Weiter geht’s mit Fotos, die ich im Juni und Juli im Emsland in den dortigen Mooren machen konnte. Bereits im ersten Teil hatte ich geschrieben, dass es mir dieses Mal vor allem um die gerade zu dieser Jahreszeit überraschend abwechslungsreichen Moorlandschaften ging, ich mir aber dennoch die eine oder andere Detailaufnahme nicht verkneifen konnte. Auch hier im zweiten Teil werde ich bei diesem Mix bleiben.
Da es ziemlich langweilig wäre, alles bereits Gesagte (besser: Geschriebene) hier noch einmal zu wiederholen, möchte ich stattdessen gerne auf Teil 1 verweisen:
Ein klein wenig ist es übrigens gemogelt, wenn ich die hier abgebildeten Moore (fein säuberlich aufgelistet findet ihr sie am Ende von Teil 1) alle im Emsland angesiedelt habe. Eines von ihnen, das Bargerveen, in dem ein guter Teil der Bilder dieses zweiten Teils entstanden ist, liegt nämlich ganz kurz jenseits der niederländischen Grenze. Diese kleine Freiheit habe ich mir erlaubt, denn zum Glück spielen EU-Binnengrenzen im Alltag ja keine Rolle mehr, und naturräumlich gehört es ohnehin zum internationalen (hier also niederländisch-deutschen) Naturpark Bourtanger Moor – Bargerveen.
Ich bin ein wenig erstaunt darüber, wie früh in allen besuchten Mooren die Heide blüht. Insbesondere die hübsche Glockenheide sorgt bereits Anfang Juli immer wieder für kleine rote Tupfer in der Moorlandschaft, an manchen Stellen gar für prächtig blühende Farbteppiche. In diesem Jahr hat die Faustregel, nach der die Heide vom 8.8. bis zum 9.9. blüht, ihre Gültigkeit definitiv eingebüßt. Nun, mir kommt das aus fotografischer Sicht durchaus entgegen, auch wenn ich weiß, dass dahinter leider keine Laune der Natur, sondern der von uns verursachte Klimawandel steckt.
Da es in diesem Frühjahr – oder eigentlich bereits seit vergangenem Herbst – hier in der Gegend extrem viel geregnet hat (und schon wieder lässt der Klimawandel grüßen), stehen vor allem im Bargerveen viele Bäume sehr malerisch im Wasser, und das sogar an Stellen, wo dies trotz Wiedervernässung ansonsten noch nicht der Fall wäre. Mich erinnert das stark an jene typischen Auenlandschaften, wie ich sie z.B. an der Oder erlebt habe.
An anderer Stelle sind es dann wieder die kleinen, manchmal sogar die winzig kleinen Besonderheiten, die mich faszinieren. So geht es mir z.B. im Hahnenmoor, wo ich vor lauter Eifer, die wiedervernässten Polder angemessen ins Bild zu setzen, allerdings jene sonderbaren rötlichen „Flecken“ am Wegesrand zuerst gar nicht bemerke.
Erst bei näherem Hinsehen erkenne ich, dass es sich bei diesen Flecken um nichts Geringeres als den berühmten fleischfressenden Sonnentau handelt. Da Moorböden nur wenig Stickstoff bereithalten, hat sich diese Pflanze darauf spezialisiert, ihn aus Insekten zu gewinnen. Zu dem Zweck bildet sie an ihren Blättern Tentakel aus, an deren Ende ein glitzerndes, zuckerhaltiges Sekret ihre Opfer anlockt. Unentrinnbar bleiben zumindest kleinere Insekten an den Tröpfchen kleben, woraufhin die Tentakel nun Enzyme absondern, mit deren Hilfe die Beute nach und nach verdaut wird.
Im Nu habe ich mein Objektiv gewechselt und liege platt auf dem leider alles andere als trockenen Boden. Ich muss beinahe in die Pflanzen hineinkriechen, wenn ich ihre an Tau erinnernden Klebetröpfchen auch nur einigermaßen erkennen will. Und davon soll ich jetzt ein ordentliches Foto machen? Keine kleine Herausforderung!
Beim Moorlehrpfad in der Esterweger Dose hatte ich zwar am Vortag auch Sonnentau gefunden und versucht zu fotografieren, aber so recht ist mir das nicht gelungen, da er viel zu weit abseits des Weges wuchs. Hier im Hahnenmoor erweisen sich die ohnehin kleinen Pflänzchen zwar als noch winziger, aber dafür sind sie so entgegenkommend, direkt am, in vielen Fällen sogar direkt auf dem Fußweg durchs Moor zu wachsen. Wie überaus praktisch! Endlich kann ich ihnen mit meiner Kamera so richtig auf die Pelle … ähhh … Blätter rücken, ohne auch nur einen Millimeter vom Wegegebot abzuweichen.
Leider blieb es bei all dem Herumrutschen auf dem feuchten Torfboden nicht aus, dass meine Hose am Ende nicht nur ziemlich durchnässt, sondern zu allem Überfluss auch noch dunkelbraun eingefärbt war. Wie peinlich! Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie erleichtert ich darüber war, auf meinem Rückweg niemandem begegnet zu sein.
Von solch kleineren – und zumindest im Nachhinein ja auch durchaus amüsanten – Komplikationen abgesehen, hatte ich in den Mooren des Emslands eine fantastische Zeit. Beinahe hätte ich gesagt, dass mich bei so vielen großartigen Motiven die paar Mückenstiche, die es dabei in Kauf zu nehmen galt, nicht wirklich jucken konnten. Nur stimmt das leider nicht. Und wie sie gejuckt haben! Es waren auch mehr als nur ein paar. Weit mehr!
Wie auch immer: Selbst diese nervigen Blutsauger werden mich nicht davon abhalten können, „meine“ Moore im Emsland noch viele weitere Male zu besuchen. Dass es sich lohnt, habe ich ja erleben dürfen.