Herbstimpressionen

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Schmökern

Die vielleicht schönste Jahreszeit für Naturfotografen ist der Herbst. Zum Glück brauche ich nur wenige Hundert Meter zu gehen, und schon bin ich mitten im Teutoburger Wald. Häufiger noch als sonst durchstreife ich in dieser Jahreszeit mein fotografisches Heimatrevier. Das herbstlich gefärbte Buchenlaub übernimmt dabei nicht selten die Hauptrolle in meinen Bildern. Manchmal überlässt es sie auch anderen Protagonisten wie Pilzen, Bucheckern, Beeren… In solchen Fällen tritt das Herbstlaub dann etwas nach hinten, dient den anderen Darstellern auf diese Weise aber als umso stimmungsvollere Kulisse.

Ich liebe es, im goldenen Oktober das Rascheln der Blätter unter meinen Füßen zu hören, die frische, kühle Herbstluft zu atmen und dabei nach Motiven Ausschau zu halten. Gerade in einem so verrückten Jahr wie diesem ist der Wald für gestresste Zeitgenossen, zu denen ich mich allerdings nicht zähle, ein wunderbarer Ort, zur Ruhe zu kommen und das Virus einfach mal für ein paar Stunden zu vergessen.

Leider spielte das Wetter in diesem Jahr bisher nicht wirklich mit. Der Oktober hat sich sein Prädikat, der goldene Monat zu sein, zumindest hier im Münsterland leider so ganz und gar nicht verdient.

Jaja ich weiß, erst im vorigen Blogartikel habe ich ein Loblied auf die Schietwetterfotografie angestimmt. Und dazu stehe ich auch. Vielleicht mag es deshalb ein kleines bisschen inkonsequent wirken, dass ich mich nun über fehlenden Sonnenschein beklage. Aber wenigstens für ein paar Tage im Oktober hätten sich die Regenwolken aus meiner Sicht schon etwas zurückhalten dürfen. Herbstlich gelb oder rot verfärbtes Laub entfaltet nun einmal seine ganze Schönheit erst so richtig, wenn es mit einem strahlend blauen Himmel kontrastiert. Im November bliebe dann ja schließlich noch genug Zeit für Regen, Nebel und alles, was eine melancholische Herbststimmung ausmacht.

Tja, man muss das Wetter eben nehmen wie es kommt. Und überhaupt (seufz!) ist das Leben eines Naturfotografen nun mal kein Ponyschlecken – oder so ähnlich.

Nachdem ich für die letzten beiden Sätze jeweils einen Euro ins Phrasenschwein gesteckt habe, komme ich nun zur Lösung des Problems. Und diese Lösung heißt Festplatte. Wozu habe ich meine Fotos vom letzten Jahr denn ordentlich bearbeitet und sicher gespeichert, wenn nicht für wetterbedingte Notfälle wie in diesem Herbst? Dann stimme ich meinen Lobgesang auf den goldenen Oktober eben einfach mit Fotos aus dem vergangenen Jahr an.

Übrigens: Wer mir jetzt das schiefe Bild des mittels Fotos angestimmten Lobgesangs um die Ohren hauen möchte, der sollte mich mal hören, wenn ich wirklich singe.

Natürlich werden gerade auch Fotos eines verregneten Herbstwalds oder eines nebelverhangenen Moors der manchmal etwas wehmütigen Stimmung dieser Jahreszeit wunderbar gerecht. Und ich mag solche Bilder, sogar sehr. Aber das ist eben nur die eine Seite.

Gerade der Oktober zeigt uns ja oftmals auch eine andere: Die manchmal lähmende Hitze des Sommers ist vorüber, das Sonnenlicht bekommt einen wunderschönen, warmen Goldton und die Färbung des Laubs bringt die bunte Vielfalt der Natur noch ein letztes Mal zur Geltung. Und obwohl es mir nie so ganz gelingt, dies alles in meinen Bildern einzufangen, macht mir das Fotografieren im Herbst außerordentlich viel Freude.

Fotografieren im goldenen Oktober

Zum Fotografieren selbst gibt es hier nicht allzu viel zu sagen. Weder könnte ich besonders geeignete Brennweiten noch bestimmte Kameraeinstellungen hervorheben. Fotos wie in diesem Blogbeitrag gelingen problemlos mit jeder Art von Equipment. Es bedarf auch so gut wie keines speziellen Fotowissens. Das ist ja gerade das Schöne: Man schnappt sich seine Kamera und verbringt einfach ein paar entspannende Stunden im Wald.

Die einzige kleine Ausnahme davon bilden vielleicht die sogenannten Sonnensterne. Ich spreche hier von Bildern, in denen die Sonnenstrahlen in etwa so zu sehen sind, wie kleine Kinder sie malen. Auch wenn man sich bei solchen Aufnahmen immer recht nah am Rand des Kitschigen bewegt, nutze ich Sonnensterne gelegentlich als Stilmittel, um die goldene Anmutung des Oktobers zu unterstreichen.

Im Grunde muss man dabei nur zwei Punkte beachten:

  • Die Sonne sollte nicht in ihrer vollen Größe im Bild zu sehen sein. Sie erzeugt viel deutlichere Sterne, wenn sie nur ein wenig hinter einem Baumstamm, einem Blatt oder etwas Ähnlichem hervorlugt.
  • Je kleiner die Blendenöffnung, desto klarer wird der Sonnenstern. Am besten man experimentiert da ein wenig und schaut, bei welcher Blende einem der Effekt am besten gefällt.

Ansonsten lohnt es sich, einmal alle verfügbaren Objektive zu testen. Manche erzeugen recht schöne, andere wiederum weniger gefällige Sonnensterne. Das ergibt sich aus der Anzahl der Blendenlamellen, hängt aber auch vom gesamten optischen Aufbau des Objektivs ab. Und letztlich entscheidet ohnehin die persönliche Vorliebe. Also einfach mal ausprobieren. Meine Objektive sind allesamt nicht unbedingt die absoluten Könige des Sonnensterns. Das war für mich beim Kauf einfach kein Auswahlkriterium. Allzu unzufrieden bin ich mit den Ergebnissen dennoch nicht.

Meistens ziehe ich es aber vor, das Sonnenlicht ganz konventionell in meinen Bildern einzufangen. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie dadurch auch ansonsten eher langweilige Motive äußerst reizvoll werden können. So führt der Waldweg in dem nächsten Foto durch eine eher langweilige Gruppe plantagenartig angepflanzter Bäume. Wenn aber am Nachmittag die tiefstehende Sonne alles zum Leuchten bringt, dann mutiert diese unscheinbare Baumgruppe plötzlich zu einem erstaunlich stimmungsvollen Fotomotiv.

Ich habe übrigens alle Motive dieses Beitrags exakt so vorgefunden, wie ich sie dann auch fotografiert habe. Nichts wurde arrangiert, nichts entfernt. Für mich ist es einfach ein Teil des Fotovergnügens, ausschließlich mit dem, was die Natur mir bietet, möglichst ansprechende Bilder zu gestalten. Außerdem bin ich im dekorativen Arrangieren von Bildelementen alles andere als geschickt. Schon deshalb lasse ich die Finger davon. Vor allem aber will ich in meinen Fotos Augenblicke sammeln, die ich genau so erlebt habe. Manchmal, mit viel Glück, gelingen mir sogar Bilder, die später beim Betrachten jenes Gefühl wieder hervorrufen, dass mich vor Ort zur Kamera hat greifen lassen. Manchmal!

Gelegentlich, wie zum Beispiel beim nächsten Bild, ist nicht einmal ein Motiv im engeren Sinne erforderlich. Hier lag einfach nur ein abgebrochener Ast mit verdorrten Blättern am Boden. An jedem anderen Tag wäre ich daran achtlos vorbeigegangen. Erst das Licht der untergehenden Sonne, das nur für wenige Minuten genau diesen Ast nahezu flammend erstrahlen ließ, hat daraus eine fotogene Szenerie geschaffen. Auch wenn das Bild vielleicht nicht zu meinen besten gehört, symbolisiert es doch in nahezu idealtypischer Weise, was ich meine, wenn ich davon spreche, mit der Kamera Augenblicke zu sammeln.

Vielleicht bringt uns der November ja noch ein paar schöne Herbsttage. Mich würde es freuen, wenn meine Bilder ein klein wenig dazu beitrügen, dass sich der eine oder die andere vielleicht zu einem kleinen Waldspaziergang aufrafft, egal, ob mit Kamera oder ohne. Im Herbstwald gibt es wirklich immer etwas zu entdecken. Und selbst wenn das Wetter einmal nicht so recht mitspielen mag, sollten wir uns die Zeit in der Natur keinesfalls verleiden lassen. Schließlich ist es doch in der gemütlichen Wärme zu Hause gleich noch einmal so behaglich, wenn wir vorher draußen der Kälte oder gar dem Regen getrotzt haben.

Welches sind eure liebsten Herbstmotive? Zieht euch mehr die goldene und oft auch bunte Seite dieser Jahreszeit an? Ist es vielleicht eher die herbstliche Melancholie, die ihr in euren Fotos einzufangen versucht? Oder fühlt ihr euch da – genau wie ich – stets hin- und hergerissen? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen.

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