder nur für sich entscheiden. Ich habe ganz einfach Freude daran, nach geeigneten Farben in den Blumenbeeten zu suchen. Und manchmal, wenn ich Glück habe, gefallen mir die Ergebnisse. Aber das mag man selbstverständlich gerne anders sehen. Auch hier gilt ja wieder: alles eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Mein Fazit

Der Kreislehrgarten bietet für Naturfotografen, die es mit dem Begriff „Natur“ nicht allzu wörtlich nehmen, über die gesamte Vegetationsperiode immer wieder die Gelegenheit für ein paar Stunden intensiver Beschäftigung mit der Kamera. Selbstverständlich weiß ich, dass so ein angelegter und intensiv gepflegter Garten kein echtes Stück Natur ist. Aber erstens gibt es die in unseren Breiten ja ohnehin längst nicht mehr, und zweitens kommt dieses kleine Paradies, in dem es allüberall summt, brummt und zwitschert, meiner Idee von Naturfotografie schon ziemlich nah. Jedenfalls steht ein blühender Garten in meinen Augen weit eher für die „richtige“ Natur als so mancher Wald, der sich dann bei näherer Betrachtung als ziemlich öde Fichtenplantage erweist.

Bis heute wird der Kreislehrgarten für die Ausbildung von Gärtnern der Fachrichtung Obstbau genutzt. Aber bereits seit seiner Anlage vor über hundert Jahren dient er in erster Linie der Weiterbildung von Hobbygärtnern, die sich hier wirklich jede Menge Anregungen holen können. In der ersten Zeit ging es dabei vor allem um Nutzgärten zur Selbstversorgung, seit langem stehen aber die Zierpflanzen im besonderen Fokus. Diesem Bildungsauftrag entsprechend ist der Kreislehrgarten an jedem Tag des Jahres von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang für das allgemeine Publikum geöffnet. Der Eintritt ist übrigens kostenlos. Spezielle Veranstaltungen zu allen möglichen Themen des Gartenbaus runden das Angebot ab.

Die Blumen machen den Garten, nicht der Zaun.

Volksmund

Ich habe mit dem Kreislehrgarten in Steinfurt jedenfalls ein neues Ziel in meiner Nähe entdeckt, das mich sicher auch in Zukunft immer wieder dazu verlocken wird, dort ein paar ebenso schöne wie produktive Stunden mit meiner Kamera zu verbringen.

Schreibe einen Kommentar