Warum nur immer wieder Bäume?

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Dem aktuellen Trend des Waldbadens hänge ich nicht an, und ich umarme in der Regel auch keine Bäume. Zwar liebe ich es, draußen zu sein, bevorzugt auch im Wald, aber esoterischer Ringelpiez ist nicht so mein Ding. Nun ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen, nicht wahr? Dass aber auch meine Beziehung zu den Bäumen, zumindest was das Fotografieren betrifft, ziemlich intensiv ist, wurde mir erst kürzlich so richtig bewusst, als ich mein Fotoarchiv mal wieder gründlich durchforstet habe. Ich war selbst davon überrascht, in wie vielen meiner Bilder Bäume eine Haupt- oder zumindest eine wichtige Nebenrolle spielen.

Offenbar ziehen Bäume mich immer und überall magisch an, ganz egal wo ich mit meiner Kamera unterwegs bin und was mein eigentliches fotografisches Ziel an dem Tag ist. Dabei finde ich nicht einmal, sie seien leicht zu fotografieren. Meistens tue ich mich sogar ganz schön schwer damit. Aber widerstehen kann ich dann eben doch nicht.

Warum ich trotz aller Schwierigkeiten immer wieder Bäume fotografiere? Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt es einfach an ihrem attraktiven Aussehen, das darüber hinaus je nach Jahreszeit auch noch die schönsten Varianten zeigt. Ich habe aber den Verdacht, dass da noch mehr dahinter stecken muss: Manche Bäume scheinen mir beinahe so etwas wie Charisma auszustrahlen, als besässen sie eine eigene Persönlichkeit.

Bevor ich jetzt am Ende doch noch unversehens ins Esoterische abgleite, sollte ich wohl besser versuchen, dieses Gefühl ein wenig konkreter zu beschreiben: Nehmen wir zum Vergleich einmal Blumen, die ich ja auch sehr gerne fotografiere. Viele von ihnen sind wirklich wunderschön, nicht selten geradezu faszinierend – aber ich täte mich wohl ziemlich schwer damit, wenn ich ihnen einen Charakter zuschreiben sollte. Mehr Eigenschaften als schön, zart, bunt oder prächtig fielen mir da kaum ein. Ganz anders jedoch bei den Bäumen! Sie können hochbetagt und altehrwürdig sein, knorrig, einsam, wettergegerbt, biegsam, windschief, verwunschen, stark, trutzig, mächtig, emporragend, niedergedrückt, schlank, ausladend, licht, Schatten spendend, voll im Saft stehend, absterbend, verfallen, geschunden, zerborsten…

Kaum erweckt ein Baum meine Aufmerksamkeit, schon kann ich gar nicht anders, als ihm in meinen Gedanken einen Charakter zuzuordnen. Und den will ich im Foto dann natürlich auch zum Ausdruck bringen. Das wiederum ist aber meistens leichter gesagt als getan. Vermutlich liegt genau darin auch mein Problem. Wie oben schon erwähnt, bin ich häufig mit meinen Baumfotos ein wenig unzufrieden. Ich glaube, das passiert immer dann, wenn es mir trotz all meiner Bemühungen nicht so recht gelingen will, die Persönlichkeit eines Baumes im Bild erkennbar werden zu lassen. Porträtfotografen geht es ja oft ganz ähnlich.

Vielleicht ist es ja gerade diese Herausforderung, die mich immer wieder dazu treibt, meine Kamera so häufig auf Bäume zu richten. Wie gesagt, ich war mir dessen selbst gar nicht wirklich bewusst, aber die gezielte Durchsicht meiner Bilder lässt sich kaum anders deuten: Ganz offenbar liebe ich es, Bäume zu fotografieren.

Nun, es gibt Schlimmeres.

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