Städtereise Italien – Teil 3

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Reisen

Wie gut, dass wir gerade zwei ruhige, entspannende Wochen auf Sardinien verbracht haben. Unsere anschließende Städtereise erweist sich zwar als äußerst lohnend, und sie macht uns auch viel Freude, aber ganz schön anstrengend ist so etwas eben auch. Wir wollen lieber gar nicht erst wissen, wie viele Kilometer wir dabei schon zu Fuß zurückgelegt haben. Tja, tolle Städte zu besichtigen ist nun einmal nicht in erster Linie gemütlich, dafür aber spannend und erlebnisreich. Wir haben es ja schließlich so gewollt.

Nachdem wir zuerst in Pisa, Siena und Perugia waren…


…und dann Florenz und die Cinque Terre besichtigt haben…


…liegen jetzt die letzten Stationen unserer Reise vor uns. Von Porto Venere fahren wir heute knapp 300 km Richtung Nordosten, womit wir nicht nur dem Ende des Urlaubs, sondern auch unserem Zuhause ein kleines Stückchen näher kommen.

Mantua

Den ersten Halt legen wir in Mantua in der Lombardei ein. Dereinst von den Etruskern gegründet, ist Mantua heute zwar nur noch eine mittelgroße Provinzhauptstadt, aber eben eine von jener klassischen Schönheit und Würde, wie sie nur wirklich alte Städte aufweisen.

Mantua – Piazza Sordello mit Dom und bischöflichem Palais (links)
freigelegte Mosaiken an der Piazza Sordello
So manches Bauwerk in Mantua…
…zeugt von einer großen Vergangenheit.

Von Mantua ist es dann nicht mehr allzu weit bis zu unserem heutigen Etappenziel Verona, wo wir ganz in der Nähe der Ponte Garibaldi – und damit wirklich nur einen Katzensprung von der zum Welterbe gehörenden Altstadt entfernt – unser Quartier beziehen.

Verona

An unserem ersten Morgen in Verona steigen wir zuerst einmal den Hügel zum Castel San Pietro hinauf, weil wir hoffen, von dort einen schönen Panoramablick über Verona zu haben. Die Rechnung geht auf. Im noch leicht goldenen Morgenlicht liegt die Etsch – ihr italienischer Name lautet Adige – zu unseren Füßen; dahinter dann die Veroneser Altstadt. Sie werden wir heute erkunden.

Verona – Blick vom Castel San Pietro über die Etsch hinweg…
…auf die Altstadt

Die historische Altstadt Veronas schmiegt sich in eine U-förmige Schleife der Etsch. Ihr Mittelpunkt ist die von prächtigen Bauten umrahmte Piazza delle Erbe. Im Mittelalter diente dieser Platz der Stadtrepublik als Versammlungsort und als Marktplatz. Letztere Funktion hat er bis heute behalten. Die Marktstände werden jeden Abend, wenn der Markt schließt, mittels eines pfiffigen Mechanismus zusammengefaltet, so dass sie all ihre Waren sicher bis zum nächsten Morgen aufbewahren können.

Piazza delle Erbe
Palazzo Maffei, davor eine Marmorsäule mit geflügeltem Markuslöwen
Colonna Antica und Torre dei Lamberti
Blick auf den Torre del Gardello mit einer der ältesten mechanischen Glockenuhren Europas

Verona erweist sich als eine sehr angenehme Stadt. Wir bummeln stundenlang durch die Straßen, finden dabei viele hübsche Ecken, aber auch geschäftige Einkaufsstraßen mit ihrem zum Teil ziemlich erlesenen Angebot. Für eine kurze Rast bieten sich immer wieder nette Straßencafés an. Uns zieht es zum Tee aber stattdessen in eine kleine Pasticceria mit ihren zwar sündhaft teuren, aber eben auch absolut unwiderstehlichen Törtchen.

Palazzo del Comune aus dem 12. Jhdt. mit dem Torre dei Lamberti
von einer Schülergruppe unbeachtetes Detail des Palazzo del Comune

Ein Besuchermagnet ganz anderer Art, den sich kaum ein Verona-Besucher entgehen lässt, ist im Gegensatz zu unseren Törtchen alles andere als ein echter Leckerbissen: Im Jahr 1937 wurde ein heruntergekommener Gasthof zur Casa di Giulietta (Haus der Julia) auserkoren und entsprechend hergerichtet. Der berühmte Balkon, unter dem Romeo seine Liebe erklärte, durfte natürlich nicht fehlen. Da dieses Haus aber nun einmal keinen Balkon hatte, wurde kurzerhand einer aus den Marmorsteinen eines Sarkophags gebaut und dann nachträglich an das Haus angeflanscht. Fertig war der „Originalschauplatz“ der berühmtesten Liebesgeschichte der Welt.

Casa di Giulietta – so echt wie eine „Original italienische Pizza“ aus der Tiefkühltruhe

Ganz anders hingegen die Arena: Dieses römische Amphiteater wurde wahrscheinlich um 30 n.Chr. unter Kaiser Tiberius erbaut. Leider ist ein großer Teil der Arena während unseres Besuchs von einer Baustelle umgeben, so dass ich beim Fotografieren ganz schön aufpassen muss, wenn ich nicht in erster Linie Bauzäune im Bild haben möchte. Wir sind natürlich ein wenig enttäuscht, aber selbst unter diesen widrigen Umständen geht von dem zwei Jahrtausende alten Bauwerk ein unbestreitbarer Zauber aus. Lange sitzen wir am Abend unter einem seiner Bögen und schauen dem munteren Treiben auf der Piazza Bra zu.

Warteschlange vor der Arena
Blick von der Arena auf die Piazza Bra

Nach dem Abendessen kommen wir noch einmal zurück. Leider haben wir die blaue Stunde verpasst. Das ist ein wenig schade, denn sie ermöglicht nun einmal besonders schöne Fotos von abendlich beleuchteten Bauwerken. Aber selbst vor dem inzwischen rabenschwarzen Himmel wirken Arena und Piazza recht stimmungsvoll, wie wir finden.

Abendlicher Bummel über die Piazza Bra…
…vorbei an der beleuchteten Arena

Venedig

Letzte Station und vielleicht noch einmal ein besonderer Höhepunkt unserer Italienreise sollte Venedig werden. Am Mittwochabend wollten wir an- und am Samstagmorgen wieder abreisen. Von unserem Hotel auf dem Festland sollte es dann Donnerstag und Freitag jeweils mit dem Auto zum Bahnhof in Mestre gehen und von dort mit dem Zug ins historische Zentrum von Venedig.

Venedig – typische Masken

An dem Plan war auch nichts auszusetzen, nur hatten wir unsere Rechnung ohne die italienischen Gewerkschaften gemacht. Sie riefen genau an „unserem“ Freitag einen Streik aus, der – so viel war klar – den gesamten Zug- und Nahverkehr komplett zum Erliegen bringen würde. Zum Glück kündigten sie das Ganze ein paar Tage vorher an, so dass wir unsere Pläne zumindest noch ein wenig anpassen konnten.

Eigentlich hätten wir uns auf dem Weg von Verona nach Venedig noch gerne Padua anschauen wollen, aber unter diesen Umständen nehmen wir am Mittwochmorgen dann doch lieber den schnellsten Weg und verzichten auf jeglichen Zwischenstopp. Statt erst ins Hotel fahren wir sofort zum Bahnhof in Mestre, von wo uns der nächste Zug in Venedigs historische Altstadt bringen wird. So bleiben uns mit dem morgigen Donnerstag wenigstens anderthalb Tage zur Erkundung ihrer 127 Inselchen.

Das flache Gebäude ist der Bahnhof Santa Lucia. Gleich davor befindet sich eine Vaporetti-Haltestelle.
Vaporetto (venezianischer Wasserbus) beim Anlegen…
…und hier in einer Biegung des Canal Grande

Abgesehen von dem Streik stehen unsere Tage in Venedig aber auch ansonsten unter keinem guten Stern. Zum ersten Mal während unserer gesamten Zeit auf Sardinien und dem italienischen Festland spielt das Wetter so gar nicht mit. Kurze Schauer haben uns zwar auch schon in Pisa und den Cinque Terre erwischt, aber danach wurde es bald wieder schön und sonnig. Hier in Venedig bekommen wir die Sonne überhaupt nicht zu Gesicht. Stattdessen nichts als grauer Himmel und immer wieder auch länger anhaltender Nieselregen.

Der Canal Grande hat schon etwas Erhabenes.
Mit seinen Palazzi wirkt er ausgesprochen prunkvoll.
Ungefähr auf halber Strecke überspannt ihn die weltberühmte Ponte di Rialto (Rialto-Brücke).
Blick von der Rialto-Brücke auf den Canal Grande
Kanäle, Kanäle und noch mehr Kanäle. Der Canal Grande ist zwar der größte, aber nur einer von vielen.
Die historische Altstadt Venedigs besteht nämlich aus nicht weniger als 127 kleinen Inseln.
Boote dienen hier als einziges und damit unverzichtbares Hauptverkehrs- und Transportmittel.
Blick von der Ponte dell’Academia, im Hintergrund Santa Maria della Salute

Ich bemühe mich, das schlechte Wetter nicht als Ärgernis zu sehen, sondern als eine Chance, Fotos zu machen, die sich von den typischen Postkartenmotiven ein klein wenig unterscheiden. Aber ich gebe mich da keinen großen Ilusionen hin: In Venedig wurde ohne Zweifel jede auch noch so abgelegene Ecke schon abertausende Male und unter allen erdenklichen Wetterbedingungen fotografiert.

Es sind besonders die vielen kleinen Kanäle, die…
…uns immer wieder zum Bummeln einladen.
Manche von ihnen zeugen von Wohlstand.
Andere wiederum haben eher den Charme einer…
…langsam verfallenden Pracht.

Trotz des recht schlechten und vor allem sehr unbeständigen Wetters lassen sich viele Touristen ganz unverdrossen in Gondeln durch die Kanäle staken. Dennoch warten heute einmal ausnahmsweise nicht die Besucher, sondern eher die Gondolieri auf die nächste Fahrt. Dem Wetter entsprechend haben viele von ihnen heute Jacken über die so typischen gestreiften Hemden gezogen. Ein klein wenig bleibt die Romantik dabei schon auf der Strecke.

Offenbar wollen viele Touristen…
…auf eine Gondelfahrt durch die Kanäle…
…selbst bei dem trüben Wetter nicht verzichten.
Da kann es auch schon einmal zu einem kleinen Stau kommen.

Streik und Regenwetter sind aber noch längst nicht alle Hindernisse, die sich meinen fotografischen Ambitionen in den Weg stellen. Beinahe noch ärgerlicher sind die vielen Baustellen. Und die mit Abstand ärgerlichste ist die Riesenbaustelle am Markusplatz. Da ist es fast schon ein Glücksfall, dass zu allem Überfluss auch noch Aqua alta – wenn auch nicht allzu hoch und lokal auf die Gegend um den Markusdom begrenzt – hinzukommt. Das Hochwasser ermöglicht immerhin einige ganz nette oder gar lustige Fotos. Sie ersetzen mir wenigstens zum Teil jene großartigen, nie vorher in ähnlicher Güte gesehenen Aufnahmen vom Markusplatz, die ich unter anderen Umständen ganz zweifellos gemacht hätte.

Nicht nur in einigen Kanälen zeigt sich das Hochwasser.
Auch die Piazza San Marco (Markusplatz) ist bereits zum Teil überflutet.
Selbst nasse Füße halten nicht alle Touristen von einem Caffè in berühmter Umgebung ab.
Einige Kellner sind bereits auf zweckmäßigeres Schuhwerk umgestiegen.
Auf dieser Seite des Markusplatzes ist es noch trocken.
Gegenüber zwingt der steigende Wasserpegel hingegen zum Gänsemarsch.
edle Spiegelung
Vor der Basilica di San Marco (Markusdom) bleibt man besser auf den Stegen.

Immer hübsch auf den Stegen balancierend finden wir selbst jetzt bei Hochwasser einen Weg, der uns zwischen dem prächtigen Archäologiemuseum zur Rechten und dem noch prächtigeren Dogenpalast zur Linken an die Lagune führt. Von dort haben wir einen recht romantischen Ausblick auf die Isola di San Giorgio Maggiore mit ihrer gleichnamigen Kirche.

Blick hinüber zur Isola di San Giorgio Maggiore

Auf der Ponte della Paglia wimmelt es nur so von Touristen, denn von dort erhascht man den wohl besten Blick auf die Ponte dei Sospiri, die berühmte Seufzerbrücke. Sie verbindet den Dogenpalast mit dem von außen erstaunlich edlen Palazzo delle Prigioni Nove, dem Neuen Gefängnis. Vom Dogenpalast wurden die Verurteilten über diese Brücke ins Gefängnis geführt – zur Haft oder Hinrichtung. Mit einem tiefen Seufzer soll so mancher von ihnen von der Brücke ein letztes Mal auf die Lagune geblickt haben.

Palazzo Ducale (Dogenpalast) und Ponte della Paglia, die…
…bei Touristen äußerst beliebt ist, da sie den besten Blick…
…auf die weltberühmte Ponte dei Sospiri (Seufzerbrücke) bietet.

Auch wir haben einen – jedoch weitaus weniger dramatischen – Grund für ein paar Seufzer, denn hier endet sie, unsere Reise durch einige der schönsten Städte Italiens. Damit bin ich gleichzeitig am Ende meines dreiteiligen Blogbeitrags angekommen.

Falls ihr mögt, dann lasst mich gerne einmal in den Kommentaren wissen, ob es hier auch in Zukunft solche Fotos wie die von unserer italienischen Städtereise geben soll. Oder wollt ihr doch lieber ausschließlich Naturfotos hier im Glaslinsenspiel sehen?

Eure Meinung dazu interessiert mich wirklich sehr.

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