Etwas selbstironisch habe ich diesen Blogbeitrag mit Naturfotograf erneut auf Abwegen überschrieben. Falsch ist dieser Titel sicher nicht, denn nach dem letzten Artikel über die Wasserschlösser im Münsterland handelt es sich auch bei den heutigen Bildern aus dem Freilichtmuseum in Detmold wohl kaum um das, was man als lupenreine Naturfotografie bezeichnen könnte. Andererseits hat es wohl noch jedem Fotografen ganz gutgetan, sich hin und wieder über den Tellerrand des eigenen Genres hinauszuwagen. Ob man diese Aufnahmen dann veröffentlicht, noch dazu unter falscher Flagge, wie hier im Naturfotoblog Glaslinsenspiel, ist dann wohl mehr eine Frage der persönlichen Dreistigkeit – und an der mangelt es mir, wie ihr sehen könnt, ganz offensichtlich nicht.
Wie gesagt, mit dem heutigen Blogbeitrag möchte ich euch mitnehmen nach Detmold in das dortige Freilichtmuseum. Es liegt wunderschön eingebettet in die Landschaft des Teutoburger Waldes. Wegen seiner enormen Ausmaße – es handelt sich um das größte Freilichtmuseum Deutschlands – stehen die alten, an ihren Originalstandorten abgetragenen und dann hier wieder aufgebauten Gebäude nicht dicht an dicht, wie man es von vielen anderen Freilichtmuseen kennt. Stattdessen bilden sie, passend zusammengestellt, typische Dörfer der verschiedenen westfälischen Regionen. Die Besucher bummeln immer wieder ein ganzes Stück durch Wald und Feld, bevor sie dann das nächste Dorf erreichen. Auf diese Weise fühlt man sich weniger im Museum als vielmehr auf einer kleinen, kurzweiligen Wanderung.
Fotografische Herausforderungen
Mein Besuch fiel auf einen sehr sonnigen Tag. Das machte die Innenaufnahmen zu einer fotografischen Herausforderung. Früher war es natürlich wichtig, im Winter das bisschen Wärme, das durch die Tiere (man lebte mit ihnen unter einem Dach) und die einzige Feuerstelle erzeugt wurde, möglichst im Haus zu behalten. Deshalb gab es nur wenige recht kleine Fenster. Als Fotograf muss man sich deshalb an einem sonnigen Tag mit enormen Kontrasten herumschlagen. Draußen ist es gleißend hell, drinnen in Fensternähe noch gut ausgeleuchtet, aber schon ein kleines Stück davon entfernt dann stockfinster.
Ich bin kein großer Freund von HDR-Fotos, bei denen aus mehreren unterschiedlich belichteten Bildern dann eines mit erweitertem Dynamikumfang (High Dynamic Range = HDR) generiert wird. Es besteht immer die Gefahr, dass die Ergebnisse mehr oder weniger künstlich aussehen. Meistens konnte ich es zum Glück vermeiden, darauf zurückzugreifen. Wenn es gar nicht anders ging, dann habe ich zumindest versucht, dem typischen HDR-Look in der Bearbeitung so gut es eben ging entgegenzuwirken.
Das nächste zu lösende Problem stellten dann die Tafeln mit Erklärungen vor jedem Gebäude dar. Sie sind, das muss man schon anerkennen, inhaltlich ausgezeichnet aufbereitet. Man erfährt allerhand Wissenswertes, wird aber nicht mit Informationen überflutet. Da haben die Museumspädagogen in Detmold genau das richtige Maß gefunden. Und dennoch: Diese Tafeln sind zwar optisch einigermaßen dezent und stilvoll gehalten, wirken aber auf Fotos trotzdem immer ein wenig störend. Meistens habe ich es geschafft, meinen Standort so zu wählen, dass keine Tafeln im Bild zu sehen sind. Immer ging das aber nicht. Per Photoshop hätte ich sie zwar nachträglich wegstempeln können, aber da ist die Grenze zur visuellen Lüge doch recht schnell überschritten, wie ich finde. Also werde ich bei einigen der Bilder mit diesem kleinen Ärgernis leben müssen.
Bleiben die anderen Besucher. Mit dem Fotografieren von Menschen ist das ja immer so eine Sache. Da steht man mit einem Bein ganz schnell mal ein Stückchen auf der dunklen Seite des Gesetzes, was mich alleine schon davor zurückschrecken lässt, meine lieben Mitbürger ungefragt abzulichten. Hier kam aber noch ein weiterer Aspekt hinzu: Ich finde zwar, dass die Bilder der Museumsdörfer durchaus ein wenig Leben ganz gut vertragen könnten, aber moderne Jeans und T-Shirts passen da optisch einfach nicht hinein. Zum Glück war ich an einem Wochentag dort, und so hielt sich der Ansturm in Grenzen. Mit etwas Geduld (nun ja, manchmal brauchte es schon ziemlich viel davon) gelang es mir, Bilder zu machen, die vortäuschen, ich sei an dem Tag der einzige Besucher dort gewesen.
Schon vorab hatte ich mich natürlich informiert, ob denn das Fotografieren überhaupt erlaubt ist und wie es mit der Veröffentlichung der Bilder aussieht. Verbote sind in solchen Fällen ja leider keine Seltenheit. Aber schon ein kurzer Blick auf die offizielle Webseite des LWL-Freilichtmuseums Detmold (so der offizielle Name, wobei LWL für Landschaftsverband Westfalen-Lippe steht) beruhigte mich. Das Fotografieren ist ebenso gestattet wie eine private, nicht-kommerzielle Veröffentlichung der Bilder. Da ich das Glaslinsenspiel zu meinem – und hoffentlich auch eurem – privaten Vergnügen betreibe und damit in keiner Weise Geld verdiene, stand diesem Blogbeitrag also zum Glück nichts entgegen.
Ich hoffe, ihr hattet ein wenig Freude an den Bildern von meinem Tag im Westfälischen Freilichtmuseum, auch wenn es sich dabei um keine echten Naturfotos handelt. Falls ihr mal in die Gegend kommen solltet: Sowohl das Museum als auch die sehr hübsche ehemalige Residenzstadt Detmold lohnen auf jeden Fall einen Besuch.