Tierfotos à la Döner – mit alles und ohne scharf

Kommentare 0
Tipps & Tricks

Oft ist es in der Tierfotografie ein wichtiges Ziel, gestochen scharfe Bilder zustande zu bringen. Das ist nicht immer einfach, denn Unschärfe kann gleich eine ganze Reihe von Ursachen haben: Fehlfokussierung, zu lange Belichtungszeit, Beugung bei sehr kleiner Blende, Feuchtigkeit oder Staubpartikel in der Luft, minderwertige Objektive oder Verwackeln der Kamera fallen mir da ganz spontan ein. Meistens bleibt in solchen Fällen nur noch, die unscharfen Aufnahmen zähneknirschend in den digitalen Papierkorb zu verschieben. Aber vor allem dann, wenn man Fotos von einem besonders spektakulären Motiv verwerfen muss, nur weil etwas mit der Schärfe nicht stimmt, kann es einem schon die Zornesröte ins Gesicht treiben.

Stockente

Bewegungen einfangen – nicht einfrieren

Mit diesem Problem der Unschärfe hatte ich bei den Fotos zum heutigen Blogbeitrag definitiv nicht zu kämpfen. Ich wollte nämlich ohnehin und ganz bewusst so richtig verwischte Aufnahmen machen. Also habe ich mich dafür nach längerer Zeit einmal wieder auf den recht kurzen Weg zu meinem Lieblingszoo in Rheine gemacht.

Sumatra-Tiger
Trampeltiere

Tiere bewegen sich nun einmal. Die Frage ist, wie wir als Fotografen damit umgehen. In den meisten Fällen entscheiden wir uns, diese Bewegungen durch eine sehr kurze Belichtungszeit einzufrieren. Auf diese Weise schaffen wir es, die Tiere so darzustellen, dass man als Betrachter jedes Detail ganz genau erkennt – und darauf kommt es ja häufig an.

Neonsalmler
Neonsalmler

Aber es kann machmal auch durchaus lohnend sein, die Bewegung als solche im Bild einzufangen, sie also quasi zum eigentlichen Motiv zu machen. Im Film ist das ja kein Problem, aber als Fotografen müssen wir uns da schon etwas einfallen lassen. Längere Belichtungszeiten sind der Schlüssel zum Erfolg. Ein sich bewegendes Motiv lässt sich auf diese Weise mehr oder weniger verwischt darstellen. Allerdings ist es alles andere als einfach, immer die genau passende Zeit auszuwählen. Ist sie zu kurz, dann wirkt es hinterher nicht wie Absicht, sondern wie ein Versehen. Eine zu lange Belichtungszeit aber lässt das Motiv bis zur Unkenntlichkeit verschwimmen, im Extremfall sogar ganz verschwinden.

Dschelada oder Blutbrustpavian

Letztlich läuft alles auf Erfahrung und unseren persönlichen Geschmack hinaus. Wenn ich die Bewegung von Tieren auf diese Weise ins Bild setzen möchte, dann lande ich meistens bei Belichtungszeiten zwischen 1/5 und 1/25 Sekunde. Aber das kann nur als eine allererste Faustformel dienen. Schnellere Bewegungen benötigen deutlich kürzere, langsamere hingegen wiederum erheblich länger Zeiten. Wenn ich mir nicht so ganz sicher bin, dann beginne ich meistens mit 1/25 Sekunde und taste mich schrittweise heran.

Seehund
Seehund

In der Regel verwende ich für solche Aufnahmen die Blendenautomatik, welche ich mit der ISO-Automatik kombiniere. Ich stelle also nur die Belichtungszeit selbst ein und lasse meine Kamera dann dazu passend sowohl die ISO-Empfindlichkeit als auch die Blende wählen. Das widerspricht zwar meinem Grundsatz, immer mindestens zwei der drei Werte selbst im Griff zu behalten, aber bei solchen verwischten Aufnahmen kommt es mir darauf nicht wirklich an. Da konzentriere ich mich lieber ausschließlich auf die Wahl der in meinen Augen besten Belichtungszeit und überlasse den Rest getrost der Kamera.

Über die Art bin ich mir nicht sicher. Vielleicht ein Zwergbuntbarsch?

Nur damit es hier zu keinen Missverständnissen kommt: Bei den Bildern im heutigen Blogartikel handelt es sich nicht um sogenannte Mitzieher. Dafür benötigt man zwar in der Regel auch etwas längere Belichtungszeiten, versucht aber, das sich bewegende Motiv (z.B. ein Tier) während der Aufnahme mit der Kamera zu verfolgen. Gelingt das, dann erhält man von ihm ein relativ scharfes Foto vor einem verwischten Hintergrund. Auch diese Technik wende ich immer mal wieder an. Für die Fotos hier habe ich aber die Kamera ohne Verwendung eines Stativs bei längerer Belichtungszeit einigermaßen ruhig gehalten, so dass vor allem das abgebildete Tier, aber nicht unbedingt auch der Hintergrund unscharf abgebildet wurden. Besonders gut kann man das beim Foto der raufenden Zwergotter erkennen.

Chile-Flamingo
Bennett-Känguru

Warum ich es in der Nachbearbeitung bunt treibe

Mit solchen Aufnahmen bewege ich mich weit jenseits der streng dokumentarischen Tierfotografie. Also erlaube ich mir hier auch bei der Nachbearbeitung einiges mehr an künstlerischer Freiheit, als ich es sonst für angemessen halte. Das bezieht sich ganz besonders auf das Farbspektrum. Zwar werde ich wohl auch in solchen Fällen einen Goldfisch nicht gerade blau einfärben, aber die grundlegende Farbstimmung der Bilder ändere ich mitunter schon recht deutlich und ganz nach meinem Geschmack. Das mag nicht jedem gefallen, aber damit kann ich leben. Aufnahmen wie diese sind ohnehin nicht jedermanns Sache. Mir hingegen macht es immer mal wieder Freude, mich von meinen eigenen Fotos überraschen zu lassen.

Zwergotter (wie auch auf dem Titelbild dieses Blogbeitrags)

Schreibe einen Kommentar