Moorlandschaften im Frühsommer – Teil 1

Kommentare 0
Schmökern

Immerhin zehn Jahre meines Lebens habe ich in Bayern verbracht. Dort lernte ich die Berge und vor allem das Bergwandern zu schätzen. Noch heute, viele Jahre später, habe ich meine Freude daran. Nur mit der Kondition ist es nicht mehr ganz so weit her wie damals. Dennoch stehen auch für dieses Jahr wieder zwei Wochen in den Alpen, in dem Fall den österreichischen, auf dem Programm. Aber so sehr ich die Berge auch mag, noch lieber sind mir die weiten, unverstellten Landschaften, wo mein Blick bis zum Horizont schweifen kann. Das endlos erscheinende Wattenmeer oder die ausgedehnten Graslandschaften der Serena in Spaniens Extremadura, aber auch die skandinavische Tundra wären hier als Beispiele zu nennen.

Nichts aber geht für mich über die sich oftmals meilenweit erstreckenden Moore der schottischen Highlands. Im Vergleich dazu sind unsere kümmerlichen Restmoore in Deutschland kaum mehr als eine vage Erinnerung an sich ehemals auch bei uns über viele Kilometer ausdehnende Moorflächen. Aber wie das mit dem Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach nun einmal so ist: Manchmal muss man eben nehmen, was man kriegen kann. Und ein bisschen stellt sich das oben beschriebene Gefühl der Weite ja auch in solch kleineren Mooren ein. Zum Glück sind von meinem Wohnort im Münsterland sowohl die Diepholzer Moorniederung als auch die Moore des Emslands, recht schnell zu erreichen.

Während ich erstere besonders gerne im Herbst zur Zeit des Kranichzugs aufsuche…


…kannte ich einige der Moore im Emsland noch gar nicht. Es wurde also höchste Zeit, das endlich einmal nachzuholen. Mit meinem kleinen Wohnanhänger ging es deshalb in diesem Jahr zweimal kurz hintereinander im Spätfrühling und Frühsommer auf einen Bauernhof in der Nähe von Sögel. Vor dort aus wollte ich dann Fototouren in die Moore der Umgebung unternehmen. Mein fotografischer Schwerpunkt sollte dabei vor allem auf den doch recht unterschiedlichen Moorlandschaften liegen und nicht so sehr auf Nahaufnahmen der dort lebenden Pflanzen und Tiere.

Nun, so ganz habe ich diesen Plan nicht durchgehalten. Oft konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen, meine Aufmerksamkeit doch auch den kleinen Dingen zu widmen. Ihr werdet also sowohl in diesem ersten wie auch im zweiten Teil hier und da die eine oder andere Detail- oder gar Makroaufnahme finden. Die erstaunliche Vielfalt der in diesen Mooren lebenden Pflanzen und Tiere wird damit nicht einmal ansatzweise abgedeckt. Bestenfalls kann man hier von einigen wenigen Appetithäppchen sprechen. Aber was macht das schon? Ich habe ja ohnehin vor, all diese Moore, die zum Glück ganz in der Nähe meines Wohnortes liegen, noch oft mit meiner Kamera zu besuchen.

Ja, ich weiß, Moore gelten weithin als öde und eintönig. In meinen Augen sind sie das aber ganz und gar nicht. Ich empfinde Moorlandschaften vielmehr als überraschend abwechslungsreich, farbenfroh, ja geradezu einladend, ganz besonders um diese Jahreszeit. Außerdem sind sie sowohl für die Artenvielfalt wie auch den Klimaschutz ausgesprochen bedeutend. Ihr Erhalt bzw. ihre Wiedervernässung sind deshalb von immenser Bedeutung. Es würde mich sehr freuen, wenn meine Bilder ein klein wenig erkennen ließen, dass es sich darüber hinaus auch lohnt, sie um ihrer selbst willen zu bewahren.

Wem es ähnlich geht wie mir, der wird im Emsland auf seine Kosten kommen. Natürlich sind auch die Moore dort nicht mehr das, was sie einst waren. Fast alle wurden längst trockengelegt, die allermeisten danach auch abgetorft, erst in mühsamer Handarbeit, später dann im großen Stil mit gewaltigen Maschinen. Selbst heute hat dieser Raubbau an der Natur noch längst nicht aufgehört.

So entstand die völlig absurd erscheinende Situation, dass zwar lobenswerterweise im Rahmen großflächiger Renaturierungsmaßnahmen so manches ehemalige Moor jetzt wieder vernässt, aber quasi nebenan weiter fröhlich Torf abgebaut wird. Asterix, Obelix und ihr ganzes gallisches Dorf wären sich gewiss einig: „Die spinnen, die Germanen!“.

Das mit der Renaturierung ist ohnehin so eine Sache: Wegen des äußerst langsamen Wachstums der Torfmoose wird jeder Meter einer neu aufzubauenden Torfschicht etwa eintausend Jahre benötigen. Eine Rückführung in den ursprünglichen Zustand dürfte also ein unvorstellbar langwieriges – und damit in der Praxis unmögliches Projekt sein.

Torfmoos

Das heißt aber zum Glück nicht, eine Wiedervernässung sei deshalb sinnlos. Ganz im Gegenteil: Auch wenn sich hier wohl nie mehr so etwas wie „echte“ Moore entwickeln werden, lässt sich auf diese Weise doch immerhin der enorme CO2-Ausstoß stoppen, der von den trockengelegten Flächen ausgeht.

Weißes Schnabelried

Außerdem entstehen bereits nach wenigen Jahren der Wiedervernässung, so sie denn durch die notwendigen Schutz- und Pflegemaßnahmen begleitet werden, wertvolle naturnahe Areale, in denen sich seltene, in vielen Fällen gar vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere heimisch fühlen.

Nun ja, und nicht zuletzt sind solche wiedervernässten Moore auch ziemlich attraktiv; ein Vorteil, der mir als Naturfotograf natürlich nicht ganz unwichtig ist. Woanders kann die wunderschöne Landschaft eines Naturschutzgebiets leider auch schnell mal dazu führen, dass kognitiv weniger begabte „Naturfreunde“ überall herumtrampeln. Hier im Moor besteht diese Gefahr zum Glück kaum, denn wer sich nicht ans Wegegebot hält, der wird sofort mit völlig durchnässten Schuhen bestraft. Selbst frei laufende Hunde, die man ja leider sonst in Naturschutzgebieten trotz des strikten Verbots allenthalben antrifft, sieht man kaum. Zu groß ist da offenbar die Angst der Halter, dass ihr Bello auf Nimmerwiedersehen im Moor versinken könnte.

Taubenkropf-Leimkraut

Es mag vielleicht daran liegen, dass so mancher Moorbesucher noch die alten Edgar-Wallace-Filme vor Augen hat, in denen mit einem gruselig schmatzenden Geräusch das nebelverhangene Dartmoor über dem Kopf seines Opfers zusammenschlug. Nur eine Hand schaute weiterhin heraus. Ihre verzweifelten Zuckungen wurden am Ende immer schwächer und schwächer … bis sie letztlich ganz erstarben.

Zurück von Edgar Wallace in die Wirklichkeit der emsländischen Moore: Die erlebe ich um diese Jahreszeit alles andere als düster oder gar schaurig. Beinahe bunt haben sie sich herausgeputzt. Überall summt und brummt, quakt und zwitschert es. Menschen hingegen sind außer mir nur sehr wenige unterwegs. Ob es daran liegt, dass derzeit allenthalben im Emsland Schützenfeste begangen werden, so dass den feuchtfröhlich feiernden Einheimischen keine Zeit für Ausflüge in die Natur bleibt? Oder gelten die Moore einfach nur als zu langweilig, eben keines Besuches wert? Nun, mir soll es recht sein. Was könnte es Schöneres geben, als ungestört und ganz ohne Zeitdruck in einer faszinierenden Landschaft nach Herzenslust herumzustreifen und dabei das Erlebte in Bildern festzuhalten?

In diesen Mooren sind die Bilder entstanden:

  • Aschendorfer Obermoor
  • Bargerveen (NL)
  • Dalum-Wietmarscher Moor
  • Esterweger Dose (Moorlehrpfad)
  • Geestmoor
  • Hahnenmoor
  • Wesuweer Moor

Die vielleicht schönsten Bilder aus diesen Mooren habe ich mir allerdings für den 2. Teil aufgehoben. Ein hinterhältiger Trick, mit dem ich die Zahl der von euch besuchten Seiten hier im Glaslinsenspiel schamlos in die Höhe katapultieren möchte. Klicks sind ja schließlich die Währung des Internets. Dementsprechend habe ich es euch auch ganz einfach gemacht: Ihr braucht nur auf den Button unten zu klicken – und schon geht’s weiter.

Schreibe einen Kommentar