Jungfernfahrt ins Sauerland

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Schmökern

Kann man sich selbst zur Schnecke machen? Nun, genau das habe ich vor kurzem getan. Ab sofort werde ich nämlich – ebenso wie viele Schnecken – auf Fototouren mein eigenes Haus dabeihaben. Na ja, Schnecken gehen wohl eher selten auf Fototour, aber ihr wisst schon, was ich meine. Bei meinem Schneckenhaus handelt es sich um einen erstaunlich kleinen, aber ziemlich pfiffig eingerichteten Wohnanhänger.

Das ist er, mein kleiner Wohnanhänger.
Camping auf dem Bauernhof in herrlicher Umgebung

Wäre ich ein anständiger Influencer, dann folgten hier selbstverständlich Marke, Modell und Händler meines rollenden Zuhauses sowie ein extrem euphorisches Review und der obligatorische Affiliate Link mit Gutschein-Code. Tut mir leid, falls ihr das alles bitter vermissen solltet, aber es bleibt dabei: Beworben wird hier im Glaslinsenspiel ausschließlich die Natur in all ihren Facetten – und sonst gar nichts.

Da ich abgesehen von gelegentlich gemieteten Wohnmobilen und Hausbooten ein absoluter Camping-Neuling bin, habe ich mir für die Jungfernfahrt lieber kein allzu anspruchsvolles Ziel ausgewählt. Vier Tage im nahe gelegenen Sauerland sollten, so dachte ich, für einen ersten Versuch reichen. Gesagt, getan. Letzte Woche war es dann so weit. Alle Fotos in diesem Blogbeitrag sind dabei entstanden.

Spät kommt der Frühling ins Hochsauerland…
…aber dann blüht es wunderschön…
…und in allen Farben.

Übrigens war ich nicht alleine, sondern mit meiner Frau unterwegs. Da wir aber beide keine Fans einer unkontrollierten Präsenz in den sozialen Medien oder generell im Netz sind, schreibe ich hier in aller Regel nur von mir – auch dann, wenn ich in Begleitung unterwegs war. Als Blogger muss ich natürlich Kompromisse eingehen, was meine öffentliche Sichtbarkeit betrifft. Aber das gilt deshalb noch lange nicht für meine Familie oder Freunde. Die Ich-Form in allen Blogbeiträgen hier ist also nicht meinem übergroßen Ego geschuldet, sondern sie dient vielmehr dem Schutz der Privatsphäre jener Menschen, die mir wichtig sind.

Star bei der Futtersuche für seine Jungen
Er hat ordentlich Beute gemacht.

Warum überhaupt ein mobiles Zuhause?

Auch wenn ich immer wieder die Naturfotografie rund um den eigenen Schornstein propagiere: Manchmal möchte ich ja doch gerne mal ein anderes als das heimatliche Fotorevier mit meiner Kamera erkunden. Bisher habe ich mir dann am Reiseziel eine Ferienwohnung oder ein kleines Ferienhaus gemietet – durchaus angenehm, aber leider zeitlich oft etwas zu unflexibel für spontane Fototouren.

Jetzt geht’s ans Füttern.
Schon praktisch, so ein Fertighaus mit Landeplatz.
Auch wenn der Nachwuchs noch bettelt: Die Fütterung fand zum Verdruss des Fotografen bereits drinnen statt.
Auch die Müllabfuhr übernehmen die Eltern.
Auf ein Neues – und das auch gerne mal im Sturzflug

Ein Hotelzimmer lässt sich zwar meistens kurzfristig und flexibel buchen, aber dafür passt der typische Rhythmus im Hotel nicht unbedingt zu dem eines Naturfotografen. Ich kann zwar in aller Frühe (seufz!) aufbrechen und mit etwas Glück sogar rechtzeitig zum Frühstück zurück sein, aber mit einem anschließenden Schläfchen wird es wegen des genau dann durchs Haus tobenden Zimmerservices vermutlich nichts.

Spätabends wiederum nerven eher die anderen Gäste, die sich lautstark auf dem Gang vor meiner Türe darüber beraten, was sie denn am nächsten Tag unternehmen könnten oder ob man die Nacht in ihrem oder in seinem Zimmer verbringen möchte. Alles zwar durchaus unterhaltsam, aber ganz und gar nicht zielführend, wenn ich am nächsten Morgen rechtzeitig zur blauen Stunde ausgeschlafen sein will.

Die Zeit für ein kleines Liedchen muss bei allem Fütterungsstress auch mal drin sein.

Wohnmobil oder Wohnanhänger?

Wohnmobile scheinen derzeit sehr in Mode zu sein, wohingegen der Wohnanhänger eher mit einem etwas spießigen Image behaftet ist. Aus meiner Sicht überwiegen aber ganz klar dessen Vorteile: So sehe ich keinen Sinn darin, mir ein zweites motorisiertes Fahrzeug zuzulegen, wenn ich doch nur eines wirklich benötige. Außerdem bin ich vor Ort flexibler: Den Anhänger kann ich an einer geeigneten Stelle in der Nähe meines Fotoziels abstellen, um die restlichen Kilometer dann mit dem PKW zurückzulegen. Das ist oftmals praktischer, als wenn ich mit einem sperrigen Wohnmobil bis ans Ziel fahren müsste, was ja zudem gar nicht immer möglich oder erlaubt ist.

Auch die kleinen Rauchschwalben warten auf den Lieferservice.
Turmfalke im Rüttelflug nach Beute spähend

Besonders wichtig ist mir aber der deutlich kleinere ökologische Fußabdruck, den ich mit meinem sehr leicht und windschnittig konstruierten sowie wintertauglich isolierten Wohnanhänger hinterlasse. Er wurde sogar als bisher einziges Fahrzeug seiner Art in die Energieeffizienzklasse A eingruppiert.

Impressionen aus dem Hochsauerland
Wanderweg bei Elpe

Camping auf dem Bauernhof

Da ich kein großer Fan von Campingplätzen bin, hatte ich meinen Stellplatz über eines der einschlägigen Portale (nein, auch hier folgt keine Werbung) auf einem Bauernhof gebucht. Es war ein Versuch – und der erwies sich als voller Erfolg. Ein zweckmäßig ausgestatteter Stellplatz mit schöner Aussicht, außergewöhnlich hübsche Hühner als einzige Nachbarn, Wanderwege buchstäblich vor der Tür und vor allem sehr nette und hilfsbereite Gastgeber. Was will man mehr?

Falls ihr selbst Camper seid, dann googelt einfach mal nach „Hübi’s im Grünen“. Aber pssst! Muss ja nicht gleich jeder mitbekommen, wie angenehm es sich dort campieren lässt. – Zugegeben, das war jetzt doch ein wenig Werbung, aber bei so freundlichen Gastgebern geht das schon in Ordnung.

Zwerg-Wayndotten-Hahn
Zwerg-Wayndotten-Henne
Und noch einmal der Hahn…
…weil er so ein hübscher Bursche ist.

Ich finde, Naturfotografie und Übernachten auf dem Bauernhof, in meinem Fall als Camper, vertragen sich ziemlich gut. Ihr wisst, ich stehe der industriell betriebenen Landwirtschaft recht skeptisch gegenüber. Gerade deshalb bin ich sehr gerne bereit, ein wenig dazu beizutragen, dass sich die bäuerlichen Landwirte durch Zimmer- oder Stellplatzvermietung ein zusätzliches Standbein schaffen können. Dafür verzichte ich gerne auf so manchen Komfort eines zur Wellnessoase aufgerüsteten Campingplatzes. Erstens stehe ich ohnehin nicht auf den ganzen Wellness-Kram und zweitens ist es gewiss kein Fehler zu erleben, wie auf vernünftig geführten Höfen ebenso vernünftige Lebensmittel erzeugt werden – unter akzeptablen Bedingungen für Mensch, Tier und Natur.

männliches Hausrotschwänzchen
weibliches Hausrotschwänzchen

Um es noch einmal klipp und klar zu sagen: Ich bin nicht einverstanden mit jener Art von Landwirtschaft, die unsere wichtigsten Ressourcen zerstört, insbesondere die leider in ihrer Bedeutung oft noch immer unterschätzte Artenvielfalt. Wahr ist aber auch, dass eine große Zahl von Bauern und ihre Familien mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie. Viele haben ein offenes Ohr für die wichtigen Anliegen des Artenschutzes, und nicht wenige helfen aktiv dabei mit. Bei solchen Menschen bin ich gerne zu Gast.

Dieses nicht gerade idyllische Plätzchen…
…hat sich das junge, aber bereits flügge Hausrotschwänzchen…
…zur Fütterung ausgesucht.
Mama ist offenbar einverstanden…
…und gibt ihr Bestes, um das Junge satt zu bekommen.

Ein paar Worte zu den Bildern

Wie schon gesagt, diente meine kurze Reise ins Sauerland in erster Linie als Testfahrt mit dem neuen Wohnanhänger. Ausnahmsweise hat die Fotografie dieses Mal nur die zweite Geige gespielt. Aber weil ich einfach nicht anders kann, sind natürlich dennoch, wie ihr seht, ein paar Bilder fürs Glaslinsenspiel dabei herausgesprungen.

Sämtliche Tierfotos habe ich auf dem Hof meiner Gastgeber in Elpe aufgenommen. Alle Landschaftsfotos entstanden während einiger kleiner Wanderungen, die ich von dort aus unternommen habe.

Zum Abschluss noch einmal die Landschaft des Hochsauerlands…

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