Das Spielkind in mir

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Schmökern

Mein typischer Arbeitsablauf sieht im Grunde immer wieder gleich aus: Als Erstes suche ich nach einer Fotoidee (z.B. Tiere in Bewegung, Herbstwald) oder ich nehme mir vor, ein vielversprechendes Gebiet mit meiner Kamera zu erkunden (z.B. Emsdettener Moor, Leybucht). Dann packe ich das jeweils benötigte Equipment in meinen Fotorucksack und setze mein Vorhaben so gut ich kann in die Tat um. Dabei fotografiere ich der größeren Flexibilität wegen stets im RAW-Format, was eine anschließende Nachbearbeitung der Bilder erforderlich macht. Die erledige ich zu Hause am Rechner mit Hilfe des Programms „Lightroom“. Es dient mir dann auch zur Verwaltung meiner Fotos, also im Wesentlichen dazu, sie mit Sternchen bewerten und vor allem jederzeit und mühelos wiederfinden zu können.

Stammesschmuck

Nur sehr selten vermisse ich in Lightroom eine Funktion. Wenn doch mal, dann greife ich auf ergänzende Software zurück. So nutze ich zum Entrauschen DXO Pure Raw, minimal unscharfe Bilder rette ich mit Topaz Sharpen AI und zum Focus Stacking, also dem Erweitern der Schärfentiefe durch das „Stapeln“ mehrerer Aufnahmen mit jeweils leicht abweichender Fokussierung, verwende ich Photoshop.

Waldweg nur für Schwimmer

Da man Lightroom, ob man nun will oder nicht, stets nur im Abo-Paket zusammen mit Photoshop bekommt, ist es schon eine ziemliche Verschwendung, Letzteres für nichts weiter als gelegentliches Focus Stacking einzusetzen. Aber es ist nun einmal so, dass die besonderen Stärken von Photoshop vor allem in der Möglichkeit liegen, Bildinhalte zu manipulieren. In der Naturfotografie habe ich dafür in aller Regel gar keinen Bedarf, denn ich möchte ja immer die „echte Natur“ (ein Begriff, über den man trefflich streiten könnte) ablichten, keine mittels Photoshop erfundene.

Wasserlichtung

So weit, so richtig. Aber ich bin eben auch nur ein Mann und damit auf jeden Fall ein Spielkind. Na ja, und wenn dann so ein Programm wie Photoshop, das ja unendliche Spielmöglichkeiten bietet, ohnehin auf dem Rechner fast ungenutzt herumlungert… Kurz und gut: Ich habe mich nicht zurückhalten können und mich zumindest einer ganz kleinen, sehr einfachen Photoshop-Spielerei hingeben.

ma(h)lerische Waldidylle

Vor längerer Zeit habe ich hier schon einmal eine Auswahl von Bildern gezeigt, die ich per Doppelbelichtungsfunktion gemacht hatte. Dabei werden in der Kamera jeweils zwei Aufnahmen so miteinander verrechnet, dass sie ein einziges Foto ergeben. Durch die Überlagerung der Inhalte beider Aufnahmen können sich mit etwas Glück zuweilen recht spannende Effekte ergeben. Mit einem Klick auf den Button unten gelangt ihr, so ihr denn mögt, zu dem entsprechenden Blogbeitrag.


Dieses Mal bin ich noch einen Schritt weitergegangen – womöglich zur Verärgerung mancher Puristen – und habe die Doppelbelichtungen nicht in meiner Kamera, sondern nachträglich mit Hilfe von Photoshop erstellt. Das geht sehr einfach und bietet deutlich mehr Kontrolle über das Endergebnis. Allerdings würde ich solche Bilder wohl selbst nicht mehr unbedingt als echte Naturfotos bezeichnen. Immerhin kann ich ja auf diese Weise bei der Auswahl meiner Fotos jegliche Grenzen in Raum und Zeit überwinden und zum Beispiel zwei (oder mehr, das geht natürlich auch) Aufnahmen zu einem Bild zusammenfügen, von denen die eine gestern in den Alpen und die andere vor vielen Jahren in Schottland entstanden ist.

Kriechwurzel
Fels in Nadelstreifen

Für die Beispiele in diesem Blogartikel habe ich jeweils in Lightroom zwei Aufnahmen ausgewählt und sie mit dem Befehl „als Ebenen in Photoshop öffnen“ an Photoshop übergeben. Dort musste ich dann nur noch die Deckkraft der oberen Ebene so weit reduzieren, bis mir das Ergebnis gut gefiel. Alleine damit ist meine Flexibilität deutlich größer als bei einer Doppelbelichtung in der Kamera. Sie lässt sich darüber hinaus noch weiter steigern, da ich zwischen einer Vielzahl an Verrechnungsvarianten wählen kann. Damit habe ich großen Einfluss auf die Art und Weise, wie die beiden Fotos zu einem einzigen Bild zusammengefügt werden.

Feuchtwiese
Felsenküste

Wenn ich mit der Überlagerung zufrieden bin, dann muss ich das Ergebnis nur noch in Photoshop abspeichern, wodurch es automatisch zurück an Lightroom zur weiteren Bearbeitung übergeben wird. Zwar könnte ich die auch in Photoshop erledigen, sogar mit mehr Optionen, aber ich bin nun einmal an Lightroom gewöhnt. Die Möglichkeiten dort reichen mir im Allgemeinen völlig aus.

verschleierte Schönheit

Ich finde es immer wieder recht schwierig, im Voraus abzuschätzen, wie das aus zwei Aufnahmen zusammengesetzte Endergebnis wohl aussehen wird. Aber da solcherlei Spielereien ja nichts kosten, ist es eben auch kein Problem, hier nach Herzenslust zu experimentieren. Das könnte vielleicht genau das Richtige für lange Winterabende sein. Mit dem reinen Übereinanderlegen von Fotos, wie ich es hier beschrieben habe, sind die kreativen Möglichkeiten ja noch längst nicht ausgeschöpft.

Eisvogel

Mir hat es jedenfalls eine Menge Spaß gemacht, auf diese Weise ein wenig zu spielen. Letztlich sind dabei ein paar Bilder herausgekommen, die mir gar nicht mal so schlecht gefallen, auch wenn ich sie nicht mehr unbedingt als Naturfotos bezeichnen möchte. Aber ich denke, solange ich absolut offen damit umgehe, wie diese Bilder entstanden sind, sollte das kein Problem sein.

versteinerte Echse

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