Naturfotografie auf Sardinien – Teil 1

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Reisen

Bei der Erschaffung der Welt hatten die Götter so sparsam gearbeitet, dass am Ende von den verwendeten Materialien noch allerlei übrig blieb. Also setzten sie sich zusammen und beratschlagten, was man denn damit nun anfangen solle. Schließlich einigten sie sich darauf, aus den allerbesten der übrig gebliebenen Weltenbausteine noch eine ganz besonders schöne Insel im Mittelmeer zu erschaffen. So entstand Sardinien.

Wie hübsch diese Legende von der Erschaffung Sardiniens auch immer klingen mag, die Geologie sagt etwas anderes. In Wirklichkeit ist die Insel nämlich weit älter als das italienische Festland. Aber was sind schon kühle wissenschaftliche Fakten, wenn es um göttliche Schönheit geht? Und wie es um die denn nun tatsächlich bestellt ist, das wollen wir in den nächsten zwei Wochen höchstselbst erkunden.

Die Überfahrt

Nach Sardinien zu fliegen, kommt für uns wegen der damit verbundenen hohen CO2-Emissionen (immerhin über 50% des klimaverträglichen Jahresbudgets pro Person) nicht infrage. Also geht’s per Auto nach Livorno und von dort dann mit der Fähre nach Olbia. Auch nicht ideal, aber in der Ökobilanz doch um ein Mehrfaches günstiger.

Viel helfen – da machen wir uns keine Illusionen – wird’s dem Klima wohl kaum. So gibt gerade heute, da ich diesen Artikel ein letztes Mal überarbeite, die Lufthansa bekannt, im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres den höchsten Umsatz ihrer Geschichte erzielt zu haben.

Leider sind wir mit der Buchung der Fähre ein wenig spät dran, und so bekommen wir für die nächtliche Überfahrt keine Kabine mehr. Zum Ausgleich erhalten wir im Saal mit den Schlafsesseln einen nahezu vollständigen Überblick darüber, wie man einander sehr effektiv vom Schlafen abhalten kann. Ganz so schlimm ist das allerdings nun auch wieder nicht, verhindern die euphemistisch als Business-Schlafsessel angepriesenen Verrenkungshilfen doch ohnehin jede auch nur ansatzweise bequeme Schlafposition.

Sardinien – zu groß für einen einzigen Urlaub

Sardinien ist nicht nur eine wunderschöne, sondern auch eine ziemlich große Insel, die zweitgrößte im Mittelmeer (nach Sizilien) und hinter Großbritannien, Island, Irland und eben Sizilien die fünftgrößte in ganz Europa. Wir nehmen uns deshalb auch gar nicht erst vor, die komplette Insel zu erkunden. Unser Ferienhaus liegt im Nordosten, einige Kilometer außerhalb der lebhaften kleinen Hafenstadt Palau. Von dort aus werden wir in den nächsten zwei Wochen allerlei Ausflüge unternehmen, uns dabei aber wohl in erster Linie auf die Gallura beschränken, also auf jene Region, die im Norden der Insel quasi gegenüber von Korsika liegt.

Unseren Standort haben wir mit Bedacht gewählt, soll es doch hier die fotogensten Strände und Küstenabschnitte geben. Nun, wir werden sehen. Jedenfalls stimmt uns bereits der kurze Weg vom Fährhafen in Olbia bis zu unserem Ferienhaus mehr als optimistisch. Die Landschaft wirkt schon bald ebenso hübsch wie freundlich, und ab Palau ist sie dann einfach nur noch großartig. Über eine in der Sonne beinahe golden strahlende Felsenküste aus bizarren Granitblöcken hinweg gleitet unser Blick bis weit über das in allen nur erdenklichen Grün- und Blauschattierungen schimmernde Meer. Vergessen sind nun alle Unbillen der nächtlichen Überfahrt, verdrängt von der puren Vorfreude auf zwei herrliche Urlaubswoche.

Unser „Hausstrand“ in Costa Serena

Schon bald finden wir heraus, dass wir von unserem Ferienhaus in wenigen Minuten zu Fuß einen bildschönen und keineswegs übervölkerten Strand erreichen können. Sofort wird er zu unserem Hausstrand ernannt, und wir besuchen ihn von nun an regelmäßig. Zwar kann man hier auch einfach nur im Sand liegen und in der Sonne braten, aber das wäre wirklich schade. Das klare Wasser lädt förmlich zum Schwimmen, erst recht zum Schnorcheln ein, und die Felsen ringsumher wollen nicht nur erklettert, sondern selbstverständlich auch mit der Kamera in Szene gesetzt werden.

Zwischen Hafen und Leuchtturm in Palau

Zum Einkaufen oder für Restaurantbesuche fahren wir in das nur wenige Kilometer entfernte Hafenstädtchen Palau. Hier bekommen wir alles, was wir brauchen. Aber Palau hat noch mehr zu bieten: Hinter dem Hafen erstreckt sich eine wunderschöne, selbstverständlich wieder mit vielen bizarren Felsen gespickte Küste, die nicht nur zum Baden einlädt, sondern mit einem malerischen Leuchtturm auch das perfekte Ziel für einen Spaziergang bietet.

Unmittelbar hinter dem Hafen gelangen wir zuerst zu einem kleinen Sandstrand, sogar mit einer eigenen Strandbar. Es sind vor allem Einheimische aller Altergruppen, die hier offenbar gerne ihre Freizeit verbringen. Wir hingegen gehen weiter und durchstreifen nach wenigen Minuten ein lichtes Pinienwäldchen oberhalb der bald immer felsiger werdenden Küste. Von hier haben wir einen guten Blick auf die vorgelagerte Insel La Maddalena, der wir in den nächsten Tagen auf jeden Fall auch noch einen Besuch abstatten wollen.

Nicht ohne unterwegs noch ein Eis geschleckt zu haben, erreichen wir schon bald besagten Leuchtturm. Obwohl selbst ein exzellentes Fotomotiv, muss er sich seine Hauptrolle in meinen Bildern beinahe erkämpfen, steht er doch inmitten unzähliger prächtiger und höchst fotogener Granitblöcke. Spätestens seit heute zeichnet sich ab, dass meine fotografische Ausbeute hier auf Sardinien wohl in erster Linie aus Wasser und Steinen bestehen wird. Aber das stört mich keineswegs, ganz im Gegenteil. Ich bin vielmehr begeistert von diesem beinahe unwirklichen Farbenrausch des Meeres, geradezu erschlagen von der unendlichen Formenvielfalt der Felsenküste. Welch ein Fest für meine Kamera!

Ausflüge nach Santa Teresa di Gallura

Gleich zweimal machen wir einen Ausflug in Richtung des nordwestlich von unserem Ferienhaus gelegenen Capo Testa, einer kleinen Halbinsel, wie sie typischer für die gallurische Landschaft nicht sein könnte. Aber der Reihe nach:

Porto Pozzo

Unsere erste Zwischenstation ist Porto Pozzo. Der kleine Durchgangsort bietet nicht viel, aber es gibt einen recht netten Sandstrand, das Meer ist unglaublich klar, und die vorgelagerte Halbinsel La Coluccia sorgt für etwas Lagunenatmosphäre. Angeblich lassen sich davon auch viele Vögel anlocken, aber jetzt gegen Ende September ist von ihnen nichts zu sehen.

Santa Teresa di Gallura

Deutlich mehr zu bieten hat Santa Teresa di Gallura. In diesem nördlichsten Städtchen Sardiniens genehmigen wir uns denn auch bei jedem unserer beiden Besuche einen leckeren Imbiss, um uns für die jeweils anschließende Kletterpartie zu stärken. Die heutige führt uns in die – wie könnte es anders sein? – felsige Küstenlandschaft beim Torre di Longosardo, einem spanischen Küstenwachturm aus dem 16. Jahrhundert, der sich vor der Piazza Libertà erhebt, die wie ein Aussichtsbalkon am Ende der lebhaften kleinen Fußgängerzone liegt. Von hier aus haben wir einen phantastischen Blick auf den Turm und das tiefblaue Meer.

Porto Pollo

Das Capo Testa sparen wir für unseren nächsten Besuch auf und machen uns auf den Rückweg. Dabei statten wir noch dem berühmten Surfer- und Kiter-Strand von Porto Pollo einen Besuch ab. Hier ist es uns allerdings entschieden zu rummelig.

Wir beschließen deshalb, den Abend lieber in aller Ruhe und je nach ganz persönlicher Vorliebe dösend, schnorchelnd oder fotografierend an unserem weiter oben bereits erwähnten Hausstrand in Costa Serena ausklingen zu lassen.

Capo Testa – Valle di Luna

Ein paar Tage später sitzen wir dann zum zweiten Mal in dem kleinen Café in Santa Teresa di Gallura. Wieder brauchen wir eine kleine Stärkung, denn nachher wollen wir am nahe gelegenen Capo Testa eine zwar recht kurze, aber dennoch schweißtreibende Wanderung ins Valle di Luna unternehmen. Unser Reiseführer schwärmt geradezu von diesem einst von Hippies bewohnten Tal (ein paar gibt es dort auch heute noch), und da möchten wir uns seine Schönheit natürlich keinesfalls entgehen lassen.


Für heute soll es das gewesen sein. Was wir sonst noch so auf Sardinien gesehen und erlebt haben, das könnt ihr im zweiten Teil erfahren. Lasst euch überraschen!

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