Fotospaziergang im Winternebel

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Schmökern

Heute gibt’s hier mal einen etwas kürzeren Blogbeitrag, jedenfalls kürzer als üblich. Keine Sorge, ich bin nicht zu bequem geworden für längere Artikel. Aber da alle Aufnahmen, die ihr heute zu sehen bekommt, während eines einzigen anderthalbstündigen Spaziergangs und noch dazu direkt vor meiner Haustür entstanden sind, kann ich, was die Auswahl der heutigen Bilder betrifft, nicht wirklich aus dem Vollen schöpfen. Ich habe in der kurzen Zeit zwar recht fleißig fotografiert, aber in allen Aufnahmen geht es um ein und dasselbe Wetterphänomen: Nebel. Weil der bekanntlich die Stimmung trüben kann, will ich euch davon lieber nicht allzu viel zumuten. Na, wenn das jetzt keine elegante Ausrede war…

An diesem Januarmorgen lässt der Blick aus dem Fenster keine Zweifel: Über Nacht hat typisches Winterwetter Einzug gehalten. Wer jetzt an frostige Temperaturen, jede Menge Schnee, Sonne und blauen Himmel denkt, der könnte kaum falscher liegen. Nein, bei uns im Münsterland sind die meisten Wintertage eher grau und feucht, aber nur selten klirrend kalt. Heute fiel die Wahl der Wettergötter auf ziemlich dichten Nebel und Temperaturen um null Grad herum.

Ein Wetter also, bei dem man nicht einmal den sprichwörtlichen Hund aus dem Haus jagen sollte. Vermutlich hätte sich meine Kamera ja auch gerne geweigert, eine Pfote (oder sagen wir besser: eine Linse) vor die Tür zu setzen. Da sie das aber nun einmal nicht kann, sieht man uns beide schon bald entschlossen durch die Gegend stapfen. Besser gesagt, man könnte uns sehen, wenn bei diesem Wetter sonst noch jemand draußen wäre.

Soll ich euch was sagen? Obwohl mir die Feuchtigkeit schon bald in alle Poren kriecht, bereue ich den Entschluss keinen Moment. Es ist einfach unglaublich, wie anders, wie ungewohnt jene Wege im dichten Nebel aussehen, die ich doch schon hunderte Male gegangen bin. Auf einmal wirkt alles so fernab von jeglichem geschäftigen Treiben. Wie malerisch zum Beispiel die Wiese heute daliegt, an deren Rand sonst der Aldi und ein Autohaus meinen Blick auf sich ziehen. Und auch die seit Monaten schon von Weitem unangenehm ins Auge stechende Klärwerk-Baustelle am gegenüberliegenden Ufer des idyllischen Teichs … heute ist sie gnädig verhüllt.

Wissen wäre fatal. Die Ungewißheit ist es, die uns reizt. Ein Nebel macht die Dinge wunderschön.

Oscar Wilde

Die Welt um mich herum sieht nicht nur anders aus als sonst, sie riecht auch anders, schmeckt anders, fühlt sich anders an. Dazu diese Stille, die nur vom Geräusch meiner eigenen Schritte unterbrochen wird. Alles ist beinahe unwirklich, geradezu verzaubert. Jene kühle Feuchtigkeit, die meine gesamte Kleidung durchdringt, ich werde sie erst später bemerken, wenn ich wieder zu Hause bin. Jetzt spüre ich gar nichts davon, bin einfach nur begeistert, mag gar nicht genug bekommen von dieser Märchenwelt.

Ein Foto nach dem anderen banne ich auf den Sensor meiner Kamera. Ich kann gar nicht anders. Später werde ich leider feststellen müssen, dass mich meine Fähigkeit zur Selbstkritik ein wenig im Stich gelassen hat. So finde ich im Nachhinein längst nicht in allen Fotos wieder, was mich dazu verleitet hat, die Aufnahme zu machen. Es mag wohl sein, dass nicht nur die Natur um mich herum, sondern auch mein fotografischer Verstand ein wenig benebelt waren.

Egal! Was schadet es schon, dass ich im Überschwang ein paar Aufnahmen mehr als nötig gemacht habe. Und warum sollte es mich stören, dass ungewöhnlich viele davon misslungen sind und deshalb sogleich im digitalen Papierkorb landen. Es gibt einfach manchmal Situationen, in denen ich meinen rechten Zeigefinger nicht davon abhalten kann – und auch gar nicht davon abhalten möchte – ohne jede Rückfrage beim Gehirn den Auslöser wieder und wieder zu betätigen.

Zu Hause angekommen geht es mit dem unvernünftigen Verhalten sogar noch weiter: Meistens fahre ich ganz gut damit, erst einmal ein wenig Abstand zu gewinnen, bevor ich mich an die Bildbearbeitung mache. Aber heute kann ich es kaum erwarten und lege sofort los. Auch der Text zu diesem Blogbeitrag entsteht direkt im Anschluss. Ob das wohl gut geht? Entscheidet selbst!

Glaubt mir, ich verstehe durchaus, wenn ihr euch jetzt ein wenig verwundert die Augen reibt und euch fragt, wie ein erwachsener Mann sich dermaßen begeistert zeigen kann über nichts weiter als ein bisschen Nebel. Aber ich habe mir das Hobby Naturfotografie ja nicht zuletzt gerade deshalb ausgesucht, weil ich diese ganz besonderen Momente in der Natur liebe. Und das Glaslinsenspiel gäbe es gar nicht, wenn ich keinerlei Freude daran hätte, meine Begeisterung mit euch zu teilen. Deshalb hoffe ich einfach mal auf eure Nachsicht, wenn ich hin und wieder vielleicht ein wenig über’s Ziel hinausschieße.

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