Frühlingsspaziergang

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Schmökern

Unweit meines Wohnorts gibt es einen unscheinbaren kleinen Bach. Genau genommen wimmelt es hier in der Gegend sogar von solchen Bächen, aber ich denke jetzt an einen ganz bestimmten, den Wechter Mühlenbach. Das ganze Jahr hindurch kann man dort wunderbar am Fuß des Teutoburger Waldes durch eine hübsche Talaue spazieren. Im Sommer genießt man die schattige Kühle, im Herbst die bunte Färbung des Laubs und mit etwas Glück glitzern in der Wintersonne hier und da winzige, bizarr geformte Skulpturen aus Eis.

Wenn aber der Frühling Einzug hält, dann geschieht die Magie: Das zarte Hellgrün der Buchenblätter, die nur auf den ersten Blick unscheinbaren Blümchen am Wegesrand, das Zwitschern der Vögel – einfach herrlich. Dabei ist das noch längst nicht alles. Eine Besonderheit dieses kleinen Naturschutzgebiets sind nämlich eine Handvoll Teiche, in denen es gerade zu dieser Jahreszeit so einiges zu beobachten gibt.

Ich nehme euch jetzt einmal mit auf meinen Spaziergang entlang des wohl schönsten Abschnitts des Wechter Mühlenbachs. Es ist wirklich nur ein kleiner Bummel, nicht mehr als ein paar Hundert Meter, die aber abwechslungsreicher kaum sein könnten.

Als Mäuschen im Rapsfeld

Schon auf dem Weg zu meinem heutigen Ziel mache ich den ersten Stopp. Eines der vielen Rapsfelder in unserer Gegend steht hier in vollster Blüte und verlockt mich mit seinem leuchtenden Gelb dazu, ein paar Fotos auszuprobieren. So ganz zufrieden bin ich mit den Ergebnissen nicht. Immerhin erweist sich zumindest jenes Bild, für das ich meine Kamera mitten in die Rapspflanzen gelegt und dann per Selbstauslöser nach oben fotografiert habe, als halbwegs interessant. So ähnlich werden es wohl auch die Mäuse sehen.

Bunte Streuobstwiese

Das Auto stelle ich an einer Stelle ab, von der es nur wenige Meter bis zum Bach sind. Der muss aber dennoch erst einmal auf mich warten, denn sofort fällt mein Blick auf eine kleine Streuobstwiese. Jetzt im Mai blühen die Obstbäume wunderschön, und die Wiese ist getupft von bunten Blümchen. Nicht farbig, aber dennoch ziemlich fotogen, warten unzählige Pusteblumen darauf, dass der Wind ihre Samen mitnimmt und fleißig verteilt. Vielleicht werden ja auch Kinder diese Aufgabe mit Begeisterung übernehmen.

Immer der Nase nach

Nur wenige Schritte später bemerkt meine Nase noch eher als die Augen den nächsten Grund für einen ausgiebigen Fotostopp. Ein zarter, aber unverkennbarer Knoblauchduft liegt in der Luft. Ich erklimme eine kleine Anhöhe, und schon wird auch die Ursache offensichtlich: Der ganze Boden ist weiträumig von Bärlauch bedeckt. Welch ein Glück, dass er gerade jetzt in seiner vollen Blüte steht.

Es erweist sich als gar nicht so einfach, ein paar ordentliche Fotos von den hübschen Bärlauchblüten zu machen, da ich dabei auf keinen Fall einige der Pflänzchen zertreten möchte. Wer mich jetzt sehen könnte, wie ich mittels der lächerlichsten Verrenkungen versuche, meine Kamera in eine günstige Position zu bringen, der könnte sich ein herzhaftes Lachen wohl kaum verkneifen. Zu allem Überfluss knie ich bei der Übung auch noch auf dem ziemlich matschigen Boden, was man meiner Hose dann hinterher auch sehr deutlich ansieht.

Am Bach

Weiter geht’s am für sich genommen eher unscheinbaren Bach entlang, der so wenig Wasser führt, dass ich aus fotografischer Sicht schon ein wenig enttäuscht bin. Zum Glück werde ich entschädigt durch das überall sprießende zarte Grün, wie es das so licht und leuchtend nur eine sehr kurze Zeit im Frühling gibt.

Details am Wegesrand

Das Wetter ist freundlich, die Vögel zwitschern und ich habe Zeit. Da ergibt es sich fast von selbst, dass ich vom Gehen ins Schlendern verfalle, alle paar Meter stehen bleibe, mich gründlich umschaue. Und dann sehe ich sie, jene Kleinigkeiten, an denen ich ansonsten wohl einfach vorbeigelaufen wäre. Heute aber sauge ich das alles in mich auf – und natürlich profitiert auch die Speicherkarte meiner Kamera davon. Foto um Foto kann sie sich einverleiben von all dem, was mir dank meines Bummel-Modus ins Auge springt.

An den Teichen

Je näher ich den Teichen komme, desto mehr Spaziergängern begegne ich. Außer mir haben alle einen Hund dabei. Offenbar ist dies ein ausgesprochen beliebtes Revier zum Gassigehen. Für das eine oder andere Schwätzchen nehme ich mir gerne etwas Zeit, und manche der Hunde wollen auch unbedingt noch gestreichelt werden. Einmal, als ich kniend und ganz auf mein Motiv konzentriert am Boden hocke, legt sich sanft eine flauschige Schnauze in meine Armbeuge. Sie gehört, wie sich dann herausstellt, zu einem ebenso freundlichen wie neugierigen Terrier-Mischling. Das angepeilte Foto habe ich nun zwar verpasst, aber dafür einen kleinen vierbeinigen Freund gewonnen. Kein schlechter Tausch, wie mir scheint.

Ein paar nette Aufnahmen sind mir dann aber letztlich doch noch gelungen. In meinen Augen machen gerade die jungen Entchen und vor allem die kleinen Haubentaucher das Gefühl von Frühling erst perfekt. Es ist doch immer wieder ein fröhlich stimmender Anblick, wenn die gestreiften Federbällchen gemütlich im Gefieder ihrer Eltern sitzen und voller Neugier in die Welt schauen. Sie können auch schon sehr gut schwimmen, aber Mama oder Papa als Fähre zu nutzen, ist eben doch das allerhöchste Vergnügen. Nur das Hinaufklettern ist immer ein wenig mühsam. Aber was tut man nicht alles für ein gemütliches Federbett.

Blöd nur, dass höchstens noch ausnahmsweise gefüttert wird, wer nicht bereit ist, den gemütlichen Platz auf dem Rücken zu verlassen und ins Wasser zu rutschen. Nun, es hilft ja nichts: Also hinein in den Teich. Dafür gibt es dann auch bestimmt eine feine Leckerei.

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