Städtereise Italien – Teil 2

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Reisen

Im ersten Teil waren wir zu Anfang beim Schiefen Turm in Pisa, anschließend ging’s nach Siena mit seiner großartigen Piazza Campo. Nach zwei kleinen Stopps am Lago Trasimeno erreichten wir Perugia, wo es nicht nur über, sondern sogar unter der Erde allerlei Spannendes zu entdecken gab. Na, erinnert ihr euch? Falls nicht, dann klickt doch vielleicht erst einmal auf den Button:

Chianti

Von Perugia geht es heute weiter nach Florenz. Wir nehmen nicht den kürzesten Weg, sondern machen einen kleinen Umweg durch das Chianti. Dort hoffen wir darauf, im Vorbeifahren vielleicht ein wenig von dem zu sehen, was man aus vielen Fotos als die typische Landschaft der Toskana kennt, also Weinstöcke, sanfte Hügel, ockerfarbene Landgüter und auf jeden Fall Zypressen. Nun ja, so ganz wie gewünscht schaffen wir es auf die Schnelle nicht, aber einigermaßen nah kommen wir dem wohlbekannten Klischee letztlich schon.

Da hätten wir schon einmal die für die Toskana so typischen Zypressen.
Na also: Wein, Landgut im Toskana-Stil, Zypressen, obendrein sogar noch Pinien – Klischee erfüllt.

Florenz

In Florenz erweist sich bereits die Anfahrt zu unserem Hotel als echte Herausforderung. Dummerweise schickt das Navi uns mitten in der nachmittäglichen Hauptverkehrszeit durch ein schier undurchdringliches Gewirr von engen, stets hoffnungslos verstopften Einbahnstraßen. Immerhin erhalten wir so die Gelegenheit, jene gelassene und höchst defensive Fahrweise zu bewundern, für die italienische Verkehrsteilnehmer, egal ob im Auto oder auf der hier allgegenwärtigen Vespa, weithin … äähhh … berühmt sind.

Zum Glück werden wir unser Auto in Florenz nicht benötigen. Ganz in der Nähe des Hotels hält nämlich eine Straßenbahn. Mit ihr gelangen wir am nächsten Morgen sehr bequem und entspannt ins Stadtzentrum. Dort angekommen beschließen wir, zuerst einmal den oberhalb der Altstadt und jenseits des Arno gelegenen Giardino Bardini aufzusuchen. Eine gute Entscheidung, denn von dort können wir einen herrlichen Blick über die Stadt genießen.

Florenz – Wir überqueren den Arno und erhaschen einen ersten Blick auf die berühmte Ponte Vecchio
Vorbei an finsteren Brunnengeistern…
…gelangen wir in den Giardino Bardini.
Von hier hat man einen herrlichen Blick über die Stadt.

Nach einem ausführlichen Bummel durch den Bardini-Garten zieht es uns zurück in die Altstadt. Am Ufer des Arno entlang spazieren wir in Richtung der berühmten Ponte Vecchio. Kurz bevor wir sie erreichen, können wir über den Fluss hinweg einen ersten Blick auf die Galleria degli Uffizi am anderen Ufer werfen. Dorthin soll unser Weg uns führen. Dazu müssen wir erst einmal die auf beiden Seiten von kleinen Geschäften gesäumte Ponte Vecchio überqueren. Das ist leichter gesagt als getan, denn natürlich will jeder Florenz-Besucher mindestens einmal über diese berühmte Brücke gehen. Und nicht nur das: Fast alle sind auch wild entschlossen, mitten im Fußgängerstrom für ein dringend benötigtes Selfie stehen zu bleiben.

Auf dem Weg zur Ponte Vecchio
Blick über den Arno zur Galleria degli Uffizi

Endlich doch am anderen Ufer des Arno angekommen, wenden wir uns nach rechts in Richtung der Uffizien. Auf dem kurzen Weg dorthin blicken wir allerdings zuerst noch einmal zurück in Richtung Ponte Vecchio. Mit den wie angeklebt aussehenden bunten Anbauten wirkt sie von hier eigentlich noch sehr viel hübscher als beim Hinübergehen. Wenn man die Brücke passiert, dann sieht man ja links und rechts nur Läden, so dass es eher so wirkt, als spazierte man über eine ganz normalen Straße.

Ponte Vecchio

Im Innenhof der Uffizien, durch den wir vom Ufer des Arno bis zur Piazza della Signora schlendern, haben etliche Maler ihre Staffeleien aufgestellt. Ob mehr oder weniger realistisch oder gar in Form einer Karikatur, hier kann man sich in wenigen Minuten porträtieren lassen. Selbstverständlich gibt es auch jede Menge Florenz-Motive zu erstehen. Wir haben diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen. Ob das wirklich klug war? Immerhin hätten wir ja sonst gehörig damit angeben können, ein Gemälde aus den Uffizien angekauft zu haben.

im Innenhof der Uffizien
Nicht nur im Museum geht es um die Kunst, sondern auch davor.

Die Piazza della Signora ist der wohl meistbesuchte Platz in Florenz und entsprechend zu jeder Zeit voller Menschen aus so ziemlich allen Ländern dieser Welt, Nordkorea einmal ausgenommen. Der beeindruckende Neptun-Brunnen wird von Touristen, die hier ein Selfie machen wollen, geradezu belagert. Ohne die Bereitschaft, ein paar blaue Flecken in Kauf zu nehmen, hat man kaum eine Chance. Dafür können dann aber zu Hause auch voller Stolz Fotos herumgezeigt werden, auf denen man vor der großen Zehe Neptuns zu bewundern ist. Da hat sich der ganze Aufwand doch wirklich gelohnt.

Touristengewusel auf der Piazza della Signora
Neptun mit dem Gesicht von Cosimo de Medici (ja, tatsächlich)
Fotospaß am Fuß des Neptun-Brunnens

Michelangelos weltberühmter David steht im Vergleich dazu geradezu unbeachtet vor dem Glockenturm des Palazzo Vecchio herum. Nun ja, es handelt sich bei ihm auch nur um eine Kopie. Das Original befindet sich gleich schräg gegenüber in der Galleria dell’Accademia.

Kopie des David von Michelangelo

Den nächsten Höhepunkt und damit auch den nächsten touristischen Massenauftrieb stellt der Dom dar. Allerdings lässt sich auch nicht leugnen, dass der Duomo Santa Maria del Fiore ein großartiges Bauwerk ist. Ich bin gewiss nicht der leidenschaftlichste Bewunderer sakraler Kunst, aber hier wandert mein Zeigefinger ganz von alleine auf den Auslöser – und lässt ihn auch so bald nicht wieder los.

kleine Rast im Schatten des Doms
Glockenturm
Auch am Dom versuchen Maler ihr Glück bei den Touristen.

Florenz ist nicht nur ein Zentrum der Kunst, sondern darüber hinaus auch eine sehr lebendige Stadt. Das tägliche Verkehrschaos haben wir ja bereits selbst erlebt (siehe oben). Wie groß das erst wäre, wenn die unzähligen Rollerfahrer auch noch aufs Auto umstiegen? Der Roller, hier selbstverständlich in erster Linie die Vespa, ist wohl das typische Verkehrsmittel aller italienischen Städte – nun ja, Venedig aus naheliegenden Gründen einmal ausgenommen.

das wohl typischste Gefährt Italiens

Voller Leben ist auch der Mercato Centrale, wo man unter dem Dach einer geräumigen Markthalle so ziemlich alles an Lebensmitteln kaufen kann, was das Herz begehrt. Zu ebener Erde sind die Marktstände mit ihren Köstlichkeiten untergebracht; der ganze erste Stock dient als riesige Restaurantfläche, wo man die Wahl zwischen unzähligen gastronomischen Angeboten hat.

Auch wenn hier nur Obst und Gemüse zu sehen sind…
…gibt es im Mercato Centrale ein riesiges Angebot aller möglichen Lebensmittel.
Eine breite Auswahl zubereiteter Speisen findet man eine Etage höher.

Gegen Abend bummeln wir am Ufer des Arno entlang, bis wir kurz hinter der Ponte San Niccolò in einem Park ein Lokal entdecken, wo wir dann mit Blick auf den Fluss einen kleinen Aperitif trinken. Anschließend spazieren wir zurück in Richtung Altstadt. An der Piazza di San Croce finden wir ein nettes Restaurant. Während wir uns den leckeren italienischen Gerichten widmen, wird es allmählich dunkel. Später schlendern wir gut gelaunt noch einmal durch die Altstadt. Mit der Straßenbahn geht’s am Ende zurück zum Hotel.

Blick von der Ponte San Niccolò
Abendstimmung an der Piazza San Croce
im Hintergrund der Glockenturm des Palazzo Veccio
Nachts wird der Dom angestrahlt. Er wirkt dann besonders majestätisch.

Lucca

Von Florenz geht unsere Reise heute weiter nach La Spezia. Unterwegs nehmen wir uns Zeit für einen Abstecher nach Lucca. Dieser charmanten mittelgroßen Stadt (ca. 90.000 Einwohner) merkt man an, dass sie in früheren Zeiten einmal recht bedeutend und wohlhabend gewesen sein muss. Ihre beeindruckenden Festungsanlagen und die vielen mittelalterlichen Türme lassen gar keinen anderen Schluss zu.

Lucca – Blick vom Stadtwall auf den Kirchturm von San Martino

Ganz besonders angetan hat es uns aber ein ausgesprochen hübscher und noch dazu sehr ungewöhnlicher Platz, auf den man beim Bummel durch die engen, schattigen Gassen mit ihren hohen Häusern völlig unvermutet trifft. Es handelt sich dabei um ein im 19. Jahrhundert rekonstruiertes Amphitheater. Die kreisrunde Piazza dell’Anfiteatro wird ringsum von zumeist gelb gestrichenen Häuschen gesäumt, in denen unten Cafés oder Restaurants Besucher bewirten, während die oberen Etagen bewohnt werden.

Erst wenn man durch einen der unscheinbaren Torbögen geht…
…erkennt man zu seiner Überraschung…
…dass sich hier die ausgesprochen sehenswerte Piazza dell’Amfiteatro versteckt.
Detailansicht

Cinque Terre

Nach einem – wie könnte es in Italien anders sein? – wieder einmal ausgesprochen leckeren Abendessen in La Spezia und einer geruhsamen Nacht in unserer hoch über der Stadt gelegenen Unterkunft besteigen wir schon recht früh am nächsten Vormittag den Zug nach Sestri Levante, den sogenannten Cinque Terre Express. Unser Plan: Wir wollen in jedem der fünf Orte, die gemeinsam unter dem griffigen Namen Cinque Terre weltberühmt geworden sind, einen Stopp einlegen und uns jeweils genügend Zeit für ihre Erkundung nehmen.

Riomaggiore

Bereits bei unserem ersten Stopp in Riomaggiore erleben wir ein Ortsbild, wie man es von vielen Fotos der Cinque Terre kennt. Noch ist das Wetter gut, und so stapfen wir vom Bahnhof kommend erst einmal bis ganz nach oben. Der schönste Blick eröffnet sich dann aber von einem Aussichtspunkt, der etwas oberhalb des Hafens gelegen ist.

Cinque Terre – Geschäftsstraße in Riomaggiore
Blick über den Hafen auf den am Berg „klebenden“ Ort

Manarola

Was sich den ganzen Morgen über schon andeutete, bricht mit aller Macht während unseres zweiten Stopps in Manarola über uns herein: Ein regelrechter Wolkenbruch erwischt uns mit voller Kraft, als wir gerade im oberen Teil des Ortes angekommen sind. Für eine knappe Stunde stellen wir uns zusammen mit einigen amerikanischen Besucherinnen provisorisch unter einem schmalen Vordach unter, bleiben aber auch dort nicht so ganz vom Regen verschont. Irgendwann ebbt er endlich ab, und wir bummeln weiter. Ein gutes Stück wandern wir an der Küste entlang, um dann vom gegenüberliegenden Berghang einen besonders schönen Blick auf Manarola genießen zu können.

Manarola kurz nach dem Wolkenbruch
Blick auf Manarola bei eher untypischem Wetter

Corniglia

In Corniglia liegt der Bahnhof ein gutes Stück unterhalb des Ortes. Es gibt zwar einen Bustransfer, aber wir entschließen uns, den Anstieg lieber zu Fuß in Angriff zu nehmen. Das ist zwar durchaus mühsam, aber wir werden dafür mit einem herrlichen Ausblick auf das Meer – jetzt wieder bei schönstem Sommerwetter – belohnt. Corniglia erweist sich als ein sehr hübscher verwinkelter Ort, dessen Charme nicht zuletzt auch darauf beruht, dass er nicht ganz so übervoll von Touristen ist.

Auch in Corniglia sind viele Häuser bunt gestrichen.
Die Gassen sind meist schmal, verwinkelt und voller Treppenstufen.

Vernazza

Bei unserem nächsten Stopp in Vernazza holt uns der Wahnsinn des überbordenden Tourismus schnell wieder ein. Der gesamte Bereich rund um den Bahnhof ist so voller Menschen, dass sich eine gute Weile überhaupt nichts mehr bewegt. Überhaupt wirkt der ganze Ort wie ein bunter Ameisenhaufen, in dem nur eben statt fleißiger Insekten neugierige Touristen herumwuseln. Immerhin lassen sich weiter oben am Hang auch noch ruhigere Gassen finden. Wie mag es hier erst in der Hauptsaison zugehen?

Der kleine natürliche Hafen von Vernazza…
…eignet sich recht gut zum Baden.
Auch hier geht ohne Treppen gar nichts.

Monterosso

Mit unserem nächsten Stopp in Monterosso sind wir dann auch bereits im letzten der Cinque Terre angekommen. Dieser Ort wirkt bei Weitem nicht so idyllisch wie seine vier Vorgänger; er hat eher schon eine leicht mondäne Anmutung. Wir schlendern ein wenig über die Strandpromenade und schauen den Badegästen dabei zu, wie sie fröhlich in den Wellen planschen oder sich in der Sonne aalen.

Am Ende dieses ganz besonders abwechslungsreichen Tages fallen wir ganz schön geschafft in die Sitze des Cinque-Terre-Express, der uns zurück nach La Spezia bringt. Wir sind uns einig: Diese fünf Örtchen haben auch uns mit ihrem Charme verzaubert.

Am Strand von Monterosso…
…geht es durchaus gediegen zu.

Porto Venere

Obwohl wir heute noch bis nach Verona kommen müssen, also eine etwas längere Fahrt vor uns haben, wollen wir uns doch zuerst noch Porto Venere, anschauen. Es sind ja nur wenige Kilometer von La Spezia bis dorthin. Zusammen mit den Cinque Terre gehört auch dieses Städtchen zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Porto Venere – Hafen und Blick auf die Stadt

Porto Venere wird uns allerdings nicht nur als ein sehr hübscher und romantischer Ort in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen seines sehr speziellen Parkhauses. Außer uns suchten dort nämlich gleich mehrere Autofahrer völlig ratlos nach der Ausfahrt. Letztlich fanden wir heraus, dass man erst einmal rückwärts in eine etwas versteckt liegende Bucht rangieren muss. Nur dieses Manöver eröffnet dann zumindest eine Chance, die Ausfahrt unbeschadet zu erreichen. Nie zuvor waren wir so erleichtert, ein Parkhaus wieder verlassen zu können. Vorübergehend hatten wir schon geglaubt, uns bliebe nichts anderes übrig, als einen Einbürgerungsantrag zu stellen.

Zugangstor in die mittelalterliche Stadt
Altstadtidylle

Hier endet er, der zweite Teil meines Blogbeitrags über unsere italienische Städtereise. In der dritten und damit auch letzten Folge wird es bereits ein Stückchen in Richtung Heimat gehen. Der eine oder andere Höhepunkt wartet aber noch auf uns, bevor wir Italien – zumindest für dieses Mal – endgültig Ciao sagen.

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