Wer von euch hier beim Glaslinsenspiel öfter mal vorbeischaut (und das tut ihr doch sicher, oder?), der weiß längst, dass meine Bilder nur selten von zurückhaltenden oder gar düsteren Farben geprägt sind. Fotos sagen eben stets mindestens so viel über die Fotografin oder den Fotografen aus wie über das auf den Sensor gebannte Motiv, und ich empfinde das Leben nun einmal eher als fröhliches Fest, nicht als düstere Gothic Party. Jedenfalls meistens. Kein Wunder also, dass man meinen Bildern diese Sichtweise anmerkt.
So sind denn auch die typischen Herbstfarben in meinen Augen alles andere als trist. Ich liebe die Farbenpracht im Herbst, freue mich jedes Jahr im Spätsommer bereits auf dieses Spektakel. Knapp nach dem Frühling steht der Herbst sogar auf Platz 2 in den Top Five meiner liebsten Jahreszeiten.
Wenn es dann endlich soweit ist, zieht es mich unweigerlich nach draußen. Zum Glück brauche ich zu Fuß gerade einmal eine Viertelstunde, und schon bin ich im Teutoburger Wald. Wer ihn nicht kennt, hat zumindest schon von ihm gehört. Immerhin war er der Namensgeber jener berühmten Schlacht am Teutoburger Wald, mit der man uns alle schon in der Schule gequält hat. Dabei war das meiste von dem, was wir da zu lernen hatten, nicht einmal wahr. Die Schlacht fand nicht bei Detmold, sondern in der Nähe von Osnabrück statt. Der siegreiche Hermann hatte zuvor als Arminius längere Zeit auf Seiten der Römer gekämpft. Sein germanischer Name ist unbekannt, aber wohl kaum Hermann. Und ob Kaiser Augustus wirklich so prägnant flehend wie kolportiert seine Legionen zurückhaben wollte, ist zumindest fraglich. Ziemlich viele Fake News also; alternative Fakten, passend „umgedeutscht“ in der Zeit des erwachenden deutschen Nationalismus.
Merkt ihr was? Um ein Haar wäre das hier jetzt in eine Geschichtsstunde abgeglitten. Obwohl: So groß war die Gefahr nun auch wieder nicht, denn viel mehr ist aus meiner Schulzeit ohnehin nicht hängen geblieben. Aber eigentlich wollte ich ja auch erzählen, dass es sich bei dem nun hinreichend erwähnte Teutoburger Wald, zu dessen Füßen wir seit vielen Jahren zu Hause sind, um einen typischen Buchenwald handelt. Da lohnt es sich dann schon, im Herbst ausgedehnte Fotospaziergänge zu unternehmen. Und genau das habe ich … äähhh … nicht gemacht, um die Fotos für diesen Blogbeitrag aufzunehmen.
Ihr seht schon, heute wird das bei mir nichts mit einem ordentlich strukturierten Artikel. Stattdessen mäandert die Geschichte so vor sich hin. Ihr dürft also durchaus ein wenig besorgt sein, wo das noch hinführen soll. Ich jedenfalls bin es.
Zurück also zu den Fotos. Alle Aufnahmen, die ihr hier heute zu sehen bekommt, sind Mitte November in unserem eigenen Garten entstanden. Ebentuell sollte ich vorher noch erwähnen, dass meine Frau und ich eine ganz klare Arbeitsteilung haben: Sie ist die Gärtnerin, ich bin der Fotograf. Sie werkelt unermüdlich und mit großer Freude daran, dass unser Garten jedes Jahr wieder zu einem kleine Paradies für uns selbst, aber auch für unzählige summende, krabbelnde, singende, Futter stibitzende, Nüsse versteckende oder Winterschlaf haltende Besucher wird.
Ich habe den Garten betreffend gleich zwei sehr wichtige Aufgaben übernommen: Zum einen unterstütze ich meine Frau das ganze Jahr über durch meine absolut verlässliche Nichteinmischung. Dafür ist sie mir auch wirklich dankbar, wohl wissend, dass nur auf diese Weise ein dauerhaft zufriedenstellender Zustand des Gartens zu gewährleisten ist.
Meine zweite Aufgabe besteht darin, wann immer mir danach ist, mit meiner Kamera ums Haus zu spazieren und die ganze Pracht in Bildern festzuhalten. Mitte November war es mal wieder so weit. Der Herbst hatte unseren Garten in ein herrlich farbenfrohes Spektakel verwandelt. Erfahrungsgemäß hält das nicht allzu lange an. Deshalb musste ich mich ein wenig sputen.
So habe ich mich bei den Fotos für den heutigen Blogbeitrag denn auch auf lediglich zwei Gartenrundgänge beschränkt. Für den ersten konnte ich an einem typischen Herbsttag eine kurze Regenpause nutzen. Beim zweiten schien hingegen die Sonne, und der Himmel strahlte in seinem schönsten Blau.
Mir ging es dabei, wie schon gesagt, vor allem um die Farben und generell mehr um die Details als um einen Gesamtüberblick. Ich bin jedesmal, wenn ich so eine kleine Fotorunde durch unseren Garten drehe, verblüfft darüber, welche Vielfalt an Motiven ich dabei entdecke, die ich beim vorherigen Blick aus dem Fenster nicht ansatzweise wahrgenommen habe. Selbst meine Frau, die dort nun wirklich jede einzelne Pflanze mit Vornamen kennt, teilt diese Verblüffung. Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich der fotografische vom Alltagsblick unterscheidet, wie viel mehr ich sehe, wenn ich gezielt nach möglichen Motiven Ausschau halte.
Übrigens war es wohl ganz gut, dass ich die Fotos gestern und vorgestern gemacht habe. Heute ist das Herbstwetter nämlich mindestens so schlecht, wie es seinem Ruf entspricht. Da bin ich tatsächlich lieber drinnen und schreibe unter dem inspirierenden Einfluss der einen oder anderen Tasse Tee – heiß, süß, mit Sahne – diesen Blogbeitrag. Ach, und nur für den Fall, dass euch die Textqualität etwas gänzlich anderes vermuten lassen sollte: Es handelt sich wirklich um reinen, allerbesten Ostfriesentee. Rum oder andere alkoholhaltige Substanzen sind dabei definitiv nicht im Spiel.
Am besten wird es sein, wenn ihr euch jetzt noch eine zweite Runde gönnt, bei der es nur um die Fotos geht. Ihr wisst ja: Einfach ein Bild anklicken, dann oben rechts noch ein Klick in den kleinen Pfeil, und schon läuft vor euren Augen die Diaschau, nun aber gänzlich ungestört durch zweifelhafte Textpassagen.