Naturfotografie bei Schietwetter

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Schmökern

Nein, ich hatte während meiner Tage im Nordschwarzwald keinen Dauerregen. Gar nicht mal so selten kam sogar die Sonne heraus. Aber am Ende waren es gerade die regnerischen, nebelverhangenen Tage, an denen mir die stimmungsvollsten Bilder gelungen sind. Und genau darum soll es heute gehen, nämlich um die Vorteile des Fotografierens bei richtigem Schietwetter.

Regenwolken über dem Schwarzwald
Regenwolken über dem nördlichen Schwarzwald bei Baiersbronn

Warum ich gerne bei Schietwetter fotografiere

Ich bin alles andere als ein begeisterter Frühaufsteher. Es mag ja vielleicht der frühe Vogel sein, der den Wurm fängt. Mir egal. Ich drehe mich frühmorgens lieber noch einmal unter meiner warmen Decke um und schlafe gemütlich weiter. Dafür bin ich dann auch allzu oft bereit, selbst auf die verlockendsten Würmer (bei mir wären das eher die typischen Fotos von herrlichen Sonnenaufgängen) zu verzichten.

So ein richtiger Sommermensch bin ich auch nicht. Wenn die meisten Leute begeistert in der Sonne braten, dann wird man mich im kühlen Schatten finden. Mit zunehmendem Alter vertrage ich die Hitze zwar überraschenderweise besser, aber mögen muss ich sie deswegen ja nun auch nicht gleich.

Ihr seht also, ich erfülle auf jeden Fall schon einmal die wichtigsten Voraussetzungen, um als Naturfotograf krachend zu scheitern. Fehlte nur noch, dass ich es hasste, mich im Freien aufzuhalten. Nun, ganz so schlimm ist es dann auch wieder nicht. Vielleicht ginge es ein wenig zu weit, zu behaupten, meine bevorzugte Nische sei die Schlechtwetterfotografie. Aber in der Tat machen mir Kälte, Regen, Nebel und die sonstigen Widrigkeiten, die das Wetter so für uns bereit hält, recht wenig aus.

Bannwald Wilder See
Regen und Nebel im Bannwald Wilder See
Bannwald Wilder See
kurzes Aufklaren über dem Bannwald

Schlechtes Wetter ist zwar vielleicht nicht immer angenehm, aber für Naturfotografen bringt es durchaus eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich:

  • Es gibt so gut wie keine Störungen durch neugierige oder einfach nur im Bild stehende Zeitgenossen.
  • Man kann problemlos auch über die Mittagsstunden fotografieren, in denen bei Sonnenschein ja meist keine stimmungsvollen Fotos gelingen.
  • Eine Annäherung an scheue Tiere fällt bei Nässe leichter, da feuchte Blätter unter den Füssen nicht rascheln und Regen die eigenen Geräusche zum großen Teil verschluckt.
  • Nebel kann die Tiefenwirkung in Landschaftsaufnahmen sehr ansprechend verstärken.
  • Im Wald sind die Farben nach einem Regen wegen der von den Blättern abgewaschenen Staubschicht viel intensiver.
  • Nebel und Regen können Fotos jenes gewisse Etwas mitgeben, das sie ein Stückchen aus dem Durchschnitt heraushebt.

Kurz gesagt: Wenn man wie ich morgens nicht rechtzeitig aus dem Bett kommt und dadurch so manche Gelegenheit für herrliche Lichtstimmungen verpasst, dann bietet schlechtes Wetter eine ziemlich gute Chance, diese Scharte doch noch irgendwie auszuwetzen.

Gaishölle bei Sasbachwalden
Gaishölle bei Sasbachwalden
Gaishölle bei Sasbachwalden
kleiner Wasserfall in der Gaishölle
Gaishölle bei Sasbachwalden
Nicht Feuer und Hitze sondern Wasser und Felsblöcke prägen diese Hölle.

Wichtig ist es natürlich, dass sowohl das Fotoequipment als auch der Fotograf oder die Fotografin vor den Widrigkeiten des schlechten Wetters geschützt sind. Letzteres dürfte heutzutage wohl kein ernstes Problem mehr darstellen. Das Angebot an geeigneter Outdoor-Bekleidung ist ja inzwischen riesig. Wir Deutsche sind eben gerne auf alles vorbereitet und ziehen uns deshalb schon beim schlichten Gang zum Bäcker an, als seien wir auf dem Weg zum Basislager einer Himalaya-Expedition. Outdoorhose, Goretexjacke und darunter dann die passende Funktionsunterwäsche (erfüllen eigentlich die ganz normalen Unterhosen keine Funktion?) bilden da höchstens die Minimalausrüstung. Ich bin mir also ziemlich sicher: An der passenden Bekleidung für das Fotografieren bei Schietwetter dürfte es wohl kaum jemandem fehlen.

Bleibt die Fotoausrüstung. Wasserdichte Fotorucksäcke oder solche mit einer bei Bedarf einfach anzubringenden wasserdichten Zusatzhülle gibt es reichlich. Das Problem ist allerdings, dass nur jene Teile der Fotoausrüstung vor Regen geschützt sind, die sich im Rucksack befinden. Das ist gut und schön auf dem Weg hin zum Fotoziel oder von dort wieder zurück. Aber spätestens, wenn man dann tatsächlich im Regen fotografieren will, müssen Kamera und Objektiv dem Wasser ja doch ausgesetzt werden.

Bannwald Wilder See
Mooskugel
Bannwald Wilder See
Totholz im Bannwald
Gaishölle bei Sasbachwalden
Baumpilze

Wie ich bei Schietwetter fotografiere

Ich nehme sehr oft nur ein einziges Objektiv, das dann natürlich schon auf der Kamera sitzt, mit auf meine Fotoausflüge. Was wie eine unnötige Beschränkung aussehen mag, hilft mir, mich auf jene Motive zu konzentrieren, die mit dem verfügbaren Objektiv „machbar“ sind. Habe ich hingegen alle meine Objektive dabei, dann sehe ich vor lauter Möglichkeiten oft die besten Motive nicht. Irgendwie ähnele ich da wohl dem Dackel in Venedig, der bei so vielen wunderbaren Gelegenheiten gar nicht mehr weiß, wo er sein Beinchen denn nun heben soll.

Gerade bei schlechtem Wetter neige ich erst recht dazu, mit nur einem Objektiv loszuziehen, weil ich meiner Kamera Objektivwechsel im Regen ersparen möchte. Meistens greife ich dann zu meinem sehr vielfältig einsetzbaren 2.8/12-40 mm Telezoom (24-80 mm kleinbildäquivalent). So bin ich für die meisten Situationen ganz gut gerüstet. Wegen seiner erfreulich geringen Naheinstellgrenze kann ich damit sogar Aufnahmen im Beinahe-Makro-Bereich machen.

Die Kamera mit aufgesetztem Objektiv hängt dann an einem quer über die Brust verlaufenden Schultergurt griffbereit an meiner Seite. Einen Rucksack habe ich in solchen Fällen nicht dabei. Allerdings muss ich mich, wenn ich so unterwegs bin, auf die Wasserdichtigkeit meiner Kamera-Objektiv-Kombination absolut verlassen können, da sie ja den vollen Regen abbekommt.

Wildseemoor
Es braut sich etwas zusammen über dem Wildseemoor.
Weg zum Wildseemoor bei Hagel
Sturm und Hagel leiten ein heftiges Gewitter ein beim Holzbohlenweg im Moor.

Es hilft also nichts: Für die Schietwetterfotografie muss die Fotoausrüstung – Kamera und Objektive – verlässlich wetterfest sein. Staub- und spritzwassergeschütztes sowie kälteunempfindliches Equipment ist aus meiner Sicht für Naturfotografen ein absolutes Muss. Wenn man kein ausgesprochener Schönwetterfotograf ist, dann lohnt es sich, hier beim Kauf etwas mehr zu investieren. Zum Glück gibt es von den meisten namhaften Herstellern Kameras und Objektive, die einen ordentlichen Regenschauer problemlos vertragen. Für mich ist das ein wichtiges Auswahlkriterium bei der Wahl meiner Fotoausrüstung. Dafür kann ich dann auch im heftigsten Regen herumlaufen und fotografieren, ohne mir Sorgen machen zu müssen.

In solchen Fällen habe ich übrigens stets eine Streulichtblende montiert. Nicht, dass ich sie bei Schietwetter wirklich gegen den Einfall von Streulicht benötigte. Aber sie schützt die Frontlinse des angesetzten Objektivs recht gut vor Regentropfen. Trotzdem komme ich manchmal nicht darum herum, vor der Aufnahme die Frontlinse noch einmal mit einem geeigneten Tuch trocken zu wischen. Tropfen an der falschen Stelle könnten die Fotos sonst allzu leicht ruinieren.

Schliffkopf
kurz vor einem heftigen Wolkenbruch am Schliffkopf
Schliffkopf
Der Schliffkopf zeigt sich besonders bei Regen als wildromantisches Naturidyll.
Wildnispfad bei Plättig
Wildnispfad bei Plättig

Außer dem genannten Tuch zum Trockenwischen habe ich zumindest im Wald auch immer einen Polfilter dabei. Er kann Reflexionen von den Blättern und von Wasseroberflächen je nach Einstellung reduzieren oder auch komplett verschwinden lassen. Das führt zu einem noch intensiveren Grün des Laubs und macht stille Gewässer durchsichtiger. Beim Laub nutze ich den Polfilter sehr häufig. Ob ich Gewässer lieber spiegelnd oder durchscheinend abbilde, entscheide ich von Fall zu Fall. Manchmal machen ja gerade die sich im Wasser spiegelnden Wolken den besonderen Reiz aus. Dann lasse ich den Polfilter eben weg. In anderen Fällen will ich vielleicht interessante Wurzeln oder Steine am Grund eines Gewässers optisch hervorheben. Dabei ist mir dann der Polfilter eine unverzichtbare Hilfe.

Bei Regen oder Nebel kann es im Wald sehr schnell recht dunkel werden. Spätestens dann komme ich nicht darum herum, vom Stativ aus zu fotografieren. Ich gehöre nicht zu den Fotografen, die schon aus Gründen der bedachteren Bildgestaltung prinzipiell immer ein Stativ verwenden. Ich empfinde so ein zusätzlich mitzuschleppendes Dreibein durchaus als lästig und verzichte dementsprechend oft darauf. Für Fotos wie die hier gezeigten greife ich dennoch darauf zurück. Nur so kann ich ohne sichtbare Qualitätseinbußen jene langen Belichtungszeiten nutzen, die hier aus Mangel an Licht erforderlich oder bildgestalterisch (z.B. fließendere Darstellung des Wassers, Visualisierung von Sturm durch verwischte Zweige) wünschenswert sind.

Gertelbachschlucht
Gertelbachschlucht

Alle Fotos dieses Beitrags sind im Nordschwarzwald entstanden, und alle bei Regen oder Nebel, eines sogar kurz vor einem Gewitter in einem starken Hagelschauer. Echte Schietwetterfotografie also. Mir gefallen dabei die satten Grüntöne, wie sie vor allem der Regen im Wald hervorbringt. Außerdem werden die Fotos bei bedecktem Himmel wegen der fehlenden Sonnenflecken auf dem Waldboden ruhiger und bekommen manchmal gar einen etwas verwunschenen Charakter, der bei Nebel noch einmal verstärkt wird. Ich mag das sehr. Bei Sonnenschein ist es mir noch nie gelungen, eine auch nur annähernd ähnliche Atmosphäre einzufangen.

Ihr seht also, ich nutze unwirtliches Wetter tatsächlich sehr gerne. Wenn es gut läuft, dann komme ich auf diese Weise zu besonders stimmungsvollen Aufnahmen. Auf jeden Fall aber wirken solche Schietwetterfotos schon auf den ersten Blick ganz anders als die typischen Postkartenansichten. Falls ihr Lust habt einmal nachzulesen, was mir sonst noch hilft, Schritt für Schritt zu etwas ansprechenderen Bildern zu gelangen, dann schaut doch gerne mal diesen Blogbeitrag an.


Wie sieht es bei Euch aus? Meidet ihr Schietwetter beim Fotografieren, oder seht ihr es eher als gute Möglichkeit für Aufnahmen mit dem besonderen Pfiff? Habt ihr vielleicht sogar einen guten Tipp, die Schietwetterfotografie betreffend? Bitte lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen.

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