Naturfotograf verlässt seine Komfortzone

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Seitensprünge

Hin und wieder bekommt man als Naturfotograf ein zwar nicht unmoralisches, aber doch ziemlich unangenehmes Angebot. Das klingt dann meistens etwa so: Du machst doch immer so schöne Fotos. Könntest du nicht vielleicht… Dabei ist das bereits meine bevorzugte Variante. Die weitaus weniger empathische: Du hast doch eine Kamera, die immer so schöne… Aber welche Version ich auch zu hören bekomme, am Ende läuft es stets darauf hinaus, dass ich irgendetwas fotografieren soll, das so gar nichts mit meinem Hobby Naturfotografie zu tun hat. Ob Gynäkologen im privaten Umfeld wohl auch immer mal wieder gebeten werden, einen kurzen Blick auf die entzündeten Mandeln zu werfen?

Zuerst einmal ein paar experimentellere Fotos…

Ich warte jetzt nur noch darauf, dass mich ein Brautpaar bittet, spontan als Ersatz für den ach so teuren Hochzeitsfotografen, den man sich nun doch nicht leisten wolle, einzuspringen, zumal ich doch eine Kamera mein Eigen nenne, die immer so tolle … Vorsorglich habe ich mir da schon einmal eine Antwort überlegt: Ihr wisst ja, ich bin Naturfotograf. Aber für den Fall, dass ihr euch zu einer Nudistenhochzeit im Freien entschließt, können wir selbstverständlich gerne darüber reden.

Nur damit jetzt bei einigen meiner Freunde, die diesen Blogbeitrag lesen, auf gar keinen Fall ein falscher Eindruck entsteht: Im Zweifel habe ich kein Problem damit, auch mal freundlich nein zu sagen. Das bedeutet im Umkehrschluss, jedes Ja war absolut ehrlich gemeint, und ich habe die dabei entstandenen Fotos wirklich sehr gerne gemacht.

Dies gilt auch und sogar ganz besonders für mein bisher letztes größeres Fotoprojekt. Einen Teil der dabei entstandenen Bilder möchte ich euch hier in der neuen Rubrik „Seitensprünge“ zeigen, die ja speziell für Aufnahmen jenseits der Naturfotografie reserviert ist. Heute geht es, wie ihr sehen könnt, um Porträtfotografie im erweiterten Sinn. Damit dürfte wohl klar sein: Diese Bilder sind wirklich sehr weit außerhalb meiner fotografischen Komfortzone entstanden.

Es reizte mich insgeheim schon länger, einmal ein wenig in die Porträtfotografie hinein zu schnuppern. Man lernt ja immer eine ganze Menge, wenn man mal etwas Neues ausprobiert. Aber so gänzlich ohne Erfahrung in diesem Genre ginge das wohl nur mit einem ebenso geduldigen wie nachsichtigen Model. Wer könnte da schon geeigneter sein als eine wirklich sehr gute, wohlmeinende Freundin? Also durfte (oder musste?) sich Petra anlässlich ihres Geburtstags über eine Art Foto-Abo freuen, dass so lange gültig bleiben sollte, bis irgendwann genügend gelungene Aufnahmen für ein richtig schönes Fotobuch beisammen wären. So lautete der etwas leichtsinnige Plan, der mich noch so einige Male ganz ordentlich ins Schwitzen bringen sollte.

Um ein wenig Abwechslung in die Fotostrecke zu bringen, wollten wir auf jeden Fall bei einigen der Fotos mit kleinen Inszenierungen arbeiten. Meine Frau war sofort und sehr gerne bereit, sich zusammen mit Petra – ich bin darin nicht so geschickt – um die dafür benötigten Requisiten zu kümmern. Aber auch ich konnte mich nicht gemütlich auf die faule Haut legen, denn mir blieb schon noch eine ordentliche Menge mehr zu tun, als lediglich an meiner Kamera aufs richtige Knöpfchen zu drücken:

Zuerst einmal galt es, genügend Fotoideen zu entwickeln. Schließlich sollten die ja am Ende für ein ganzes Fotobuch reichen. Ehre wem Ehre gebührt: An dieser Stelle muss ich einfach mal Gavin Hoey erwähnen. Er ist ein ausgesprochen kreativer Fotograf, der uns mit seinen YouTube-Videos so manche Anregung gegeben hat. Einige der Fotos in diesem Blogbeitrag sind, ich muss es zugeben, schon deutlich von ihm inspiriert, wenn auch nicht 1:1 kopiert.

Und nun unsere kleinen Inszenierungen…

Meine nächste Aufgabe war es, für jenen Teil der Fotos, die wir in meinem kleinen Kellerstudio aufnehmen wollten, die passende Beleuchtung auf die Beine zu stellen. Mit nichts als zwei preiswerten Blitzgeräten in jeweils einer Softbox, lediglich ergänzt um Taschenlampe und Reflektor, dafür aber praktisch ohne jegliche Erfahrung in dieser Art der Fotografie, war das gar nicht so einfach. Zum Glück haben wir aber auch viele der Fotos draußen geschossen. Das ging mir als Naturfotograf dann doch um einiges leichter von der Hand.

Am meisten Probleme bereitete mir aber mein bewährtes Leib- und Magenprogramm Lightroom. Eigentlich hatte ich mir da keine Sorgen gemacht, denn ich arbeite schon sehr lange mit dieser Software und habe mit ihr buchstäblich jedes einzelne meiner Naturfotos bearbeitet. Was konnte bei so viel Erfahrung schon schiefgehen? Nun, die Antwort lautet: eine ganze Menge. Zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass die Nachbearbeitung von Naturfotos und jene von People-Aufnahmen in etwa so viele Ähnlichkeiten aufweisen wie Heavy Metal und Schumanns Klaviersonaten.

Sogar die Shootings selbst stellten sich oft als eine ziemliche Herausforderung dar – für mich, aber vor allem für Petra. Es war sicher nicht immer das reine Vergnügen, dem Fotografen dabei zuzusehen, wie er mit Requisiten, Licht und hin und wieder sogar der Kamera zu kämpfen hatte. Zum Glück erwies sich unsere Freundschaft als belastbar genug, und Petra ertrug alles Ausprobieren, Verwerfen und Wiederholen mit dem ihr eigenen Humor in bewundernswerter Gelassenheit. Damit hat sie mir meine ersten Schritte in die Porträtfotografie um einiges leichter gemacht.

Irgendwann hatten wir – Model, Requisiteurin und Fotograf – es gemeinsam geschafft. Jetzt blieb mir als letzte Aufgabe nur noch, das Layout des Fotobuchs zu gestalten. Ein paar Tage später stand dann der Paketbote endlich mit dem frisch gedruckten Werk vor der Tür. Welch einen gewaltigen Unterschied es doch macht, ob man seine Fotos lediglich am Bildschirm oder in gedruckter Form betrachten kann! Alle Mühe war in dem Moment vergessen und die Freude groß.

Gewiss war es keine so schlechte Idee, mit diesem Fotoprojekt einmal den Rahmen meiner üblichen Fotografie, eben der Naturfotografie, zu sprengen. Jedenfalls hat es enorm viel Spaß gemacht, wenn auch, das muss ich zugeben, nicht unbedingt in jenen Momenten, wenn wieder einmal etwas nicht wie geplant klappen wollte. Andererseits waren das vermutlich auch genau die Situationen, in denen ich am meisten gelernt habe.

Zum Schluss bleibt mir nur noch, mich zu bedanken:

Ohne die praktische Unterstützung bei den Requisiten und so manche gute Anregung meiner Frau wären einige der Bilder wohl nicht zustande gekommen.

Zum Schluss noch einige etwas klassischere Aufnahmen…

Meiner Freundin Petra möchte ich danken für ihre nahezu unendliche Geduld als mein Model und für ihr Lächeln, das sie auch bei der siebenunddreißigsten Wiederholung noch genauso charmant hinbekam wie beim ersten Mal – selbst dann, wenn sie allen Grund gehabt hätte, genervt zu schauen.

Darüber hinaus war sie so nett, mir zu erlauben, einen Teil der Bilder im Glaslinsenspiel zu zeigen. Andernfalls hätte es diesen Blogbeitrag ja überhaupt nicht geben können. Auch dafür, liebe Petra, möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei dir bedanken.

2 Kommentare

  1. Moni mit der Kamera

    Deine ersten People-Fotos finde ich echt gelungen. Aber bei so einem charmanten Modell und noch dazu mit einer Kamera die so schöne Fotos macht ist das ja auch kein Wunder 😜.
    Gerne mehr davon.

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