Es muss nicht immer Farbe sein

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Wenn ihr diesen Fotoblog schon länger verfolgt, dann wisst ihr, dass ich eine nicht allzu heimliche Vorliebe für die Schwarzweiß-Fotografie hege. So ist es inzwischen schon fast zu einer guten Tradition geworden, dass ich immer mal wieder meine Bilder durchschaue, um zu überprüfen, ob sich darunter nicht vielleicht einige Aufnahmen verstecken, die auch in Schwarzweiß funktionieren könnten.

Jetzt war es mal wieder so weit und wie immer sind mir dabei ein paar Bilder ins Auge gefallen, die ich mir auch ganz gut ohne Farben vorstellen konnte. Mir ist schon klar, dass es im Grunde sehr viel sinnvoller wäre, schon bei der Aufnahme auf Schwarzweiß zu setzen. Irgendwann werde ich auch einmal losziehen, Monitor und Sucher meiner Kamera auf „monochrom“ einstellen und gezielt nach den passenden Motiven suchen. Aber bisher hat sich die Bank, auf die ich dieses Projekt immer wieder schiebe, leider als überraschend lang erwiesen.

Bis ich es irgendwann doch einmal schaffe, und das ist nach wie vor mein Plan, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als wieder einmal den zweitbesten Weg zu nehmen. Und so durchforste ich mein Archiv nach geeignet erscheinenden Fotos, um sie dann eben nachträglich in Schwarzweiß umzuwandeln. Wie ich das in Lightroom mache, habe ich hier im Glaslinsenspiel schon einmal ausführlich beschrieben. Nur für den Fall, dass ihr den entsprechenden Beitrag noch nicht kennen solltet: Ein Klick auf den Button bringt euch direkt dorthin:

Eine kleine Änderung gibt es heute allerdings zu vermelden: Normalerweise verpasse ich meinen Schwarzweißfotos am Ende der Bearbeitung stets noch einen klitzekleinen Blaustich. Das habe ich zwar auch dieses Mal so gehalten, aber nur bei den dunkleren Aufnahmen. Die helleren bekamen hingegen einen Hauch von Sepia anstatt Blau, weil das meiner Ansicht nach ihren leichten und freundlichen Grundton besser zur Geltung kommen lässt.

Falls ihr euch jetzt wundern solltet: Ja, ihr habt ganz richtig gelesen. Streng genommen sind die Aufnahmen in diesem Blogbeitrag allesamt gar keine wirklichen, keine echten Schwarzweißbilder. Ich finde es nämlich fast immer gefälliger, eine ganz winzige, kaum wahrnehmbare Spur von Farbe – eben Blau oder Sepia – einzuarbeiten. Dazu greife ich in Lightroom einfach auf das Colour Grading zurück.

Darüber hinaus habe ich bei sämtlichen Aufnahmen ein recht deutlich wahrnehmbares Korn hinzugefügt. Weil all diese Bilder in ihrer schwarz-weißen Variante ein wenig an Fotos aus früheren Zeiten erinnern, wollte ich diese Anmutung durch das künstliche Korn noch verstärken. So entsteht in meinen Augen eine Wirkung, die beinahe schon vergessen lässt, dass es sich um digitale Aufnahmen handelt.

Ich war schon immer ein großer Anhänger der auf Formen, Strukturen und Kontraste reduzierten Ästhetik von Schwarzweißfotos. Offenbar bin ich mit dieser Vorliebe auch nicht alleine, denn wirklich aus der Mode gekommen sind sie ja nie. Vor allem in der Street- und Architekturfotografie, vielleicht auch noch bei den künstlerischen Porträts konnten sie ihren Platz behaupten. Naturfotografen waren dahingegen seltener bereit, in ihren Bildern auf die Wirkung der Farben zu verzichten. Wen wundert’s? Wenn es von herrlich bunten Blumen, Vögeln, Fischen, Käfern, Schmetterlingen nur so wimmelt – und diese Aufzählung ließe sich noch eine ganze Weile so weiterführen – dann ist die Versuchung vermutlich nicht allzu groß, eine solche Vielfalt an Farben zu ignorieren und durch vermeintlich langweilige Graustufen zu ersetzen.

Andererseits haben mich aber immer jene Fotografen ganz besonders begeistert, die es eben doch geschafft haben, hochemotionale Schwarzweiß-Aufnahmen von Tieren, Landschaften, ja sogar Blumen zu erschaffen. Wie gerne schaue ich mir die Bilder der Besten unter ihnen an! Ich denke da an solch großartige Fotografen wie Ansel Adams, Nick Brandt, Sebastião Salgado oder auch Peter Mathis.

Keine Angst, ich bin nicht größenwahnsinnig und komme nicht einmal im Traum auf die Idee, mich mit solchen Fotokünstlern zu vergleichen. Aber ein wenig inspirieren lassen darf man sich ja schon. Schließlich schreibe ich auch Briefe und sogar Blogbeiträge, ohne gleich zu glauben, ich sei der neue Siegfried Lenz. Auch ohne das überragende Talent eines Ansel Adams kann es ein großes Vergnügen sein, das ansonsten farbige Portfolio hier und da um ein paar Schwarzweißfotos zu ergänzen.

Das ist ja gerade das Schöne an der Digitalfotografie: Man darf einfach loslegen, ohne sich wie früher bei der Wahl des Films von vornherein festlegen zu müssen. So spricht absolut nichts dagegen, mit Lightroom oder einem anderen Raw-Konverter ganz nach Herzenslust zu spielen. Und genau darum geht es mir. Ich gebe unumwunden zu, dass ich ein Spielkind bin. Nichts macht mir mehr Freude, als Dinge munter auszuprobieren; unterwegs mit meiner Kamera und zu Hause am PC bei der Bildbearbeitung. Alles ein großer Spaß. Sogar dann, wenn es mal schiefgeht. Ist doch nur ein Hobby!

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