Man kann ja sagen was man will, aber jetzt im düsteren und darüber hinaus leider auch ziemlich regnerischen Dezember ist fotografisch gesehen hier bei uns absolute Saure-Gurken-Zeit. Da kann ich es kaum erwarten, im Keller, den ich etwas hochtrabend als mein Fotostudio bezeichne, mit ersten zaghaften Versuchen zur Makrofotografie loszulegen. Aber ein Teil des dafür dringend benötigten Equipments befindet sich aktuell noch auf einem von rotnasigen Rentieren gezogenen Schlitten irgendwo weit im Norden. Also musste ich mir die Zeit bis zu den Feiertagen anders vertreiben.
Anmerkung: Dieser Blogbeitrag erscheint zwar erst nach Weihnachten, wenn besagter Schlitten schon angekommen sein sollte, ich habe ihn aber bereits eine Woche vorher verfasst.
Da mich bei dem oben beschriebenen Wetter nichts nach draußen zog, habe ich mich zu einer kleinen Spielerei im Warmen entschlossen. Als Spielkamerad stand mir dabei mein alter Freund Photoshop bereitwillig zur Verfügung. Wir beide verlieren uns zwar immer wieder ein wenig aus den Augen, aber wenn wir uns zusammentun, dann wird es dafür oft umso unterhaltsamer.
Dieses Mal haben wir gemeinsam ein wenig mit den sogenannten „neuralen Filtern“ (Wer hat eigentlich diese Übersetzung verbrochen?) herumgespielt. Sie übernehmen im Bereich der Photoshop-Filter die Rolle der besonders kreativen Werkzeuge und bieten zum Teil fantastische, zum Teil aber auch unterirdische Möglichkeiten, den eigenen Fotos einen ganz neuen Look verpassen zu lassen.
Ja, ich spreche hier ganz bewusst von bearbeiten lassen, denn künstliche Intelligenz (KI) ersetzt dabei jene Fertigkeiten, die ich selbst nicht einmal ansatzweise besitze. Die Ergebnisse sind meistens ganz erstaunlich: oft erstaunlich gut, manchmal aber auch erstaunlich unbrauchbar. Auf jeden Fall bietet sich hier eine wunderbare Spielwiese für ein paar vergnügliche Bildbearbeitungsstunden. Der Spaß wird nochmals gesteigert durch jede Menge Einstellschräubchen an diesen Filtern, mit denen man trotz der im Grunde automatischen Bearbeitung das gute Gefühl vermittelt bekommt, ganz Herr des Geschehens zu bleiben.
Die Ergebnisse sind mal mehr, mal weniger realistisch. Mit echter Fotografie haben sie allerdings so oder so nicht mehr sehr viel zu tun. Deshalb halte ich es auch für absolut notwendig, bei der Kennzeichnung der eigenen Bilder ehrlich zu bleiben. Es spricht ja nichts dagegen, ein bisschen mit der KI zu spielen, sofern ich die dabei entstehenden Bilder nicht als echte, die reale Situation wiedergebende Aufnahmen in Umlauf bringe.
Nun, die Gefahr besteht bei meinen Spielereien, die ich euch heute hier zeige, ohnehin nicht. Dass es sich dabei um keine echten Fotos handelt, sieht man ja nun wirklich auf den ersten Blick. Eher handelt es wohl um so etwas wie gefälschte Gemälde. Sie alle sind mit Hilfe des Filters „Stilübertragung“ entstanden.
Dabei muss ich nichts weiter tun, als nur den eben erwähnten neuralen Filter über das Ausgangsfoto zu legen. Die neuerdings auch in Photoshop vor sich hin werkelnde KI startet daraufhin mit ihrem geheimnisvollen Voodoo und … schwupps … wird aus dem Foto ein „Gemälde“. Sogar den Malstil kann ich in gewissen Grenzen auswählen. Mein eigener Anteil am Endergebnis besteht also lediglich darin, die Aufnahmen zu machen (immerhin!) und ein paar Regler hin- oder herzuschieben. Fertig.
Allzu sehr möchte ich die KI aber nun auch nicht loben. Schließlich wandelt sie ja nur das Ausgangsfoto um, behält dabei aber meine absolut großartige Bildkomposition (Höre ich da jetzt etwa prustendes Gelächter?) praktisch unverändert bei. Ich kann mir also weiterhin einreden, der eigentliche Künstler hinter dem Endergebnis zu sein. Das liebe ich an der künstlichen Intelligenz: Sie lässt mich im Vergleich zu ihr zwar meistens wie einen unbedarften Tölpel aussehen, gibt mir aber dennoch das Gefühl, ohne mich nicht auszukommen. Irgendwie habe ich ja schon lange den Verdacht, dass meine Frau das ganz ähnlich handhabt.
Wie auch immer: Ich werde der traditionelleren Fotografie treu bleiben und mir nur hin und wieder mal einen Ausflug in solche Grenzbereiche erlauben, in denen meine Fotos bestenfalls als Ausgangsmaterial für alle möglichen kreativen Spielereien dienen. Aber es ist auf jeden Fall interessant, einmal auszuprobieren, was moderne Programme zur Bildbearbeitung auf diesem Gebiet zu bieten haben.
Natürlich geht das alles heutzutage auch mit jedem Smartphone und der passenden App. Aber wenn ich schon mit meinen Fotos herumspiele, dann erledige ich das doch am liebsten per Photoshop. Es ist ja in meinem Lightroom-Abo ohnehin mit enthalten. Da gibt es für mich einfach keinen Grund mehr, auf die schier grenzenlosen kreativen Möglichkeiten dieses Programms zu verzichten.
Es hat, KI hin oder her, schon seinen Reiz, so lange an den einzelnen Stellrädchen zu drehen, bis mir das Resultat gefällt. Wie gesagt, eine Spielerei. Aber eben eine, die für gute Laune sorgt. Noch dazu mitten im verregneten Dezember und aktuell ohne jede realistische Chance auf Wetterbesserung.
Zuerst sollte das Ganze ausschließlich meiner eigenen Unterhaltung dienen. Aber als ich dann die Resultate mit etwas zeitlichem Abstand noch einmal betrachtet habe, dachte ich mir, der direkte Vergleich zwischen Ausgangsfoto und Endergebnis könnte vielleicht auch für euch ganz interessant sein. Falls nicht, dann schaut euch am besten nur die echten Fotos an. Über die gefälschten „Gemälde“ könnt ihr ja einfach schnell hinwegklicken.
Mir ist schon bewusst, dass meine „Gemälde“ wohl keinen Eingang finden dürften in die mondäne Welt der Galerien und der Kunstkritik. Es wird also vermutlich eher nichts werden mit meiner Künstlerkarriere. Aber ich hoffe jetzt einfach mal, dass ihr den Spaß mitmacht und mir meine Verirrung in die Welt der KI-gestützten Scheinkreativität nicht allzu übel nehmt. Wer weiß, vielleicht habt ihr ja sogar ein bisschen Freude daran. Das würde mich natürlich freuen. Demnächst gibt’s dann hier auch wieder „richtige“ Fotos, ganz so, wie es sich für einen anständigen Naturfotoblog gehört.