Vielleicht ist die Makrofotografie an dieser Stelle bisher ein wenig zu kurz gekommen. Warum? Keine Ahnung. Ich finde es jedenfalls immer wieder ausgesprochen spannend, mich auf der Suche nach reizvollen Motiven in die Welt des mit bloßen Augen kaum mehr Sichtbaren zu begeben. So recht kann ich es mir selbst nicht erklären, warum diese Begeisterung hier im Blog bisher so wenig Spuren hinterlassen hat.
Nun ja, ein paar Makrofotos gab’s im Glaslinsenspiel schon zu sehen. Zumindest in zwei Blogbeiträgen haben sie sogar die Hauptrolle gespielt. Das war zum Beispiel der Fall in dem Artikel über die wunderschönen Falter im Schmetterlingshaus in Hamm. Und auch für den Beitrag über meine Blumenfotografie habe ich die Mehrzahl der Fotos mit dem Makroobjektiv gemacht.
Makros – Naturfotografie für Faulpelze
Ich gebe es zu: Ein guter Teil meiner Liebe zur Makrofotografie hat seine Ursache in dem mir angeborenen Hang zur Bequemlichkeit. Ich bin eben nur äußerst ungern als mein eigener Packesel unterwegs. Das macht dieses verführerisch kleine und vor allem extrem leichte 60mm-Makroobjektiv (entspricht 120mm Kleinbild) an meiner ebenfalls sehr handlichen Olympus in meinen Augen zu einer absoluten Traumkombination. Tolle Bildqualität, Abbildungsmaßstab bis 1:1 (entspricht 2:1 auf Kleinbild umgerechnet), mit nur 185g wirklich superleicht – was will man mehr? Ist es da ein Wunder, dass ich ausgesprochen gerne mit nicht mehr als nur diesem einen Objektiv unterwegs bin?
Das hat, neben der im wahren Sinn des Wortes unbeschwerten Mitnahme, noch einen weiteren Vorteil: Mein Blick beginnt sich bei der Motivsuche ganz automatisch auf die kleinen Dinge zu konzentrieren. Mir fallen dann Details auf, die mir sonst garantiert entgangen wären. Offenbar schalten Augen und Hirn ganz von alleine in eine Art Makro-Modus um. Meine Wahrnehmung passt sich also in gewisser Weise dem mitgeführten Objektiv an. Klingt komisch, ist aber so.
Diesen Vorteilen steht natürlich der nicht ganz unerhebliche Nachteil gegenüber, mit nur einem Objektiv, noch dazu einem Makro, fotografisch doch recht eingeschränkt zu sein. Immer nehme ich das nicht in Kauf. Vor allem an Orten, die eine längere Anreise notwendig machen und zu denen ich deshalb vermutlich nicht so bald wieder zurückkehren werde, möchte ich schon gerne etwas flexibler auf mögliche Motive reagieren können. Da habe ich dann doch lieber zumindest noch ein weiteres Objektiv, meist ein Standardzoom, dabei. Wenn ich weiß, dass ich keine langen Strecken wandern muss, darf es auch gerne die eine oder andere Linse mehr sein. Zum Glück hat mein Umstieg auf das Olympus-System das Gewicht meines Equipments ja sehr spürbar verringert.
Am wohlsten fühle ich mich aber immer mit möglichst leichtem Gepäck. Genau aus diesem Grund bin ich im nächsten Umfeld meines Wohnorts in den meisten Fällen tatsächlich mit nur einem einzigen Objektiv unterwegs. Warum auch nicht? Hier kann ich ja ganz ohne die Mühen einer Anreise so oft fotografieren, wie ich nur will. Wenn mir also heute ein Motiv durch die Lappen geht, weil ich das dafür passende Objektiv nicht dabeihabe, dann komme ich eben morgen wieder. Oder übermorgen. Oder wann immer ich Lust dazu habe. Und die habe ich eindeutig öfter, wenn das Ganze ohne Schlepperei vonstattengeht.
Leider bin ich in letzter Zeit nicht so recht zum Fotografieren gekommen. Es gab einfach zu viele andere Dinge zu erledigen, wie es eben machmal so ist. In solchen Fällen stellt dann unser Garten meine letzte Rettung dar. Dort kann ich auch mal zwischendurch und ohne lange Vorbereitung ein paar Fotos machen. Schließlich lebt das Glaslinsenspiel ja von einem stetig sprudelnden Nachschub an Bildern. Also habe ich mich gestern einmal mehr im Garten auf die Pirsch begeben. Passend bewaffnet mit besagtem Makroobjektiv sollte mir dieses Mal die Welt des Kleinen und Kleinsten als Jagdrevier dienen.
Gratwanderung zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion
In der Malerei haben es mir gerade jene Werke besonders angetan, die an der Grenze zwischen gegenständlicher und abstrakter Darstellung angesiedelt sind. Vor solchen Bildern bleibe ich stets etwas länger stehen. Sie sprechen meine Fantasie einfach mehr an, verleiten mich dazu, etwas genauer hinzuschauen. Außerdem mag ich es, wenn Künstler sich die Freiheit herausnehmen, sich nicht an vermeintlich feste Regeln zu halten, und seien es die der möglichst korrekten Abbildung der Wirklichkeit.
Leider könnte ich selbst nicht einmal unfallfrei ein Schwein malen, jedenfalls keines, das sich problemlos von einem Hund, einem Pferd oder auch nur einer Gewürzgurke unterscheiden ließe. Mit meiner Karriere als Maler wird es wohl nichts mehr werden. Mir bleibt deshalb nur, wenigstens hin und wieder die Fotografie zu nutzen, um meine Wunschbilder zu verwirklichen. Und so habe ich in den heutigen Blogbeitrag ein paar Aufnahmen eingeschmuggelt, die zwar – wie natürlich jedes Foto – einen konkreten Bildinhalt haben, ihn aber kaum mehr erkennen lassen. Sie wurden, wenn man so will, mit den Mitteln der Makrofotografie ihrer Gegenständlichkeit beraubt und auf Farben, Formen oder Texturen reduziert.
Falls das alles zu sehr nach Kauderwelsch klingen sollte: Ich finde es einfach herrlich, ein wenig mit der Kamera zu spielen und zu schauen, was dabei herauskommt. Das Makroobjektiv bietet sich dafür in meinen Augen an, da der damit erzielbare große Abbildungsmaßstab schon ganz von alleine recht ungewöhnliche Sichtweisen ermöglicht.
Mehr als ein wenig Spaß steckt nicht dahinter. Aber auch nicht weniger. Da es sich noch dazu um einen ganz und gar harmlosen Spaß handelt, spricht in meinen Augen absolut nichts dagegen. Vielleicht findet der eine oder die andere solche Fotos ein wenig verrückt. Mag wohl sein, aber was soll’s? So langsam komme ich ohnehin in jene Lebensphase, in der mich vielleicht – wenn überhaupt – nur noch kindliche (oder sollte ich sagen kindische) Begeisterungsfähigkeit vor dem Starrsinn des Alters bewahren kann.
Apropos Spaß: Habt ihr übrigens bemerkt, dass sich im Titelbild ein Pferdekopf versteckt? Nein? Na dann schaut doch noch einmal ganz genau hin:
Na, Pferdekopf entdeckt?
In Wirklichkeit zeigt dieses Foto eine für das bloße Auge recht unscheinbare Flechte, also eine Lebensgemeinschaft aus winzigen Pilzen und Algen. Zusammen bilden sie hier eine nur wenige Millimeter dicke Schicht rund um einen kleinen Zweig. Das Bild setzt sich übrigens aus 25 Einzelaufnahmen mit jeweils minimal verschobenem Fokus zusammen. Ohne dieses sogenannte Focus Stacking hätte ich nämlich bei weitem nicht alle Feinheiten der Flechte gleichzeitig scharf abbilden können.
Bei den anderen Bildern habe ich diese Technik allerdings nicht angewandt, da ich gerade das Zusammenspiel von scharfen und unscharfen Bildbereichen meistens recht gerne mag. Nur bei den Flechten wäre ohne Focus Stacking aus meiner Sicht einfach zu viel von ihren bizarren Formen verloren gegangen.