Naturfotografie auf La Palma

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Reisen

Im Moment herrscht bei uns im Münsterland der Blues. Schmuddelwetter (fast) ohne Schnee, Vorhersage auch nicht besser, dazu noch die ebenso notwendigen wie nervtötenden Einschränkungen wegen Corona – da kommt recht wenig Freude auf. Geht es euch ähnlich? Dann möchte ich euch aus dieser Stimmung wenigstens für eine kleine Weile entführen: geografisch nach La Palma, zeitlich in jene Tage, als von einer Pandemie noch keine Rede war und Flugscham bestenfalls ganz zaghaft begann, uns allen (zumindest ist das meine Hoffnung) ein schlechtes Gewissen zu machen.

Ich will dabei gar nicht allzu viele Worte verlieren. La Palma gilt unter den kanarischen Inseln als „la isla bonita“ – die schöne Insel. Die bunten Städte und Dörfer voller Blumen, die schwarzen Strände und vor allem die umwerfende Natur rechtfertigen diesen Ruf ohne Frage. Lange Erklärungen erübrigen sich. Habt einfach ein wenig Freude an den Bildern, die ich im Rahmen eines Familienurlaubs machen konnte. Ich wünsche euch viel Spaß bei unserer gemeinsamen kleinen Flucht aus der winterlichen Kälte.

La Palmas Städtchen: Orte spürbarer Lebensfreude

Auch wenn das Glaslinsenspiel ein Naturfotoblog ist: Man kann La Palma nicht in Bildern beschreiben, ohne wenigstens ein paar Aufnahmen der bunten, lebensfrohen Städtchen und Dörfer hinzuzufügen. So eindrucksvoll die Natur auf dieser Insel auch ist, erst ein Bummel durch die Gassen der Ortschaften vermittelt das spezielle Lebensgefühl, diese Mischung aus Fröhlichkeit und Entspanntheit, die sich den Touristen dort wie selbstverständlich vermittelt, ja die auch sie sofort ein wenig fröhlicher und um einiges entspannter werden lässt.

Natürlich habe ich versucht, jene Lebensfreude in meinen Fotos einzufangen. Leider kann ich die meisten dieser Bilder hier im Glaslinsenspiel nicht zeigen, da ich von den fotografierten Menschen keine Genehmigung zur Veröffentlichung habe. Also blieb mir nichts anderes übrig, als ganz gezielt nur solche Fotos auszuwählen, die hoffentlich auch ohne erkennbare Personen ein wenig von der fröhlichen Atmosphäre vermitteln. So sehr ich die Notwendigkeit eines wirksamen Datenschutzes auch einsehe, bin ich doch ganz froh darüber, mir als Naturfotograf darüber normalerweise keine Gedanken machen zu müssen. Wär einfach verdammt lästig, wenn ich von jedem Hasen eine eigenpfotige Unterschrift auf der Einwilligungserklärung zur Veröffentlichung bräuchte.

Der Vulkan: Freund und Feind zugleich

Die kanarischen Inseln verdanken ihre Existenz dem Vulkanismus. Andererseits sind aber die immer wieder einmal ausbrechenden Lavaströme für die Zerstörung ganzer Landstriche verantwortlich, auch heutzutage noch. Und damit nicht genug: In nur wenigen Jahren verwandeln sich die von glühender Lava überzogenen, vermeintlich absolut lebensfeindlichen Gebiete wiederum in kleine Naturparadiese. Kaum irgendwo ist mir sowohl die zerstörerische wie auch die erschaffende Kraft der Natur deutlicher vor Augen geführt geworden.

Blick vom Roque de Los Muchachos in den Vulkankessel der Caldera de Taburiente
(Größenvergleich: die kleine weiße Kugel oben links ist in Wirklichkeit ein ziemlich großes Observatorium.)
Das durch Vulkanismus geprägte Gestein in der Schlucht „Barranco de Las Angustias“…
…schillert in allen Farben…
…und kommt in den unterschiedlichsten Formen vor.
Das recht junge Lavafeld Tubo Vulcánico de Todoque…
…wird von der Natur erstaunlich schnell zurückerobert.

Die Küste: schwarz, zerklüftet, wild

Schwarze Strände sind für mich, dessen Vorstellung, wie ein Strand auszusehen hat, vor allem an den Küsten von Nord- und Ostsee geprägt wurde, ohnehin schon etwas Ungewöhnliches. Dazu kommt, dass der Atlantik oft ziemlich beeindruckende Wellen an diese Strände branden lässt. In deren Tosen wird die Naturgewalt unmittelbar spürbar. Es ist für mich immer wieder eine Herausforderung, dieses Gefühl auf die eine oder andere Weise in meinen Fotos einzufangen.

der schwarze Strand von Puerto de Tazacorte
Hochwertiges Meersalz wird in den Salinen bei El Faro gewonnen.

Flora und Fauna: verblüffend vielfältig

Da La Palma wegen der speziellen Windverhältnisse einerseits und den mit bis zu 2426 m recht hohen Bergen andererseits klimatisch sehr unterschiedliche Regionen auf kleinem Raum umfasst, ist auch die Pflanzenwelt enorm vielfältig. Kakteen sind für diese Insel ebenso typisch wie der Nebelwald; Pflanzen der Küste ebenso wie jene der Berge. Die Vielfalt an Landschaften ist für sich genommen schon beeindruckend. Dies gilt umso mehr, als man alle diese Landschaftsformen problemlos binnen eines Tages erleben kann, wenn man das denn unbedingt möchte. Empfehlenswerter ist es allerdings, sich dafür mehr Zeit zu nehmen, viel mehr Zeit. Alle diese Landschaften in Ruhe zu durchwandern, lässt uns erst wirklich erkennen, warum La Palma eben die „isla bonita“ ist.

typisch „stachelige“ Vegetation auf Meereshöhe bei Las Salinas
Berglandschaft bei El Pilar
herrlicher Wanderweg durch die Barranco de Las Angustias (Schlucht der Ängste)
im Nebelwald bei Los Tiles

Die sehr unterschiedlichen Lebensbedingungen führen, wie oben schon erwähnt, zu einer ebenso vielfältigen Pflanzenwelt. Ein paar Beispiele könnt ihr auf den folgenden Bildern sehen. Aber auch hier gilt wieder: Erst das eigene Erleben dieser ungeheuer reichhaltigen Natur lässt das Gefühl für jene Schätze, die uns die Natur auf La Palma zu bieten hat, so richtig aufkommen.

wunderschöne Blüte

Auch wenn die Tierwelt nicht ganz mit der Vielfalt an Landschaften und Pflanzen mithalten kann, bieten sich doch auch dem Tierfotografen viele lohnende Motive. Es gibt auf La Palma sogar, wie häufig auf Inseln, die eine oder andere endemische (also nur hier vorkommende) Art. Einige davon könnt ihr auf den Fotos unten sehen.

kanarischer Rabe, die Aussicht genießend
männliche Westkanaren-Eidechse
weibliche Westkanaren-Eidechse (oder doch ein junges Männchen?)
La-Palma-Buchfink (Männchen)
La-Palma-Buchfink (Weibchen)

Mein Fazit (und eine Bitte)

Im Moment ist ein Urlaub auf La Palma natürlich keine, jedenfalls keine verantwortbare Option. Aber irgendwann wird sich das ja hoffentlich wieder ändern. Für den Fall kann ich diese Insel ganz besonders jenen Naturfotografen und -fotografinnen empfehlen, die ihr Hobby mit einem Familienurlaub kombinieren wollen. Strandvergnügen, spannende Berge und Schluchten, fröhliche Städtchen, jede Menge Cafés, Restaurants, Eisdielen – La Palma hat sowohl für Kinder wie auch für Erwachsene eine Menge zu bieten. Gleichzeitig sind Fotoausflüge in die Natur problemlos zu organisieren, so dass alle auf ihre Kosten kommen. Ziemlich ideal also, noch dazu bei vorhersehbar gutem Wetter fast rund ums Jahr.

Und nun zu meiner Bitte: Gerade wir Naturfotografen sollten so rücksichtsvoll wie möglich mit der Natur umgehen. Versteht sich ja von selbst. Deshalb rate ich dringend von Kurztrips auf die Kanaren (oder sonst wohin) ab. Flugreisen sind nun einmal extrem schädlich für eben jene Natur, die wir so gerne in Bildern festhalten. Dieser Widerspruch ist wohl nicht komplett aufzulösen. Bewusster reisen können wir aber schon. Das muss ja vielleicht nicht gleich heißen, dass wir auf Flugreisen komplett verzichten. Es macht aber schon einen Unterschied, ob wir drei- bis viermal im Jahr für eine Woche irgendwohin jetten, oder ob wir z.B. einmal für drei Wochen nach La Palma fliegen. Glaubt mir, ein längerer Aufenthalt auf der „isla bonita“ lohnt sich. Und die Chance auf gute Bilder erhöht sich durch langsameres, bewussteres Reisen auch. Es geht hier keineswegs um Verzicht. Bewussteres Reisen ist in meinen Augen vielmehr ein Gewinn. Es wird belohnt mit mehr Ruhe, tieferen Erlebnissen und – nicht zuletzt – besseren Bildern.

Dieses Dromedar ist natürlich ein Haustier; die Fotos mussten aber einfach sein.

So, das war jetzt fast schon mein Wort zum Samstag (dieser Blogbeitrag erscheint ja, wie auch jeder andere im Glaslinsenspiel, an einem Freitag). Welche Insel ist aus eurer Erfahrung besonders reizvoll für Naturfotografen? Und wie geht ihr mit dem Widerspruch zwischen dem Wunsch, die schönsten Plätze zu fotografieren, und der naturzerstörerischen Wirkung des Reisens um? Schreibt eure Meinung gerne in die Kommentare.

6 Kommentare

  1. Hallo Thorwald,

    wieder ein sehr schöner Artikel der direkt Lust auf Reisen macht. Aber leider ist das momentan ein Wunschtraum.
    Ich sehe das mit dem bewussten Reisen genau wie Du. Allerdings sind wir noch nie geflogen. Wir haben zwei Hunde und daher geht es nur in den Urlaub, wo die Hunde auch mit können. Wenn ich mir vorstelle, dass die Hunde in das Ladeabteil eines Flugzeuges müssen wird es mir ganz anders. Daher kommt als Reisegefährt für uns nur das Auto infrage. Aber auch da sehe ich es so wie Du: Lieber etwas länger im Urlaub bleiben, aber dafür auch weniger reisen.

  2. Hi Thomas,
    wir hätten unseren Hund (er lebt leider nicht mehr) auch nie ins Frachtabteil gegeben. So schön kann gar kein Urlaubsziel sein. Aber im Sauerland soll es ja viel Schnee geben. Da könntest du doch deinen beiden Hunden Jobs als Schlittenhunde anbieten, selbstverständlich gut mit Leckerli entlohnt.

  3. Hallo Thorwald,

    Schnee haben wir im Moment reichlich. Auch sind unsere beiden sehr gerne im Schnee.
    Aber zum Schlitten ziehen werde ich sie dann wohl doch nicht überreden können. Es scheitert dann doch etwas an der Größe. Es sind zwei Langhaardackel 😉
    Auch wenn sie sich manchmal wie zwei Große aufführen 🙂

  4. Gisa Wittenbecher

    Lieber Thorwald
    Auch mich hat dieser Beitrag in Wort und Bild wieder total begeistert. Deine Anmerkungen zum Fliegen kann ich nur unterstützen. Weniger ist viel mehr. Du schreibst am Anfang von einer Zeit als„ Flugscham bestenfalls ganz zaghaft begann…“. Mich würde interessieren, wann ihr diese Reise gemacht habt.

    • Hi Gisa,
      willkommen hier im Glaslinsenspiel – auch wenn ich ja weiß, dass du es schon von Anfang an verfolgst – und vielen Dank für die verbalen Blumen. Zur Flugscham: Ich muss zugeben, dass wir da nicht gerade zu den Vorreitern gehört haben. Auf La Palma waren wir vor fast genau vier Jahren, damals noch ohne allzu große Gewissensbisse. Vielleicht brauchte es dafür ja wirklich erst ein junges, kluges und konsequentes schwedisches Mädchen mit lustigen Zöpfen.
      Beste Grüße
      Thorwald

      • Korrektur aus unerfreulichem Anlass:

        Nach ihrer unsäglichen anti-israelischen bzw. pro-palästinensischen Stellungnahme als Reaktion auf die terroristischen Mordanschläge der Hamas würde ich Greta Thunberg zwar nach wie vor als jung, vielleicht auch noch als konsequent, aber keinesfalls mehr als klug bezeichnen.

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