Wenig Fotoglück im Schmetterlingshaus

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Schmökern

Eine Pleite möchte ich es zwar nicht gleich nennen, aber um von einem vollen Erfolg zu sprechen, müsste ich mir schon ziemlich kräftig selbst in die Tasche lügen. Dabei war ich eigentlich ganz sicher, mein Plan würde aufgehen und ich hätte am Ende mehr als genug Bildmaterial für diesen Blogbeitrag. Die Praxis sah dann aber leider doch ein wenig anders aus. Vielleicht sollte ich das Ganze unter der Rubrik „Erfahrung“ verbuchen. Schließlich muss man sich ja als Naturfotograf die unvermeidlich mit diesem wunderbaren, aber eben auch ziemlich launischen Hobby einhergehenden Misserfolge irgendwie schönreden. Ansonsten liefe man noch Gefahr, zum wütenden Rumpelstilzchen zu werden.

Genug gejammert! Also jetzt der Reihe nach:

Großer Mormone

Gestern war ich einmal mehr im Maximilianpark in Hamm, genauer gesagt im dortigen Schmetterlingshaus. Tatsächlich zieht es mich immer wieder dorthin. Wunderschöne Falter in einem ansprechenden Ambiente, das alles verbunden mit der Erlaubnis, nach Herzenslust zu fotografieren, wenn auch selbstverständlich ohne Blitzlicht. Was wollte man mehr? Und das Beste: Die Bilder dürfen ohne Weiteres veröffentlicht werden. So viel Verständnis für die Belange von Fotografen ist leider selten, weshalb ich es hier sehr gerne einmal lobend erwähnen möchte. Auch ich habe anlässlich eines früheren Besuchs schon von dieser großzügigen Regelung profitiert und einige Bilder hier im Glaslinsenspiel veröffentlicht:


Kaum habe ich das Schmetterlingshaus betreten, schon sehe ich erst einmal … rein gar nichts. Da es draußen noch ziemlich kalt ist, hier drinnen aber hohe Luftfeuchtigkeit und mollige 35°C herrschen, beschlägt meine Brille auf der Stelle. Also nehme ich sie ab und taste mich ohne meine eigentlich unentbehrliche Sehhilfe vorsichtig zu der erstbesten Sitzgelegenheit. Dort warte ich in aller Ruhe ab, bis ich nach ca. 15 Minuten wieder freie Sicht habe.

Juliafalter (auch: Fackel)

Die Frontlinse meines Makroobjektivs benötigt noch einmal 10 Minuten länger, da sie im Gegensatz zu den Brillengläsern aus Glas statt aus Kunststoff besteht. Frühere Besuche haben mich gelehrt, dass sich diese Wartezeit durch Herumwischen auf der Linse auch nicht verkürzen lässt. Also fasse ich mich in Geduld. Immerhin kann ich ja nun, da ich wieder etwas sehe, schon einmal den Anblick der vielen Blumen und vor allem der hübschen Schmetterlinge genießen.

Malachitfalter

Ich erkenne allerdings – zumindest auf den ersten Blick – erheblich weniger Arten als sonst, und die Zahl der Individuen, die um mich herumflattern, erscheint mir ebenfalls deutlich geringer. Vermutlich hätte ich ein wenig geduldiger sein und besser etwas später im Jahr herkommen sollen. Das Schmetterlingshaus hat nach der Winterpause erst vor ein paar Tagen wieder geöffnet. Offenbar wird es noch ein wenig dauern, bis sich die gewohnte Fülle erneut einstellt. Diese Vermutung finde ich auch durch die Tatsache bestärkt, dass außergewöhnlich viele Schmetterlingspuppen sorgfältig in Reih‘ und Glied aufgehängt auf ihre bevorstehende Metamorphose zu prächtigen Faltern warten.

akkurat aufgereihte Schmetterlingspuppen

Nun könnte ich noch ganz gut damit leben, dass es heute weniger Schmetterlinge sind als sonst. Schließlich reicht mir ja – zumindest theoretisch – schon von jeder Art einer. Aber dummerweise gehören die allermeisten Falter, die ich aktuell hier antreffe, zu den „Immerfliegern“. Das muss ich wohl erklären: Aus meiner Sicht als Fotograf teile ich die Schmetterlinge grob in drei Gruppen ein. Da gibt es zum einen die „Posingprofis“. Sie sind mir die liebsten, setzen sie sich doch bevorzugt auf schöne Blüten, lassen beim Sitzen ihre Flügel weit ausgebreitet und sind im Idealfall auch noch besonders hübsch gezeichnet. Deutlich weniger angetan bin ich von den „Klappsitzern“. Auch sie setzen sich zwar häufig auf Blüten, klappen aber unmittelbar nach der Landung ihre Flügel zusammen. Das ergibt meistens – nicht immer – deutlich weniger attraktive Bilder. Am wenigstens zum Fotografieren eignen sich die oben bereits erwähnten „Immerflieger“, die praktisch ständig durch die Luft gaukeln und sich tagsüber leider so gut wie nie irgendwo niederlassen.

Malachitfalter

Da ich bis zur geplanten Veröffentlichung meines nächsten – also dieses – Beitrags keine weiteren Gelegenheiten zum Fotografieren haben werde, sollte ich mich wohl tunlichst ein wenig ins Zeug legen, um das Beste aus der Situation zu machen. Ein guter Plan B muss her, denn heute kann ich wohl nicht mit der üblichen Ausbeute an Schmetterlingsfotos rechnen. Mir bleibt folglich gar nichts anderes übrig, als ein wenig kreativ zu werden. Gar nicht so einfach, denn außer dem Makroobjektiv habe ich keine weitere Linse dabei.

Zuerst einmal entscheide ich mich, ausnahmsweise auch solche Falter abzulichten, die nicht inmitten schöner Blüten, sondern auf allerlei extra für sie ausgelegtem Obst Platz genommen haben, wo sie sich am Fruchtsaft gütlich tun. Man erkennt dann natürlich auf den ersten Blick, dass die Bilder nicht wirklich in den Tropen, sondern in einem Schmetterlingshaus aufgenommen wurden, aber was soll’s? In der Not frisst der Teufel eben Fliegen – und verheimlich will ich es ja ohnehin nicht.

Bananenfalter
Blauer Morphofalter

Da ich auch damit noch längst nicht genug Bilder für einen ordentlichen Blogbeitrag beieinander habe, wende ich mich nun den Pflanzen zu. Manche blühen bereits ganz herrlich, andere wiederum sind auch ohne Blüten durchaus attraktiv und lohnen ein Foto. Da macht es auch gar nichts, dass ich lediglich mein Makroobjektiv dabeihabe. Aufnahmen von Pflanzen gehören ja quasi zu dessen Kernkompetenz. Es sollte also funktionieren.

Doch das ist noch nicht alles. Neben seinen Namensgebern gibt es nämlich hier im Schmetterlingshaus auch ein paar andere tierische Bewohner. Da wären zuerst einmal die ziemlich ungewöhnlich aussehenden Schrecken, wobei diese Sammelbezeichnung zoologisch wohl nicht ganz korrekt sein dürfte. Auch für Aufnahmen von ihnen sollte ich mit meinem Makroobjektiv einigermaßen gerüstet sein. Allerdings ist es gar nicht so leicht, diese Meister der Tarnung überhaupt zu finden.

Gespenstschrecke
Wandelndes Blatt – Habt ihr es gefunden?
Stabschrecke
Stabschrecke (Detailansicht)

Für eine ansprechende Aufnahme der Schildkröte, die hier im Schmetterlingshaus frei herumläuft – nun ja, meistens wohl eher herumliegt – ist das Makroobjektiv allerdings nicht ideal, zumal es rund um das Tier kaum Platz gibt. So dürfte sich die ziemlich bedächtig agierende Kröte wohl sehr über diesen komischen Kauz wundern, der sich da genau wie sie selbst bäuchlings auf den Boden legt, ganz an eine Mauer gedrückt, um schließlich am Ende dieser höchst eigenartigen Turnübung seine Kamera auf sie zu richten. Ich erkläre ihr, dass die recht lange Brennweite meines Makroobjektivs mich dazu zwingt, aber sie wirkt alles andere als überzeugt. Ihr Gesichtsausdruck scheint mir von einer gehörigen Portion Skepsis geprägt zu sein.

Schildkröte, skeptisch blickend

Am Ende sind mir mit Ach und Krach so gerade eben genügend Bilder gelungen, um diesen Blogbeitrag einigermaßen angemessen zu illustrieren. Angesichts des gänzlich unerwarteten Mangels an ebenso hübschen wie flatterhaften Models, auf die ich hier im Schmetterlingshaus fest gebaut hatte, bin ich mit meiner Ausbeute gar nicht mal so unzufrieden. Zwar wurde leider nichts aus dem vermeintlich sicheren fotografischen Heimspiel, aber mit den Ergebnissen meiner spontanen Improvisation kann ich letztlich ganz gut leben.

Blauer Morphofalter
Zebrafalter

Schon auf der Heimfahrt beschließe ich, es dabei keinsfalls bewenden zu lassen. Ganz sicher werde ich zu einer etwas geeigneteren Jahreszeit noch einmal herkommen, um bei den hübschen Faltern wieder aus dem Vollen schöpfen zu können. Wenn ich dafür dann gleich einen ganzen Tag einplane, sollte mir genügend Zeit bleiben, nicht nur das Schmetterlingshaus, sondern auch den Maximilianpark gründlich mit meiner Kamera zu erkunden. Von früheren Besuchen weiß ich: es lohnt sich.

Tigerheliconius

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