Interessiert hat sie mich seit Längerem. Näher gekommen sind wir uns ja hin und wieder auch schon. Aber jetzt soll es ernst werden, denn ich suche etwas Festes. Vielleicht reizt sie mich nicht für immer, aber als Lebensabschnittspartnerin könnte sie mich wohl eine Weile begleiten. Um wen es dabei geht, wollt ihr wissen? Nun, ich möchte aus meinem gelegentlichen Flirt mit der Makrofotografie (An was habt ihr denn gedacht?) jetzt endlich mal eine feste Beziehung machen.
Allerdings sollte man im Sinne einer erspriesslichen gemeinsamen Zukunft jede Menge Verständnis für den Partner oder die Partnerin aufbringen. Doch genau daran hapert es bei mir bisher. Tatsächlich habe ich wohl noch ziemlich viel zu lernen, wenn ich all die erfreulichen Seiten meiner neuen, leider ein wenig kapriziösen Liebe herauskitzeln und gleichzeitig mit ihren eigenwilligen Allüren zurechtkommen will. Also muss ein Plan her, wie ich mich Schritt für Schritt herantasten kann.
Anmerkung: Da ich ja erst demnächst so richtig in die Makrofotografie einsteigen will, habe ich derzeit logischerweise nur wenige echte Makrofotos zu bieten. Damit dieser Blogbeitrag aber nicht ohne Bilder auskommen muss, findet ihr hier jetzt einfach noch einmal einige meiner bisher entstandenen Nahaufnahmen – nicht so ganz das Gleiche, aber doch wenigstens schon relativ dicht dran.
Schritt 1 – theoretisches Wissen aneignen
Dieser Teil ist weitgehend erledigt. Über die letzten Wochen habe ich mich auf allerlei Bücher, Zeitschriftenartikel und You-Tube-Videos gestürzt. Wie immer hatte ich nach dem ersten Buch das Gefühl, alles Wissenswerte nun zu kennen. Und wie immer hat mich jede weitere Information dann wiederum vom Gegenteil überzeugt. Aber das ist nun einmal die übliche Lernkurve: Von Null kommt man ziemlich schnell auf ein recht ordentliches Niveau, glaubt sich nun schon ganz gut gerüstet, nur um dann mit weiter zunehmendem Wissen feststellen, dass da noch ziemlich viele Lücken sind, von deren Existenz man vorher gar nichts ahnte.
Der aktuelle Stand ist nun so, dass sich noch immer jede Menge solcher Lücken vor mir auftun. Andererseits ist es aber auch nicht wirklich hilfreich, sich bis zum Anschlag nur mit Theorie vollzustopfen. So richtig rund wird die Sache ja erst, wenn man zum richtigen Zeitpunkt beginnt, das Erlernte auch praktisch anzuwenden. Da ich gerne in der Insektensaison so weit sein möchte, mich an meine ersten sechsbeinigen Models wagen zu können, schien es mir ganz passend, jetzt um den Jahresbeginn herum mit den praktischen Übungen zu starten.
Schritt 2 – praktische Trockenübungen
In den nächsten Wochen werde ich also einfach mal loslegen. Alles, was mir unter die Finger kommt, klein genug ist und sich nicht wehrt, wird dann als Fotomotiv herhalten müssen. Im Grunde soll es ja nur darum gehen, ein Gefühl für die Makrofotografie zu entwickeln, herauszufinden, welche Schwierigkeiten sich da auftun, aber auch, welche Bildideen sich verwirklichen lassen. Und genau das macht in meinen Augen den Reiz der Fotografie aus.
Ach, und noch ein Wort zum Begriff Makrofotografie. Streng genommen beginnt sie ja erst bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1. Das wäre dann der Fall, wenn z.B. das Bild einer Ameise auf dem Sensor meiner Kamera exakt so groß wäre, wie das Tier selbst. Zum Glück bin ich kein Physiker, kann es mir also erlauben, mich über solch strenge Definitionen hinwegzusetzen. Wenn ich von Makrofotografie spreche, dann meine ich damit nichts anderes, als ziemlich kleine Motive ziemlich groß auf den Sensor meiner Kamera zu bannen. Der dabei erreichte Abbildungsmaßstab ist mir herzlich schnuppe.
Aber das ändert ja nichts daran, dass die Makrofotografie eine echte Herausforderung bleibt. Die Trockenübungen sollen mir dabei helfen, mir erst einmal ihre grundlegenden Techniken anzueignen. Zu denen gehören solch banale, gerade im Makrobereich aber dennoch nicht ganz einfache Dinge wie das manuelle Fokussieren kleinster Motive, die Wahl der optimalen Blende und Brennweite oder auch das Zusammenspiel zwischen Blitz und Kamera. Auch der Umgang mit Vorsatzlinsen und Zwischenringen will geübt werden.
Schritt 3 – unbewegliche Motive mit Dauerlicht
Nach einer gewissen – hoffentlich nicht allzu langen – Zeit der Trockenübungen sollte ich irgendwann die reine Technik der Makrofotografie so weit beherrschen, dass ich mich an „echte“ Motive heranwagen kann. Dabei wird es dann darum gehen, sie nicht nur technisch sauber, sondern auch einigermaßen ansprechend ins Bild zu setzen.
Um mir diesen Schritt zu erleichtern, werde ich mich erst einmal auf unbewegte Motive konzentrieren. Da muss ich mich nicht gleich mit Models herumschlagen, die nur eines im Sinn haben: so schnell wie möglich aus der ohnehin viel zu knappen Schärfeebene herauszukrabbeln. Weil ich bei unbewegten Motiven keine so kurzen Belichtungszeiten benötige, kann ich problemlos mit Dauerlicht arbeiten. Das hat den Vorteil, dass ich die Wirkung des Lichts, anders als beim Einsatz von Blitzen, sofort sehen kann.
Falls ihr euch jetzt fragen solltet, wieso ich hier nur von künstlichem Licht spreche, das natürliche Sonnenlicht aber bisher nicht einmal erwähnt habe: nun, einfach weil es im Grunde ja auch nichts anderes ist als ein Dauerlicht, nur eben nicht frei positionierbar. Insofern geht es wohl in Ordnung, hier erst einmal nicht näher darauf einzugehen. Dazu wird sicher im Verlauf der praktischen Umsetzung noch genug Zeit bleiben. Klar ist auf jeden Fall, dass ich mich auch an Fotos unter natürlichem Licht versuchen werde.
Schritt 4 – Insekten & Co. mit Blitzlicht
So schön unbewegte Motive auch sein mögen, möchte ich mich doch irgendwann an die sprichwörtlich flotten Käfer heranwagen. Spätestens dann werden so ziemlich alle Schwierigkeiten der Makrofotografie gleichzeitig auf mich einprasseln: Sich schnell bewegende Motive erfordern sehr kurze Verschlusszeiten. Die lassen sich bestenfalls bei weit geöffneter Blende realisieren, was wiederum zu extrem geringer Schärfentiefe führt. Je geringer die jedoch ausfällt, desto eher werden große Teile meines Motiv im Unscharfen verschwinden. Ein Teufelskreis!
Vermutlich werde ich die Sache per Blitz angehen müssen. Selbstverständlich ist auch dabei so einiges zu beachten: Wenn ich die schnellen Bewegungen von Käfer und Co. „einfrieren“ möchte, dann gilt es, die Blitzleistung gut im Auge zu behalten. Es kommt eben nicht nur darauf an, eine ausreichende Leistung für ein gut ausgeleuchtetes Bild zu haben. Auch die Abbrenndauer des Blitzes, also wie lange er leuchtet, muss ich im Auge behalten. Schließlich entscheidet die eingestellte Blitzleistung über eben diese Abbrenndauer. Und wenn die zu lang ist, drohen Bewegungsunschärfen im Bild. Es gilt also, die richtige Balance zu finden. Das Allerwichtigste aber: Nur bei korrekt dosiertem Blitz kann ich mir sicher sein, den Tieren keinerlei Schaden zuzufügen.
Allerdings sind damit noch längst nicht alle Herausforderungen bewältigt: Obwohl ich mit Blitz eine etwas geschlossenere Blende wählen und dadurch die Schärfentiefe ein wenig erweitern kann, werde ich wohl immer wieder an Grenzen stoßen. Von vorne bis hinten scharf abgebildete Motive dürften da die Ausnahme bleiben. Meistens wird mich das vermutlich gar nicht stören, ganz im Gegenteil. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass ich mir in manchen Fällen doch etwas mehr Schärfentiefe wünsche.
Möglicherweise wird’s also darauf hinauslaufen, dass ich meinen Plan um einen fünften Schritt ergänzen muss. Das wäre dann das Focus Stacking, also die Ausdehnung des scharf dargestellten Bereichs durch die Kombination mehrerer Aufnahmen. Manchmal greife ich in der Landschaftsfotografie auf diese Technik zurück. Allerdings dürfte eine Anwendung in der Makrofotografie einiges mehr an Wissen und Können voraussetzen, erst recht, wenn Focus Stacking und Blitzlicht kombiniert werden sollen.
Ein paar Worte zum Schluss
Wie ihr sehen konntet, wird aus meinem geplanten Einstieg in die Makrofotografie so etwas wie ein kleineres Projekt. Da habe ich mir gedacht, es könnte möglicherweise ganz interessant werden, wenn ich hier im Glaslinsenspiel in lockerer Folge immer mal wieder über den jeweils aktuellen Stand berichte; von eventuellen Erfolgen ebenso wie über die ganz sicher zu erwartenden Misserfolge.
Aus dem Grund wollte ich euch heute schon einmal meine Pläne vorstellen. Wohin sie mich führen werden, das weiß ich selbst noch nicht so ganz genau. Vielleicht stelle ich mich ja recht ungeschickt an. Gut möglich also, dass ihr hier in der nächsten Zeit mein Scheitern verfolgen könnt. Aber was soll’s? Das Risiko gehe ich ein. No risk, no fun!