Frühlingsgefühle im Vogelparadies

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Schmökern

Eifrige Leserinnen und Leser des Glaslinsenspiels werden sich vielleicht daran erinnern, dass es hier vor ein paar Monaten einen Blogbeitrag gab über die Rieselfelder Münster, ein bedeutendes europäische Reservat für Wat- und Wasservögel ganz in meiner Nähe. Ich hatte damals dort seit längerem mal wieder einen Fototag verbracht, allerdings mit einer recht überschaubaren Ausbeute. So etwas ist in der Tierfotografie zwar nichts Ungewöhnliches, aber diese Scharte wollte ich doch gerne auswetzen. Jetzt im Vorfrühling schien mir genau der richtige Zeitpunkt dafür zu sein. Also habe ich mich erneut auf den Weg nach Münster gemacht, in der Hoffnung, dieses Mal mehr Fotoglück zu haben.

Kormoran
Austernfischer
Reiherente

In dem erwähnten Beitrag habe ich damals die Rieselfelder, ihre Geschichte und ihre heutige Bedeutung für die Wat- und Wasservogelwelt ein wenig näher vorgestellt. Falls ihr den noch nicht gelesen habt, wäre es vielleicht eine ganz gute Idee, da zuerst einen Blick hineinzuwerfen. Mit einem Klick hier gelangt ihr sofort zu dem besagten Artikel.

Schnatterente
Höckerschwan
Krickente

Die Rieselfelder beherbergen zwar regelmäßig eine große Zahl von Vögeln, aber das bedeutet noch lange nicht, dass es deshalb einfach wäre, sie zu fotografieren. Mit einigen Schwierigkeiten hat man dabei schon zu kämpfen:

  • Gerade jene Teiche, auf denen sich die meisten Vögel aufhalten, sind recht groß. Selbst mit einem langen Teleobjektiv lässt sich da oft nicht allzu viel machen.
  • Viele der kleineren Teiche sind völlig zu Recht den Tieren vorbehalten und kommen für die Fotografie gar nicht erst infrage.
  • Aus den Beobachtungshütten oder gar dem Beobachtungsturm hat man einen sehr ungünstigen Winkel von oben auf die Vögel. Für das reine Betrachten der Tiere ist das völlig in Ordnung. Bessere Fotos gelingen aber nun einmal, wenn man die Kamera auf Augenhöhe der Vögel bringen kann.
  • Die Teichränder bieten zwar einen etwas geeigneteren, aber noch längst keinen optimalen Winkel. An den meisten Stellen sind sie – wiederum zum Schutz der Vögel – ohnehin nicht zugänglich.
Schwupps…

Aber ich will hier nicht herumjammern. Wenn man das Gebiet erst einmal richtig kennt, viel Zeit und Geduld mitbringt und auch die Tiere immer besser einzuschätzen lernt, dann bekommt man seine Chancen auf ordentliche Fotos. Und die Artenvielfalt ist wirklich überaus beeindruckend. Welch ein Glück, so einen absoluten Hotspot der Vogelfotografie beinahe vor der eigenen Haustür zu haben!

Kampfläufer
Blässhuhn

Ein Wort zur Fototechnik

In den Rieselfeldern ist die Wahl des Objektivs einfach: Für die allermeisten Fotos bin ich mit meinem 300er Tele plus 1,4-fach-Konverter (das entspricht umgerechnet auf Kleinbild immerhin satten 840mm Brennweite) bestens gerüstet. Vor meine Kamera (Olympus OM-D E-M1 MarkII) geschraubt, lässt sich dies alles ganz locker und wenn es sein muss auch stundenlang an einem simplen Schultergurt tragen. Auf einen Fotorucksack kann ich auf die Weise ganz gut verzichten.

technisch interessierte Lachmöwe

Nun ja, zugegeben, es gibt hin und wieder auch in den Rieselfeldern eine Situation, in der mir eine kürzere Brennweite gute Dienste täte. Aber was soll’s? Ich nehme einfach in Kauf, nicht alle Fotos bei einem einzigen Rundgang machen zu können. Manchmal drehe ich dann eben noch eine zweite Runde mit einem anderen Objektiv. Und wenn mein Motiv darauf nicht warten wollte, trauere ich der verpassten Chance auch nicht allzu lange nach. Stattdessen tröste ich mich damit, wegen der kurzen Anfahrt jederzeit zurückkehren zu können.

Ich liebe ich es jedenfalls, gänzlich unbeschwert (im buchstäblichen, aber auch im übertragenen Sinn) durch dieses herrliche Vogelparadies zu spazieren. Es ist für mich jedes Mal wie ein kleiner Urlaub, eine kurze Reise in eine ganz andere Welt. Und das Beste daran: Da die Rieselfelder sich in beinahe unmittelbarer Nähe meines Wohnorts befinden, dürfte der ökologische Fußabdruck, den ich dabei hinterlasse, höchstens die Schuhgröße eines Säuglings erreichen. Ein Grund mehr, die Naturfotografie vor allem rund um den eigenen Schornstein zu betreiben.

Kanadagans
Blässgänse
Rostgans

Frühlingsgefühle

Jetzt im März ist bei den Vögeln hier in den Rieselfeldern die Zeit der Frühlingsgefühle angebrochen. Viele Vogelmännchen haben ihr hübsches Prachtgewandt angelegt, an allen Ecken und Enden wird heftig gebalzt, die ersten kunstvollen Nester entstehen und für Nachwuchs wird natürlich auch eifrig gesorgt. Immer wieder kommt es aber auch zu verbissenen und lautstark ausgeführten Revierkämpfen. Wer die Stille in der Natur sucht, wird sie hier um diese Jahreszeit eher nicht finden.

Graugans mit gewöhnungsbedürftigen Tischmanieren
Graugänse

Die meisten Vögel haben ihren Partner oder Partnerin aber wohl bereits gefunden, und so bietet sich mir die Chance auf einige Fotos von trauter Zweisamkeit. Wohlgemerkt: Ich spreche hier von einer Chance, denn solche Partner-Shootings sind nicht so ganz einfach. Die beiden turtelnden Models vergessen leider allzu häufig, dass sie sich beide tunlichst in derselben Schärfeebene aufhalten sollten. Stattdessen laufen, watscheln oder schwimmen sie herum, ganz wie es ihnen Spaß macht, und sie vergessen dabei völlig die berechtigten Belange des hart arbeitenden Fotografen.

Tafelentenpaar
Reiherentenpaar

Wie geht’s weiter?

Nein, die komplette Vielfalt der Vogelwelt in den Rieselfeldern Münster habe ich euch noch längst nicht vorgestellt. Ich werde deshalb mit meiner Kamera am Ball bleiben, und der nächste Blogbeitrag mit Fotos von dort kommt ganz bestimmt. Aber es soll euch ja hier auf keinen Fall langweilig werden. Also sind in nächster Zeit wohl erst einmal wieder ein paar andere Themen dran.

Höckerschwäne

Auch wenn man durch Spezialisierung vermutlich die besseren Bilder zustande bringt: Gerade die ungeheure Vielfalt der Natur ist es, vor der ich immer wieder staunend stehe, und die ich versuche, in meinen Bildern einzufangen. Das Glaslinsenspiel wird deshalb auch in Zukunft ein ziemlich buntes Kaleidoskop bleiben. Ich möchte euch – und auch mich selbst – immer mal wieder mit einer neuen Facette der Naturfotografie überraschen. Schließlich will ich ja noch ein Weilchen Freude an meinem Hobby haben, und ich liebe nun einmal die Abwechslung.

Blaumeise am Eingang ihrer Nisthöhle

Für alle, die oben nicht auf den Link zu dem älteren Blogbeitrag über die Rieselfelder in Münster geklickt haben, aber dennoch gerne einmal hineinschauen wollen:

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